Süchtig nach Stoff und Nadeln

Kunstfertigkeit und Handwerk gelangen besonders dort zur Vollendung, wo sich Tradition und neue Ideen kreativ verbinden. So wie bei Susanne Spitz.
Kunstfertigkeit und Handwerk gelangen besonders dort zur Vollendung, wo sich Tradition und neue Ideen kreativ verbinden. So wie bei Susanne Spitz.
[adj. (Brit.) [sl.] für verrückt, meschugge, zerfahren, zerstreut]
Was verbindet Magdalena Groher und ein Wort, dass die Vokabel des Tages aus einem Kalender für britisches Slangvokabular sein könnte? – So hieß ihr eigenes Label, mit dem Magdalena schon zu Lehrzeiten individualisierte T-Shirts auf den Markt gebracht hat.
Zum 1.1.2013 stieß die attraktive Sulzbach-Rosenbergerin zu uns. Vom BWL Studium die Nase voll, wollte Magdalena endlich etwas MACHEN. Und in welchem Handwerk sieht man das Ergebnis seiner Arbeit so bald, wie in der Schneiderei?
Ute war auf der Suche nach einem Hemdblusenkleid, dass einfach mal ihren Vorstellungen entspricht. Entnervt von der Suche und enttäuscht von der Stangenware, wollte sie lieber weniger Zeit für die Suche aufwenden und endlich bekommen, was ihr vorschwebt.
Im Juli 2016 kam Fatima zu uns ins Atelier, weil ihr Hochzeitskleid nicht so passte, wie sie es sich wünschte. Auch ihrem Gatten passten wir damals das Hochzeitsgewand an. Seither hatten wir immer wieder Kontakt. Eine ganze Reihe Anpassungen durften wir für die beiden vornehmen.
Vergangenen Sommer kam Fatima mit einem Kleid, das gekürzt werden sollte – und mit dem Wunsch nach einem einzigartigen Sommerkleid. Sie hatte da ein Kleid gesehen, dass ihr von der Idee her sehr gut gefiel. Aber eben im Detail doch nicht.
Wir fertigen jedes Jahr einige Hochzeitskleider und Hochzeitsanzüge an. Hochzeitskleidung ist ein sehr emotionales Thema. Gerade für die Damen ist es schwierig: Soll ich diesen Tag „nutzen“ um mal so richtig Prinzessin zu sein? Oder bleibe ich meinem eher reduzierten Stil treu?
Will ich dieses Outfit später „archivieren“, oder soll es ein „Leben danach“ haben?
Matthias Delay kenne ich virtuell schon seit Januar 2005. Damals war noch „openBC“ was heute „xing“ ist. Später trafen wir uns auch auf Twitter und Facebook – immer mal wieder verlinkte mich Matthias, wenn jemand aus seinem Netzwerk eine Maßschneiderin suchte oder ich kommentierte einen seiner Beiträge.
Vor zwei Jahren bekam ich dann mit, dass Matthias beim „Distinguished Gentleman’s Ride“ dabei ist. Eine sehr coole Aktion, die der Spendensammlung dient. Das Geld kommt der Prostata-Krebs-Forschung zu Gute. Und das Format ist auch wunderschön: Die Idee ist, dass sich alles, was zwei Räder hat in edlen old-school Zwirn schmeißt und dann durch die Stadt cruist. In Zürich waren das über 400 Motorrad-Fahrer!
Wir haben immer wieder Herren, die ihren Angetrauten bzw. Partnerinnen zu Weihnachten ein Outfit von uns schenken. Christiane und Jens waren im Sommer 2015 das erste Mal bei uns im Atelier. Monika, eine liebe Kundin, hatte die beiden zu „Sekt & Starters“ – unserer kleinen „Schlossgartenfest-Vorfeier“ – mitgebracht.
Im Winter 2016 bekam ich eine E-Mail von Jens, mit der Frage, was denn ein Hosenanzug in etwa kosten würde. Da ich nicht wusste, was für einen Hosenanzug Jens für Christiane gerne hätte – einen klassisch-handwerklich verarbeiteten oder lieber einen, der auch in die Waschmaschine kann – gab es erst mal ein Beispielsangebot für beide Verarbeitungsvarianten.
Ich schimpfe ja immer auf „die Designer“, die zwar toll zeichnen können, aber keine Ahnung von der Umsetzung haben. Ja, natürlich gibt es solche und solche. Die einen sind tatsächlich „reine Theoretiker“, die anderen haben Ahnung vom Handwerk und zeichnen dann Klamotten, die sich auch so umsetzen lassen.
Wenn ich mich mit einer Kundin im Gespräch befinde, wir gemeinsam ein Modell erarbeiten, läuft bei mir natürlich immer das „wie setze ich das um?“-Protokoll mit. Und dann passiert mir tatsächlich folgendes:
Herrengarderobe fertigen wir meist nicht selbst. „Was?!?“ fragen Sie sich vielleicht. Das liegt daran, dass es einige Kollegen gibt, die sich darauf spezialisiert haben, für Kollegen die Anfertigung zu übernehmen. Das bedeutet: Ich mache den Schnitt und schicke dem Kollegen diesen, sowie den Stoff zu und der Kollege übernimmt dann die Näharbeiten.
What?!?
Ja, das trifft es einfach am Besten
Felix kam im vergangenen Winter auf mich zu, dass er gerne ein Outfit hätte, das gewisse Details eines Anzugs mit der absoluten Bequemlichkeit vereint. Nun ist „bequem“ für jeden Menschen etwas anderes. Ich persönlich finde Kleider im Alltag am bequemsten, denn ich trage nur ein Teil, muss nichts kombinieren und nichts rutscht an der Taille auseinander.
Für Felix ist eine Latzhose das Bequemste, was es im Hosen-Bereich gibt: Auch wenn er sich nach vorne bückt, liegt der Rücken nicht frei. Der Bund muss nicht einschneidend eng sein, weil die Hose auf den Schultern hängt. Außerdem bietet eine Latzhose die Möglichkeit in ihrem Latz Dinge zu transportieren. Yeah!
Damit es aber nicht heißt, er liefe in einer Latzhose rum, musste das die edelste Latzhose von Welt werden. Also kein Denim, keine Baumwolle, nein, wir entschieden uns für einen hochwertigen, wundervoll weichen Flanell aus dem Hause Loro Piana. Hier trifft also ein sehr traditioneller Anzugstoff auf einen „Arbeiterschnitt“.