Lack, die Dritte
Über diese Lieblingskunden konnte ich hier schon oft berichten. Die letzten Outfits, die wir für sie gemacht haben, hatten neben dem Grundthema Lack, die Thematiken „Spielmannsuniform“ und „Magd“.
Na meine Herren! Wie sieht das denn aus?
Doch siehe da, so eine Spielmannsuniform kann ganz schick sein, wenn man in historischen Büchern blättert. Der Kundschaft ist auch immer sehr wichtig, dass an gewisse Körperteile leicht heranzukommen ist. So möchte der Herr zum Beispiel die Möglichkeit haben, die Brust nackt zu tragen ohne die Jacke komplett auszuziehen. Also haben wir am Vorderteil der Jacke ein Blatt eingesetzt, dass mit Klettverschluss gehalten wird.
Ein weiterer Wunsch waren Taschen um Kleinigkeiten wie einen Zimmerschlüssel, etwas Geld oder ein Taschentuch unter zu bekommen. Die Haben wir in der Ansatznaht von Torso und Schoß versteckt.
Der nach außen gezogene Schulterausputz betont das männliche „V“ im Oberkörper. Der Zierrat an den Armen ist original von der historischen Vorlage übernommen. Die aufgesteppten Borten sind übrigens ebenfalls historische. Noch mit echtem Silberdraht! So etwas gibt es nicht mehr häufig und ich bin sehr froh, dass Oskar Dorbath da ein verlässlicher Lieferant ist.
Für die Dame sollte es ein Outfit sein, dass zeitgleich in die Umgebung passt, als auch nach modernen Maßstäben gefällt und die Trägerin möglichst sexy erscheinen lässt.
Was hier wie ein Spenzer mit Bluse und Rock erscheint, entpuppt sich als Korsett mit per Druckknöpfen gehaltenen Blusen-Teilen. Ja tatsächlich ist in der Front unter den Knöpfen eine Korsettleiste versteckt und hinten im Rücken findet sich die typische Schnürung. Und das Korsett ist auch ganz traditionell innen mit Baumwolldrell und Stahlstäben verarbeitet.
Das Bluserl besteht aus vier Einzelteilen: zwei Ärmel und zwei Vorderteilen. Diese vier Teile sind mit sehr flachen Druckknöpfen an das Korsett gedrückt. Sollte der Herr also nicht nur seine Brust frei wissen, sondern auch die der Dame, reicht ein beherzter Ruck am Textil und sein Wunsch ist erfüllt.
Auch an den Rest der Frau ist leichtes Gelangen. Der Schottenrock ist sowohl in der vorderen Mitte als auch hinten zweigeteilt. Die darunter liegende Unterhose orientiert sich auch ganz an der Historie: die ersten Hosen bestanden aus zwei Beinlingen, die in der Taille mit einem Band zusammen gehalten wurden. Zu gut deutsch, der Schritt selbst ist wenig geschützt.
Wenn man sich die Bilder mit den roten Korsetts genauer ansieht, ist erkennbar, dass das kein „glatter“ roter Lack ist, wie die Spielmannsuniform, sondern ein glitzriger Lack. Er wirkt fast so, als hätte er einen Effekt wie eine Hologramm-Folie… Wir im Atelier waren davon total begeistert, der Herr war sich nur nicht sicher, ob seine Dame ähnlich begeistert ist, oder das eher etwas „drüber“ empfindet. Abhilfe gegen diese Möglichkeit schuf er, indem er das gleiche Outfit nochmals in schwarzem Lack beauftragte. Der Schottenrock sollte dazu nun auch problemlos passen… Übrigens sieht man an der schwarzen Lack-Buxe auch schön ein weiteres Feature: Wir haben auf Hüfthöhe Tunnelzüge eingearbeitet, mit deren Hilfe man die Schrittregion noch dezidierter von Stoff befreien kann.
Lieblingskunden! Hier geht es nicht nur darum etwas Schönes zu nähen, sondern gelebte Träume auszustatten. Vielen Dank, dass wir immer wieder so schöne Outfits für Euch zaubern dürfen!
Zum Schluss noch einen lieben Dank an www.fischimglas.de – Lack fotografieren ist nämlich gar nicht einfach.