Korsett aus Glasperlen
Das wohl aufwendigste Korsett, das je in unserem Atelier entstanden ist, ist ein Korsett aus etwa 3.000 schwarzen Glasschliffperlen und einem braun/schwarzen Tweedstoff.
Die Idee zu diesem Korsett ist „geklaut“ 🙂 Auf einem vier Tages Trip in Paris schlenderte ich an einem Brautmodengeschäft vorbei, in dem ich die großartigsten Konfektionsbrautkleider sah, die mir je begegnet sind. Noch nie habe ich Brautkleider gesehen, die so sexy, ausgefallen und selbstbewusst waren, wie die Kleider von Mirella! Und da war es im Schaufenster! Eine üppiger Rock und darüber eine Corsage, die aus nichts weiter als Perlen und Satinbänder bestehen zu schien!
Es war wohl keine Frage, dass ich dieses geniale Stück aus der Nähe sehen musste – einen Blick ins innere erhaschen. Die Corsage, bzw. die Satinbänder und Glassteine waren auf eine Schicht zarten Organzas gearbeitet. Ein genialer Effekt – aber natürlich so ein bisschen „Fake“. Wäre es nicht viel aufregender, wäre die Corsage tatsächlich NUR aus Glasperlen und Stoffbändern? Dazwischen blitzt ein wenig Haut… ein ganz klein wenig Haut…
Überglücklich auch noch einen Katalog ergattert zu haben, flog ich zwei Tage später nach Hause.
Der Gedanke an dieses Zauberstück hatte sich ordentlich bei mir eingenistet. Jedoch hatte ich keine Lust auf eine Corsage – ich wollte lieber eine richtiges Schnürkorsett – und wie schon erwähnt: muss da der Organza drunter??? Zumal sich für mich das „Problem“ auftat, dass ich kein weißes Korsett machen wollte, um eben nicht zu sehr nach Hochzeit aus zu sehen. Bei einem farbigen Korsett wäre der Organza aber so oder so viel stärker sichtbar gewesen, wie bei einem weißen
Ich durchsuchte also unser Stofflager, recherchierte bei meinen Lieferanten bezüglich Glasperlen und acht Wochen später ging es los: mit 3.000 schwarzen Glasschliffperlen, einem braun/schwarzen Tweed, unseren Korsettstangen, einer schmalen Schließe und einem Sack voll Euphorie bewaffnet, machte ich mich ans Werk.
Nach etwa sieben Stunden fädeln, messen, ausprobieren stellte ich fest: so geht es nicht! Aber – Versuch macht klug! – mir war klar geworden wie ich es anstellen muss, damit es eben doch funktioniert. Und zwar ohne Organza darunter!
Also, alles wieder auftrennen und erneut frisch ans Werk!
Weitere 25 Stunden später war es fertig! – Der Rock dazu war nur noch „Formsache“…
Interessanterweise ist es eines meiner „bequemsten“ Korsetts überhaupt! Durch die schräglaufenden Stoffbänder ist das Korsett in sich sehr beweglich. Es ist also einerseits stabil genug um eine gewisse Taillenreduzierung zu erlauben, andererseits ist es in sich „verschiebbar“, so dass es bei jeder Bewegung gut mit geht. Das Korsett „in Aktion“ sieht man in unserem Video der Modeschau: https://www.spitz-massdesign.de/wordpress/?p=935
Mit seinen 25 Stunden Anfertigungszeit und dem hohen Materialaufwand ist es natürlich nicht nur optisch unser Spitzenreiter 😉 Doch andererseits wird mir niemand widersprechen können, dass dieses Korsett ein Modell ist, dass seines gleichen vergeblich sucht!
Am Rande sei noch erwähnt: Dank dieses Korsetts entstanden unsere Hals- und Armbänder aus den Glasperlen. Wir verkaufen diese maßgefertigten Kleinode inzwischen Europa weit.