Weil wir ja sonst nichts zu tun haben ;-)
Zu keiner Jahreszeit hat der Einzelhandel so viel zu tun, wie im Dezember.
Offenbar gilt das nicht für Wirte und vielleicht war Alex Jordan langweilig, als er sich um das Marktrecht bewarb: Am Altstädter Kirchenplatz sollte 2016 zum ersten Mal ein Weihnachtsmarkt stattfinden.
Ich selbst stufte dieses Unterfangen zuerst als unnötig ein. Warum noch einen weiteren Weihnachtsmarkt? Ich kannte von der Waldweihnacht das Gedränge und ewig gleiche Angebot. Als Alex bei unserer „Leben findet Altstadt„-Sitzung im Februar aufschlug, um seine Pläne vorzustellen, war die Frage aber schon nicht mehr ob es einen Markt geben solle, sondern nur noch wer ihn machen würde. Ganz klar: Mir ist ein LfA-Kollege hundert Mal lieber, als jemand, den ich nicht kenne.
Im September entschlossen wir uns dann mit „Leben findet Altstadt“ eine eigene Bude auf dem Weihnachtsmarkt zu bespielen. Die Top-Garantie, dass uns im Dezember nicht langweilig werden würde 🙂
Die Diskussion, wie wir diese Bude gestalten wollen war groß. Da war alles dabei: Eine reine Werbeplattform ohne Produkte, jeder einen Tag seine Produkte, von allen ein Produkt… Ein Hin – ein Her. Und irgendwie kein Land in Sicht.
Das beste war dann noch, dass auf der Zielgeraden – wir sind inzwischen bereits mitten im November – die Diskussion auch noch einschlief! Aaaarrrghhh! Klar, genau dann beginnt der Weihnachtsendspurt in den Geschäften.
Am 23. November eröffnete der Altstädter Weihnachtsmarkt – unsere letzte „Leben findet Altstadt“-Sitzung war am 17. November. Huch! Nur noch sechs Tage und noch immer keinen Plan. Ich brachte meine Vorstellung der Bude als schnell hin gekritzelte Bleistiftzeichnung mit. Weil keiner eine bessere Idee hatte, durfte ich mich ab sofort um das Thema kümmern.
Lieben Dank nochmals an Martin Kössler von der Weinhalle! Ich hatte nämlich die glorreiche Idee, unsere Waren jeweils in Weinkisten zu packen. Und Martin schenkte mir mal eben ein Dutzend solcher Kisten.
Mit Hilfe dieser Weinkisten konnten wir unsere „Ausstellungsfläche“ deutlich vergrößern. Vier Kisten bekamen Löcher in die Rückwand und jeweils eine eigene „Beleuchtung“ und wurden dann einfach an Haken gehängt, die ich außen in die Budenwand gedreht hatte.
Die anderen Kisten haben wir kunstvoll auf dem Tresen gestapelt. Mancher brachte seine Ware auch schon so schön dekoriert mit, dass es nicht mal einer Kiste bedurfte.
Die größte Aufgabe bestand jedoch darin, den Stand zu besetzen. Wie gesagt: Vor Weihnachten ist es dem Einzelhändler nicht gerade langweilig. So sehr wir uns auch mühten, wir bekamen einfach nicht alle Tage abgedeckt.
Doch da kam uns wieder die Macht der Gruppe zu Hilfe: Folkert Lübben von goldlieben war nicht so glücklich mit unserer „Gemischtwarenbude“. Sein Schuck ist zu kleinteilig und zu wertvoll um in so einem Umfeld präsentiert zu werden. Folkert ist jedoch kein Meckerer, sondern ein Mann mit viel Einfallsreichtum und Phantasie. Er bot an, dass er die letzten Tage Leben findet Altstadt repräsentieren würde.
Super! Mit einem Dutzend von uns LfA-lern, drei unserer Rikscha-Fahrer, vier unserer Mitarbeiter, einem lieber Freund von mir und Folkert schafften wir es schließlich, dass der Stand während der Weihnachtsmarkts-Öffnungszeiten immer besetzt war. Großartig!
Wir profitierten jedoch nicht nur in Besetzungsfragen von unserem Kollegen Folkert, er sorgte auch für wundervolles Licht und eine ordentliche Heizung in der Bude. Schon am 21. November installierte er die extra besorgten Lampen in der Bude. Auch die Gasheizung, die er eigens besorgt hatte, konnten wir vom ersten Tag an nutzen. Die Gasflasche bekamen wir von Kurt Greiner geliehen, der uns als LfA-Mitglied auch das Gas zum Spezial-Preis vermachte.
Während ich davon ausging, dass der Stand vor allem eine „Werbefläche“ für Leben findet Altstadt sein würde, hatten andere von uns den Anspruch dort Umsatz zu machen. Mein Bauch sagte mir im Vorfeld: „500 maximal 1.000 Euro. Dann sind wir gut!“ Tja, da hatte ich uns ganz schön unterschätzt. Wir brachten alleine für 2.500 Euro Altstadttaler unters Volk. Und mancher von uns musste sogar Ware nachfüllen.
Fazit: Ich war total begeistert!
Dazu kam auch noch, dass die Frequenz in der Schiffstraße, am Martin-Luther-Platz und in der Hauptstraße ungleich höher war, als das sonst der Fall ist. Dennoch war der Markt nie so überlaufen, wie ich das von der Waldweihnacht kenne. Man musste sich schon mal durchschlängeln oder nach einem netten freien Plätzchen zum Verweilen suchen, aber man wurde nicht geschubst und konnte sich jeder Zeit frei bewegen.
Mir gefiel auch die musikalische Umrahmung außerordentlich gut. Kleine Combos spielten jeweils zwischen 17:00 Uhr und 20:30 Uhr. An den Wochenenden gab’s auch schon zu früherer Zeit Musik, Theater und sonstige Attraktionen. Noch Wochen später berichteten mir Besucher wie eindrucksvoll sie den Schmied fanden, der vor Ort seine Kunst zeigte. Auch das Schaubrauen war ein starker Besuchermagnet.
Natürlich gab es auf dem Altstädter Weihnachtsmarkt zwei Glühweinbuden und die obligatorischen Bratwürste. Außerdem wurde „Handbrot“ angeboten – eine sehr leckere Angelegenheit: Hier wird ein z. B. mit Schinken und Käse gefülltes Sauerteigbrot gebacken, aufgeschnitten und mit Schmand bestrichen. Yummi!
Die Waffelbäckerei war der Hit! Dort gab es über 20 verschiedene Waffel-Kombinationen. Unterschiedliche Teige, abwechslungsreiche Toppings. Ich kam gar nicht durch das ganze Angebot durch. Auch von der Ofenkartoffel wurde mir vorgeschwärmt. Die gab es in der „Bierschmiede“, in der auch sogenanntes „Stachelbier“ angeboten wurde.
Und es gab viel zu sehen: In den drei Ehrenamtsbuden präsentierte sich so manche Erlanger Initiative. In der „Wechselbude“ zeigten kleine Firmen, die nicht die ganzen 32 Tage Markt abdecken konnten für ein paar Tage Ihre Ware und es gab eine Bude, die zum „Pop up Store der Kunst“ umgebaut war. Die Werke von 21 Künstlern konnten dort bestaunt werden.
Als ich am 15. Dezember mit Annette Pfeiffer unsere liebgewonnene Bude ausräumte, war ich erleichtert und schwermütig zu gleich: Erleichtert, weil es ein Haufen zusätzlicher Arbeit gewesen war und ich froh war, mich die letzte Woche vor Weihnachten komplett auf Atelier und Bellaventi konzentrieren zu können. Schwermütig, weil mir schon jetzt die Atmosphäre fehlte.
Das hatte dann zur Folge, dass ich dann doch jeden Tag am Weihnachtsmarkt vorbei schlenderte, Folkert Lübben besuchte und noch diverse Glühweine trank 🙂
Direkt nach den Weihnachtsfeiertagen wollte ich die letzte Gasflasche bei Alex abholen und zurück zu Kurt bringen. Als ich gegen 10:00 Uhr des Weges kam, waren gerade Alex, Paulchen, Georg, Clerance, Ferdl, Elisabeth und Herbert mit dem Abbau der Buden beschäftigt.
Die Gasflasche brachte ich schlussendlich am 29. zurück, dazwischen bauten wir „mal schnell“ den kompletten Markt ab. Übrigens ganz typisch: mit schwindender Helferszahl.
Aber was soll`s? Nun sind alle Buden eingelagert.
Jetzt kann’s dann erst mal Frühling werden.
Schön war’s!
Vielen Dank an unseren Weihnachtsmann Alex, dass er sich so reingehängt hat und uns diesen wunderbaren Weihnachtsmarkt beschert hat. Vielen Dank an all die lieben Kollegen von Leben findet Altstadt, die dazu beigetragen haben, dass unsere Bude so ein Erfolg wurde. Und natürlich bedanken wir uns erneut bei den Damen und Herren der Städtebauförderung: Leben findet Altstadt bekam auch für die Bude am Altstädter Weihnachtsmarkt erneut Unterstützung aus den Städtebauförderungsmitteln zugesagt.
Ich bin dafür, dass wir das 2017 wiederholen 🙂