Walking to listen – eine außergewöhnliche Reise
Heutzutage fahren viele Menschen auch kürzeste Strecken mit dem Auto und gehen kaum noch zu Fuß. Ganz anders als Andrew Forsthoefel, der ging nämlich mehr als 6000 Kilometer zu Fuß quer durch Amerika, von Philadelphia im Osten, zum Pazifik im Westen. Eigentlich wollte er mehr über den Sinn des Lebens erfahren, und lernte vor allem etwas über den Tod.
Mit einem Schild auf dem Rücken „Walking to listen“ und einem Kinderwagen ausgestattet war er zum Beispiel in der Mojave-Wüste in Kalifornien unterwegs. Den Kinderwagen hatte er, weil er einfach nicht so viel Wasser wie er braucht auf dem Rücken tragen konnte und deshalb ein Gefährt benötigte, der Kinderwagen war schlichtweg das günstigste. Viele, die ihm begegneten hielten an, und fragten, ob er und das Baby Hilfe benötigten und so kamen sie ins Gespräch. Durch sein Schild auf dem Rücken wollte er die Menschen zusätzlich einladen, ihn anzusprechen. Dadurch, dass einige „Walking to listen“ gegoogelt haben, stießen sie auf seinen Blog und riefen an, um ihm einen Schlafplatz anzubieten.
Andrew wollte Menschen treffen und von ihnen lernen, so viele wie möglich, eine möglichst bunte Mischung. Aus diesem Grund wanderte er entlang großer Straßen und nicht auf entlegenen Wanderwegen. Wobei er feststellen musste, dass an Highways entlangzulaufen „beschissen“ und gefährlich ist. Er fühlte sich als einziger Fußgänger gar wie auf einem anderen Planeten. Antworten suchte er auf grundsätzliche Fragen, die sich 23-jährige stellen: Was fange ich mit meinem Leben an? Wie will ich sein? Da seine Eltern sich scheiden ließen, als er 14 war, gerieten seine Vorstellungen vom Erwachsenwerden und Familie ins Wanken. Menschen, denen er begegnete stellte er häufig die Frage: „Welchen Rat würden Sie Ihrem 23-jährigen Ich geben, wenn Sie eine Zeitreise machen könnten?“ Als Antwort bekam er, dass man sich nicht so viele Sorgen machen solle, eine alte Dame sagte: „Wie viele Dinge treffen tatsächlich ein, vor denen man sich fürchtet? Sehr wenige!“ Meistens drehten sich die Antworten jedoch um Tod und Abschied nehmen. Ein alter Mann sagte: „Du wirst in deinem Leben noch viel trauern!“ Am Ende seiner Reise dachte Andrew oft über den Tod nach, er nannte seine Reise „eine Übung fürs Sterben“.
In den elf Monaten, in denen er unterwegs war, hat er gerade mal 1000 Dollar ausgegeben, er hatte seine Route kaum geplant, wusste nur die grobe Richtung, wollte vom Weg abkommen. Deshalb hatte er auch kein Smartphone dabei, er wollte nicht den kleinen blauen Punkt auf der Karte verfolgen und seine Zeit verdaddeln. „Zeit ist kostbar“, sagte Andrew in einem Interview.
Ans Aufhören hat Andrew vor allem im letzten Monat gedacht, als er emotional schon sehr erschöpft war, er wollte einfach nur stehen, sich nicht mehr bewegen müssen, aber 800 Kilometer vorm Ozean wollte er nicht aufgeben.
Sein Fazit? Drei Dinge:
1. Du weißt genau was zu tun ist.
2. Du musst keine Angst haben.
3. Geh weiter.
Im Alltag nutzt er seine Erkenntnisse heute im Kleinen: Zum Beispiel unterhält er sich einfach mal mit dem Mann, neben dem er jeden Morgen im Bus sitzt.