Tom aka RedRaw
„Music connected people – Mein Ziel ist es Menschen mit Musik zu erreichen“ – Tom (RedRaw)
In diesem Artikel möchte ich über einen ganz besonderen Künstler berichten, den ich in Nürnberg kennen lernen durfte. Durch einen gemeinsamen Bekannten half mir Tom bei meinem Umzug. Auf menschlicher Ebene ein unglaublich toller Kerl, gar keine Frage. Doch wusste ich bis dahin nicht, was für ein großes Talent hinter der unscheinbaren Fassade steckt. Seine ehrliche und bodenständige Art hat mich begeistert, er hatte es überhaupt nicht nötig gehabt damit zu prahlen was für ein – ich lehne mich mal so weit aus dem Fenster und sage – musikalisches Genie in ihm steckt.
Der erst 22-jährige, machte zunächst eine Ausbildung als Tontechniker, studiert nun an der Deutschen Pop und ist bald ausgelernter Tonmeister. Nebenher produziert Tom, vor allem für sein Alter, unfassbar gute Musik.
Daher habe ich Tom – aka „RedRaw“ – gefragt ob er ein kleines Interview für uns machen würde und er sagte sofort zu.
Seit wann machst Du Musik?
Musik mache ich mein Leben lang. Angefangen als Kleinkind mit Töpfen und Eimern und später dann, nach einem Jahr Klavierunterricht und mehreren Jahren Schlagzeugunterricht, dann endlich richtig mit Instrumenten. Insgesamt würde ich sagen seit ich 8 Jahre alt bin.
Wie bist Du zur Musik gekommen bzw. woher wusstest Du, dass Musik das ist was, Du machen möchtest?
Ich habe Musik schon immer im Blut gehabt. Der Rhythmus und das Bedürfnis meine Gefühle in Form von Tönen auszudrücken, begleitet mich schon mein Leben lang und half mir auch schon oft bei Problemen in denen es schnell hätte schief enden können.
In welche Richtung genau geht Deine Musik?
Ich mache alles was mir in die Finger kommt. Ich beschränke mich da ungerne auf etwas. Zum Beispiel: Dubstep, Drum and Bass, Breakbeat, Hip Hop, Elektro, selbst Jazz habe ich schon gemacht.
Wie lange machst Du schon Drum and Bass?
D&B direkt mach ich nicht sehr lange. Ich habe es schon immer gerne gehört aber war nie auf die Idee gekommen es aktiv zu machen. Vor etwa 6 Monaten endschied ich mich mal mehr in dieser Richtung zu probieren. Es hat aber direkt funktioniert 🙂
Was für Einflüsse hattest Du, die Dich und Deine Musik im Laufe der Zeit geprägt haben?
Freunde. Ganz eindeutig einfach Freunde. Freunde die mir gesagt haben, wenn etwas nicht stimmte oder ihnen es nicht gefallen hat und vor allem Freunde die gar keine Ahnung von der Materie haben, denn die Beschreibungen wie “dieses dumpfe Geräusch bei XX Sekunde genau nach dem “Bing” Geräusch ist vieeel zu laut und zu grell”. Ich muss jedes Mal grinsen wenn ich solch ein Feedback bekomme, aber dies ist meist das Hilfreichste was ich an Feedback bekomme.
Hast Du Vorbilder in der Musik?
Ja viele. so gut wie alle russischen Neuro-Drum and Bass Produzenten. Ansonsten viele Freunde, auf deren Musik ich sehr neidisch bin. Aber hey, das gehört dazu und darf nicht fehlen! Ich zwinker hier mal dezent Dansu an…
Tom hat mir erzählt wie unglaublich schnell er komponiert, und dass es keine Seltenheit ist, mal ein paar Tage darin zu versinken:
Ich brauch im Schnitt 6-8 Stunden um einen Track „clubreif“ zu produzieren. in schlechteren Zeiten sind es auch mal 20 und manchmal komm ich gar nicht weiter, aber das passiert immer seltener.
Mein härtester Marathon am Stück waren in etwa 5 Tage, in denen ich teilweise vergessen habe zu essen und zu trinken, manchmal selbst das Atmen. Es klingt seltsam, richtig, aber ich bin manchmal so aufgeschreckt und hab plötzlich tief und heftig atmen müssen weil ich kurzzeitig die Luft angehalten habe ohne es zu merken. Passiert selten aber kam schon vor.
Kannst Du uns kurz beschreiben wie Du einen Track anfängst bzw. aufbaust?
Meistens fang ich mit einem Basic Beat an welcher mir einfach ein Grundgefühl gibt. Baue darauf dann einen Bass, Synths und anschließend Feinheiten. Dann arbeite ich Vocals mit ein, wenn welche vorhanden sind, oder nehme selber was auf.
Generell wird vieles was ich mache aus selbst aufgenommenen Sounds gebastelt. Auch da bin ich manchmal Stunden mit einem Aufnahmegerät unterwegs und nehme alles auf was sich gut anhört. Klicks, rascheln, alles 😉
Was bedeutet es für Dich Musik zu machen oder Musik generell?
Musik zu machen ist Spaß und Freude, es sind Gefühle die rausmüssen. Ich spiele oft Klavier, ohne dass ich mir Gedanken mache und lass so alles raus, es hilft ungemein bei sämtlichen Situationen. Wenn ich nicht spielen kann dann stell ich mir im Kopf vor wie ich spiele, um meinen “Frust” rauszulassen.
Viele Künstler brauchen, um kreativ zu werden, eine Art Inspiration, z.B. eine Muse oder einen bestimmten Ort. Ist das bei Dir auch so?
Ich muss lange auf sein. Wenn ich müde bin kann ich besser rumspinnen und meine Kreativität erst so richtig entfalten. So entstehen manchmal Dinge, wo ich am nächsten Tag denke, wieso hab ich das so gemacht?! Das passt doch gar… ach das passt doch. Wow. – Ansonsten einfach andere Musik.
Ich hab auch gehört, Du hast in Nürnberg bei einer sehr erfolgreichen Partyreihe mitgewirkt?
Ja „dubworxx”, zwei gute Freunde haben die Crew vor einiger Zeit gegründet und ich bin 2010/2011 auf sie gestoßen nachdem ich nach Nürnberg gezogen bin. Hat mich im Leben um einiges weiter gebracht und auch in der Musik.
Neben „dubworxx“ habe ich gegen Ende noch die “bassdusche” kennengelernt wo ich hier und da mal die Aufnahmen der Abende gemacht habe.
genetic.krew (founder von dubworxx), bad.bug (founder von dubworxx), oakin (founder von bassdusche)
Wo siehst Du dich in 10 Jahren?
In einem Studio am Abmischen eines Filmsoundtracks oder der Postproduktion eines Filmes/Sonstiges. Eventuell als Dozent an einer Schule.
Möchtest Du unseren Lesern noch etwas zum Abschluss sagen?
Leute, macht mehr Musik, das ist besser als jeder Psychologe oder sonstige Maßnahmen gegen Probleme. Stressabbau pur und man kann sich gleichzeitig selber weiter entwickeln. Musik ist ein wichtiger Schlüssel in dieser Welt – und wenn es Hardtechno ist den man hört. Probiert es aus!
Da ich selbst von klein auf Musik mache und aus dieser Richtung komme, kann ich sagen, dass es wirklich schwierig geworden ist, heutzutage einen richtig guten Produzenten zu finden. Auch hier herrscht Quantität statt Qualität. Daher war es mir ein großes Anliegen Euch Tom vorzustellen. Auch wenn es vielleicht nicht jedermanns Musikgeschmack trifft, nehmt euch die Zeit und hört euch seine Musik an, denn das ist wahres Talent. Das können die wenigsten und das kann man nicht erlernen. Wie Tom in unserem Gespräch so schön gesagt hat „Musik machen liegt mir im Blut, ich höre wenn etwas passt oder nicht, ich fühle was als nächstes kommen soll.“
Ich bin mir sicher, wir werden noch Großes von Tom hören und bin jetzt schon ein Fan 🙂
In diesem Sinne bedanke ich mich bei ihm, dass Tom sich die Zeit genommen hat und meine Fragen so ausführlich beantwortet hat und schicke ihm ganz liebe Grüße nach Berlin 🙂
Hier noch ein paar Links zum Reinhören…
…und der Link zu RedRaws Soundcloud: https://soundcloud.com/redraw