„Strahlend schöner Morgen“
„Erst wenn bei einem US-Präsidenten, bei einem Staatsoberhaupt zwischen Wahrheit und Lüge so streng unterschieden wird wie bei einem Schriftsteller, bin ich bereit, Achtung davor zu haben, wie man mit mir umgegangen ist.“ James Frey
Der Skandalautor James Frey, der öffentlich gedemütigt wurde, von dem sich sein Agent und sein Verleger abgewendet haben, 18 Klagen am Hals hatte, von denen nur eine 100 Millionen Dollar beinhaltete, sich monatelang nicht mehr auf die Straße wagen konnte, hat die Kraft zur Provokation wiedergefunden. Aber erst einmal ganz von vorne, wie es überhaupt dazu kommen konnte.
Sein erstes Buch „Tausend kleine Scherben“ handelt von seinen Alkohol- und Drogensüchten, seiner Gefängnisaufenthalte und wie er es geschafft hat aus eigener Kraft sich von jenen Lastern zu befreien. Doch, da ist ein kleiner Haken an der Geschichte, es ist nicht wirklich seine Biografie, wie es angegeben wurde. Eigentlich war das Manuskript als Roman dem Verleger angeboten worden, doch der Verlag dachte sich, dass es als Memoiren besser zu vermarktet sei, was dann zum Verhängnis von James Frey wurde. Durch kritische Journalisten wurde die Biografie als Fiktion entlarvt und der Schriftsteller war dem Untergang geweiht, er wurde öffentlich hingerichtet und von den Medien zerrissen. Durch einen richterlichen Beschluss, wurde es den betrogenen Lesern ermöglicht den Buchpreis rückerstattet zu bekommen. Was bei den ganzen Turbulenzen außer Acht blieb: das Buch hat nicht an Qualität verloren, nur weil es ein Roman ist statt einer Biografie.
Jahre wurde es still um ihn, James Frey, doch dann erschien ein neuer Roman „Strahlend schöner Morgen“ und mit ihm sein Comeback. Die Presse lobte ihn in den Himmel, als ob davor nichts gewesen wäre. Denn dieses mal startet das Buch mit den Worten „Vorsichtig: Dies ist keine wahre Geschichte.“ , als ob er zeigen wollen würde, dass er aus seinen Fehlern gelernt hat. Doch eigentlich macht er sich mit dieser Aussage nur über die Vergangenheit lustig bzw. über die, die ihn richteten. Dies mal erzählt er parallel mehrere Geschichten, die collagenhaft, immer wieder auftauchen, aber nichts mit einander zu tun haben. Das ist ganz nett, aber nicht wirklich weiter interessant, denn die Geschichten umfassen sehr viele Klischees, die man von L.A. hört. Doch zwischen den einzelnen Passagen quetsch Frey zahlreiche Informationen über die Stadt. Geschichte, Zahlen, Fakten, Anekdoten, einfach alles erdenkliche. Dabei nimmt er es mit der Wahrheit wieder nicht so genau und entwirft kurzerhand selbst ein paar Fakten, allerdings diesmal so geschickt, dass der Leser nicht unterscheiden kann zwischen Wahrheit und Fiktion. Er zählt teilweise so abstruse Details auf, wo man sich beim Lesen fragt „Kann das die Realität sein? Gibt es das wirklich? Den Amis würde man das schon zu trauen“ und es einfach abtut.
Mittlerweile ist wieder ein neues Buch erschienen „Endgame“ , ein Endzeitroman à la „Die Tribute von Panem“. Ein Versuch die Merchandisingphänomene wie „Star Wars“ oder „Harry Potter“ vom Thron zu schupsen.
Generell ist es sein Plan in die Literaturgeschichte einzugehen. „Das ist alles, was ich will. Das ist das Spiel, was ich spiele“. Ein Versuch wie Henry Miller oder Charles Bukowski zu werden. Wir werden sehen, ob ihm das gelingen wird.