Silvester-Menü im Muskat
Es ist am Ende egal, ob Sie ein tolles, erfolgreiches Jahr hatten und sich nun zum Abschluss noch mal etwas gönnen wollen, oder ob Sie das Jahr „geärgert“ hat und daher ein positiver Kontrapunkt gesetzt werden soll: Das Silvester-Menü im Muskat ist immer eine gute Entscheidung!
Also nutzte ich die letzten Nachmittagstunden des Jahres um mich nochmal richtig „aufzubrezeln“. Im Jahresverlauf fehlt es mir dazu oft an Zeit und Muse. Und so oft gehe ich auch nicht aus. Phileas Fogg wäre sehr zufrieden mit meinem Erscheinen vor Ort gewesen 😉
Mich erwartete ein liebevoll eingedeckter Platz mit persönlichem Namensschild und einem Gruß aus der Küche: Feldsalat mit einer Avocado-Mango Salsa. Dieser kleine appetittliche Happen machte sofort Lust auf das folgende Menü. Natürlich genehmigte ich mir dazu auch die Weinbegleitung. Im Muskat wird der Weinkeller von Martin Kösslers Weinhalle bestückt. Da ist immer Gutes zu erwarten!
Los ging es mit den „Ziegekäse-Krapfen mit Honig und Rosmarin“. In meiner Vorstellung waren das „frittierte Ziegenkäse-Bällchen“ – was für mich geschmacklich absolut in Ordnung gewesen wäre. Allerdings lies mich das bereits beim ersten Gang um das Erreichen des letzten fürchten. Die Krapfen präsentierten sich dann aber ihrem Namen nach: Mini-Krapfen-Kugeln mit Ziegenkäsefüllung (und wahrscheinlich auch Ziegenkäse im Teig). Somit blieb mir mein Geschmackserlebnis, aber mit entschiedener Leichtigkeit. Honig und Rosmarin sind zwei gern gesehene Begleiter von Ziegenkäse. Wunderbar! – ich tippe übrigens auf Waldhonig.
Dazu der gelbe Muskateller von Luckert. Eine ebensolche Überraschung. Denn bei einem Muskateller erwarte ich Frucht und vielleicht sogar einen Hauch „Öligkeit“. Auf die Zunge floss mir ein eleganter, wohl fruchtiger, aber durch und durch trockener Wein, der vor allem eine unglaubliche Frische mit sich bringt.
Die nun folgende rote Beete-Sellerie-Suppe mit Zitronen-Crème fraîche und gerösteten Walnüssen wurde – farblich passend 🙂 – vom Rosé „FUSION“ begleitet. Eine hervorragende Kombination! Obwohl rote Beete ein Wintergemüse ist, sorgt die Zitronen-Crème fraîche für einen kleinen Ausblick auf den kommenden Frühling. Auch wenn die gerösteten Walnüsse einen schnell ins Hier und Jetzt zurück holen. Der Rosé nimmt die Frühlingsgedanken auf und bindet die Röstaromen der Nüsse gekonnt ein.
Als zwischen Gang präsentierte Zacharias Dengler ein Frisches Rotbarschfilet mit schwarzem Reis. Was im Menü nicht zu lesen war, war die Zitronensauce (?) die sich im Gericht fand. Und genau die ließ nicht nur das Gericht zu seiner Höchstform auffahren, sondern holte aus dem dazu gereichten Riesling vom Weingut Wagner-Stempel wunderbare Nuancen heraus. Der Riesling ist für sich ein schön zu trinkender, angenehmer, frischer Wein. In Verbindung mit den Zitronenaromen tritt die Säure einen Hauch stärker in den Vordergrund und lässt das ganze zu einem wahren Feuerwerk werden.
Den Hauptgang bestritten zweierlei vom Hirsch mit Birne und Polenta. Dazu gab es einen „alten Bekannten“ die 2013 Burgenland Cuvée vom Weingut Nittnaus. Perfekt, perfekt, perfekt! Das Fleisch war sooo zart. Die Cuvée harmonierte auf den Punkt mit dem Wild und der rotwein getränkten Birne, die butter zart auf der Zunge zerfiel ohne dabei sämig zu sein. Und Polenta: Ich finde, dass Polenta bei uns viel zu „zweitrangig“ behandelt wird. Eine der leckersten „Sättigungsbeilagen“ die mir bekannt sind. Und von Zacharias natürlich auch optisch so arrangiert, dass mir noch beim Bilder betrachten das Wasser erneut im Munde zusammenläuft.
Den Abschluss bildete eine Crème brûlée mit Mandel-Brownie und Kirschen begleitet vom 2013 MAURY „Vendange“ VdN von der Domaine Pouderoux. Okay, das war die erste Crème brûlée die ich selbst mit einem professionellen Brenner caramellisieren durfte. Ach ja, nicht nur dem Manne ist ein ewiges inneres Kind gegeben 😉
Dann vermisste ich die Kirschen auf meinem Tellerchen – denn ich hätte nicht erwartet, dass mir diese als optische Schokoladenpaste daherkommen. Was da so dunkel, unscheinbar auf den Teller gestrichen war, entpuppte sich als Explosion an Aromen! Ganz ehrlich? Ich liebe Crème brûlée, aber diese Kirschen waren so wunderbar und mit dem Brownie eine so grandiose Kombination, dass ich mich noch heute an den Geschmack der Kirschen, aber nicht mehr an die Crème brûlée zu erinnern vermag.
Ebenso überrascht war ich vom Dessertwein. Ich stehe total auf Dessertweine, Eisweine und Beerenauslesen. Leider sind diese Weine bei uns in Deutschland oft als „süße Kopf-weh-Pansche“ verschrieen. Dass es dabei aber solch unglaublich wunderbare Tropfen gibt, wollen viele nicht wissen. Rote Dessertweine sind eine Rarität. Und dieser hier schafft mit spielender Leichtigkeit einerseits Süße auf die Zunge zu zaubern, andererseits mit sanften Gerbstoffen das Gleichgewicht so zu erhalten, dass man dem Wein gerne lange nachspürt. Eine ganz eigene Mischung aus einem Hauch Torf und einer klaren Frische, die sich da unerwartet zeigt.
Wer bis hierher durchgehalten und keinen Hunger bekommen hat, ist mir suspekt.
Wer das Menü verkostet und dann um einen Nachschlag gebeten hat, ist es mir auch.
Ich war nach diesen fünf Gängen plus Gruß aus der Küche samt den fünf Tropfen begleitet von einigen Gläsern Wasser sitt und satt. Zufrieden mit mir und der Welt. Und so wunderbar bettschwer, dass ich der so herzigen Einladung von Milo und Kai leider nicht mehr folgen konnte.