Nachbarschaftshilfe
Als anständiges Mädel bin ich ne Süße. Ich würde mich wenig wundern, würde man mir verkünden, dass ich zwei Magen habe. Denn egal wie satt ich bin, Süßem kann ich nicht widerstehen.Und somit ist es wenig verwunderlich, dass ich in unserer kleinen „Koch-Gemeinschaft“ für die Nachspeise zuständig bin.
Zuletzt hatten wir etwas ganz besonderes vor. Neben der Leidenschaft für gutes Essen verbindet uns nämlich die Begeisterung für guten Wein. Bereits vor zwei Jahren erstand ich auf der Hausmesse von K&U im Ofenwerk eine Flasche „L’ame soeur“ – „die Seele der Schwester“. Ein Rotwein, der dank seines hohen Syrah-Anteils eine gewissen „Schärfe“ inne hat. Doch ist dieser Geschmack, der einem gerne „die Zunge zusammen rollt“ so hervorragend eingebunden, dass ein ganz rundes, wohliges Mundgefühl entsteht. So einen Wein trinkt man nicht einfach so. Der bedarf eines passenden Essens.
Noch dazu gab es da diese Demi-bouteille von Jan. Jan hatte mir vor zwei Jahren einen Dessertwein von 1989 geschenkt. Ich habe das Flascherl gehütet wie einen Schatz. Ich habe auch nie erfahren, welcher Preis für die gerade mal 375ml aufgerufen worden waren… Was nun tun, wenn man den Wein nicht probieren kann? Welche Nachspeise wählt man?
Ein so alter Weißburgunder… der Nachspeisen-Klassiker ist und bleibt Schokolade. Daher entschieden wir uns für ein Desert von Johann Lafer: Pralinenhalbgefrorenes mit Pistazienkorkant an Johannisbeer-Zabayone.
Klingt schon irre, oder?
Das „Problem“ solch hochtrabender Rezepte: Man braucht unglaublich viele Zutaten – davon aber nur immer wenige Löffel. So gehören in das Pralinenhalbgefrorene 3cl Crème de Cacao und ein Esslöffel Rum – in die Zabayone 2cm Cassis-Likör. Kaufe ich also drei Flaschen Alkoholika, die ich in den nächsten Jahren nicht mehr benötige? Sie werden ja nicht schlecht, die hochprozentigen Tropfen. Aber besser werden sie auch nicht 🙂
Ich entschied mich für eine anderen Taktik: Gar nicht weit von meiner Wohnung entfernt liegt mein „zweites Wohnzimmer“, die Havana Bar Erlangen. Daniel Gruber, der Chef dieser wunderbaren Einrichtung, kenne ich nun schon seit Jahren. „Überhaupt kein Problem!“ war seine Antwort auf meine wohl eher ungewöhnliche Anfrage. Also tapperte ich am Freitag mit einer Tupperdose, in der drei Kaffeetassen standen, in die Havana Bar und ließ mir von Barkeeper Tobi meine Alkoholika abfüllen.
So war der finanzielle Einsatz erheblich geringer – und ich konnte mich auf beste Qualität der Zutaten verlassen.
Übrigens großes Kompliment an Tobi: Die Mengen stimmten EXAKT 🙂
Jetzt wäre natürlich ein Foto der fertigen Nachspeise was tolles. Dummerweise bin ich eine blonde Frau, die dann mal kurzer Hand die Fotos gelöscht hat, bevor sie übertragen waren… Daher – und eigentlich viiiieeel hübscher – das Bild, wie das hoch leckere Dreierlei bei Herrn Lafer aussieht:
Ach ja: Der Hauptgang passte hervorragend zur „L’ame soeur“ und der Grauburgunder befand sich mit seinen 25 Jahren schon deutlich auf dem Wege zum Sherry.
Sit, satt und deutlich beschwippst plumpste ich zur Geisterstunde in mein Gästebett… 🙂