Melancholia
Ein Meisterwerk von Lars von Trier, das im Mai 2011 in Cannes während der Filmfestpiele seine Premiere fand. In „Melancholia“ lässt er in atemberaubender Schönheit die Welt untergehen und blickt tief in die Abgründe des Menschen.
In den Hauptrollen brillieren Kirsten Dunst (Justine) und Charlotte Gainsbourg (Claire).
Das Werk erzählt von Justine, einer depressiven Frau, die den Untergang der Erde durch einer Kollision mit dem Planeten Melancholia vorhersieht, und ihre Gegenüberstellung zu ihrer ungleichen Schwester Claire. Hinter Justines Depression verbirgt sich eine fast unmenschliche Gleichgültigkeit wie der todbringende Planet hinter der Sonne. Trier stützt sich auf diese Doppelsinnigkeit und ist Träger des ganzen Films.
Auf der einen Seite finden wir Claire, die das Leben liebt und sich am meisten vor dem Tod und alles verlieren zu können fürchtet. Im Kontrast steht Justine, die sich nichts sehnlicher herbeiwünscht als den Tod. Für sie ist das Leben reine Illusion und unnütz. Sie fühlt sich gelähmt und in Fesseln gelegt. Als würde sie sich in einem Spinnennetz verfangen haben und nicht vorwärts kommen.
Obwohl Justine die Verloren geglaubte, Verzweifelte und Hoffnungslose von den Schwestern ist, erhält sie zum Ende hin eine Wendung. Der Psychologie nach haben Depressive eine präzisere Wahrnehmung der Realität, während sich optimistische Menschen gerne mal überschätzen.
So blickt sie als einzige dem Tod gefasst ins Auge und erhält somit eine dunkle Würde.
Außerdem thematisiert Lars von Trier die Einsamkeit und Heimatlosigkeit des Menschen in einer fremden Welt. Mit dem Sinnbild als Claire kurz vor dem Tod ihr Kind loslässt, um ihre Hände schützend vor ihr eigenes Gesicht zu legen. Im Sterben ist dann doch jeder auf sich allein als Einzelexistenz gestellt.
„Melancholia“ zeigt wenn ich sterbe, geht auch irgendwo ein Teil der Welt unter, Subjektives und Objektives verschmelzen, so auch wird Astrologie zugleich Astronomie und das Einzelschicksal zum Weltschicksal. Zum Höhepunkt dieses intimen Dramas wird es durch Richard Wagners Meisterwerk „Tristan und Isolde“, erhoben. Die Ouvertüre wird zu Justines Leitmotiv und durchzieht sich somit durch den ganzen Film.
Lars von Trier hat hier nicht nur einen Film geschaffen. Durch perfektes Zusammenspiel von Musik, Poesie und einer großartigen Bildsprache ist ein Kunstwerk geboren. Mag man soweit gehen, durch die Untermalung Wagners vielleicht sogar ein Gesamtkunstwerk.