Kulinarische Revolution
Am gestrigen Dienstag, den 5. November 2013, hatte ich die Möglichkeit an einer „Vergleichs-Käse-Verkostung“ teil zu nehmen. Es waren zwar lediglich zwei Vergleichs-Paare und ein „alleinstehender“ Käse, dennoch zog sich diese Verkostung über zwei Stunden und war rasend interessant.
Peter Seibstock selbst erzählte und erklärte alles Wissenswerte rund um „Fior di Latte“ und „Bufala“, „Provolone“ und „Parmigiano Reggiano“. Vorne weg durften wir sogar noch vier verschiedene Olivenöle kosten: von einem ganz milden Olivenöl hin zu einem jungen, unfiltrierten Olivenöl aus Umbrien, Spoleto. Wussten Sie, dass es Olivenöl gibt, dass von sich aus – ohne den Zusatz von irgendwelchem Geschmack – nach Artischocke schmeckt? So das Öl von Salaris aus Sardinien.
Beim Käse waren Provolone und Parmigiano Reggiano 30 Monate gelagert – bei einem guten Parmigiano ist das recht normal. Aber einen 30 Monate eingelagerten Provolone? Ein Gedicht!
Den Abschluss der Käseverkostung machte der „KaRoBlu“ – ein Blauschimmelkäse, der mit Kakao und Rum affiniert wurde und einen unglaublich guten Geschmack hat. Dazu gab es dann noch aus der eigenen Herstellung ein Aprikosen- und ein Birnen-Chutney zu probieren. Lecker, meine Herren, lecker!
Was mich aber am meisten begeistert hat, war die Person Peter Seibstock selbst. Er erzählt völlig frei vom Tod des Vaters – der nach einer Wanderung, mit seinen Freunden in der Sonne sitzend, einfach umgekippt ist – und dem Tod des Bruders. Er berichtet von Mietpreisen, finanziellen Schwierigkeiten, glücklichen Fügungen und natürlich auch von der über 100 jährigen Geschichte seines Geschäftes, sowie seinem eigenen Werdegang. So hat er mit seinem Bruder zusammen weltweit für die Mechaniker und Piloten bei den Motoradmeisterschaften gekocht und 30 Jahre lang das Meraner Kurhaus kulinarisch bespielt. Erst als der Vater mit 84 Jahren den Tod stirbt, den er sich immer gewünscht hat, übernehmen Peter und Michael den Feinkostladen.
Doch wer glaubt, dass ein Peter Seibstock an Ruhestand denkt, irrt sich gewaltig. Zusammen mit Andrea Fenoglio, dem Koch und Chef vom Restaurant Sissi wird eine kulinarische Revolution vorbereitet: Der Industrie zeigen, dass es keiner Chemie im Essen bedarf, sondern lediglich qualitativ hochwertiger Rohstoffe.
Was die beiden da im Detail vorhaben, soll man im Frühjahr 2014 erfahren und verkosten können.
Es gibt eine erfreuliche Bewegung unter den Lecker-Schmeckern dieser Welt: es geht nicht um Kaviar und unbezahlbares Mode-Gesöff – es geht um ehrliche Qualität und Liebe zur Sache. Das bestätigt dann auch eine Geschichte, die uns am Rande von Peter Seibstock erzählt wird: Herr Auricchio, der Chef der größten Provolone herstellenden Firma weltweit, kauft kleine Käsereien auf, um sie dann wieder an die alten Besitzer zurück zu geben. Viele kleine Betriebe sind überschuldet, weil sie jahrelang keine Chance gegen Supermärkte und Industrieware hatten. Inzwischen gibt es wieder einen Markt für ihre Produkte und sie machen tolle Produkte. Auricchio hilft so Vielfalt zu erhalten.