"Inside Out" – über einen, der mit der Kamera das Innerste nach Außen bringt
Anton Corbijn gehört zu den wenigen Menschen dieser Welt, deren Werk man kennt, aber nicht unbedingt ihren Namen. Falls Sie, werte Leser, seinen Namen nicht gehört oder gelesen haben, werden Sie sich nun fragen: „Wirklich? Wer ist das? Was soll ich von ihm kennen?“
U2, Depeche Mode, Joy Division – um nur drei der großen, bekannten Bands zu nennen, deren Gesichter Anton Corbijn für uns unvergesslich gemacht hat. Doch neben der Fotografie ist es die Verbindung von bewegtem Bild und Musik, die sein Werk unsterblich und allseits bekannt macht. Die Liste der Musikvideos, die er gedreht hat, liest sich wie das Verzeichnis eines „best of all“ samplers.
Mit „Control“ hat Anton Corbijn ein filmisches Meisterwerk geschaffen. 122 schwarz/weiße Minuten, die so dicht gewebt sind in Bild, Musik und Atmosphäre, dass sie wie eine knappe Stunde anmuten. Die Erzählweise so mitreißend, dass die Zeit schier still steht.
Anton Corbijn war federführend bei der Gestaltung unzähliger Plattencover, entwickelte Bühnenbilder und gestaltet im Jahre 1998 eben mal die Wahlkampfkampagne des Niederländischen Ministerpräsidenten Wim Kok.
Nun ist seit dem 19. April in einigen ausgesuchten Kinos der Film „Anton Corbijn Inside Out“ zu sehen. Ein Portrait des Kamera scheuen Multitalents, der es wie kaum ein anderer versteht durch sein Können im Mittelpunkt zu stehen. Er selbst hingegen versteckt sich lieber hinter der Kamera.
Der Film zeigt beide Extreme: der stille, private, nachdenkliche Corbijn und der Könner, der mitten im Trouble gelassen seinen Job tut. Viele „Kunden“ sprechen über Anton Corbijn und sein Werk, was er für sie und die Musikwelt bedeutet. Dabei geht es nicht darum das Leise gegen das Laute aus zu spielen – die eine „Welt“ als besser darzustellen als die andere. Vielmehr ist es ein Versuch, es dem großen Meister gleich zu tun: beide Welten getrennt von einander bestehen zu lassen – beide Welten wertschätzen zu können – beider Welten Gefahren zu kennen.
Alleine die Möglichkeit Anton Corbijn einmal in ganz ungewohnter Pose: VOR einer Kamera! erlebe zu können, macht diesen Film sehenswert.