Ich werde „verewigt“ – im Museum :-)
Im Februar diesen Jahres wurde ich von unserer Obermeisterin Judith Waldmüller angeschrieben, ob ich Interesse hätte bei einem „Kleidungsdialog“ teil zu nehmen.
Ja.
Habe ich auch erst mal nicht verstanden 🙂
Die Anfrage kam von Frau Dr. Uta Piereth, die wissenschaftliche Mitarbeiterin in Museumsabteilung der Bayerische Verwaltung der Staatlichen Schlösser, Gärten und Seen ist. Frau Dr. Piereth ist mit dem Sonderprojekt der musealen Nutzung der Cadolzburg betraut. Unter dem Titel „HerrschaftsZeiten! Erlebnis Cadolzburg“ soll in selbiger ab Sommer 2017 die Faszination des Leben auf einer berühmten spätmittelalterlichen Herrscherburg der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Um Geschichte nicht graue Theorie sein zu lassen, wollen Frau Dr. Piereth und ihr Team immer wieder die Brücke ins Jetzt schlagen. Dafür stellen sie gute Fragen: Sind die Verhältnisse heute wirklich so völlig verschieden zu denen des 15. Jahrhunderts? Denken wir anders? Gibt es andere Regeln? Was ist zu den Materialien heute und früher im Vergleich zu sagen?
Auch in der Museumsgestaltung ist man heute „multimedial“ – und so komme auch ich ins Spiel: Es werden zu verschiedenen Topics Gespräche gefilmt und zu kleinen zwei, drei minütigen Info-Clips zusammen geschnitten. Diese Clips können dann von den Besuchern abgerufen werden.
Jeder Clip besteht aus einer Person, die für das Mittelalter spricht und einer Person, die für heute steht.
Ich bekam also eine kleine Liste an Fragen, über die ich dann referieren sollte:
Was versucht man über Kleidung zum Ausdruck zu bringen?
Was macht ein repräsentatives Kleidungsstück aus?
Kann jeder Mensch jeden sozialen Standes jeden Stoff oder jedes Kleidungsstück tragen?
Warum gehen Leute zum Maßschneider?
Welche Rolle spielen bei den Schnitten die weiblichen bzw. männlichen Reize?
Hu! Erst fiel mir gar nichts ein – und dann viel zu viel! Oder wollen die ganz viel? Zu dem Zeitpunkt wusste ich ja noch gar nicht, was auf mich zukommen sollte.
Am 23. Juni war dann der große Tag. Ich fuhr samt Coco nach München und begab mich in einen Teil des Nymphenburger Schlosses, in dem ich noch nie zuvor war: Die heiligen Hallen der Restaurationsabteilung. Hier war das kleine Filmstudio aufgebaut worden. Hochprofessionell mit Green Screen und allem, was dazu gehört.
Frau Dr. Piereth und ihr Team waren äußerst herzlich und „ganz normal“ 🙂 Ich habe zuvor niemanden kennen gelernt, der ein Museum aufbaut. Es hätten ja auch sehr „studierte“ Personen sein können, wenn Sie wissen, was ich meine 😉
Sehr interessant war auch meine „Gesprächspartnerin“: Frau Eller, die selbst Darstellerin bei der „Landshuter Hochzeit“ ist. Sie ist also bestens vertraut mit den Bräuchen und Gepflogenheiten des späten Mittelalters.
Wir nahmen also beide abwechselnd auf dem bereit gestellten Stuhl platz und gaben unsere Sicht der Dinge zu den oben aufgelisteten Fragen wieder. Damit wir uns die Fragen nicht merken mussten, wurde das ganze bequem als normales Gespräch geführt: Frau Dr. Piereth frug und wir antworteten. Das ganze Prozedere durchliefen wir zwei Mal. Kein Museumsbesucher ist an „ähs“, Räuspern oder falscher Grammatik interessiert. Was in einem normalen Gespräch untergeht, wirkt in einem Video einfach nur unprofessionell. Durch die doppelten Antworten hat das Museums-Team nun die Möglichkeit, die besseren Formulierungen zu wählen und gekonnt zusammen zu schneiden.
Auch wenn ich bis heute nicht sagen kann, wie das fertige Video sein wird, ich war total begeistert: Die Damen sind nicht nur super nett, sondern auch völlig entspannt und dennoch hoch effizient. Nach 90 Minuten waren wir mit allem durch. Wer sich mit Filmen auskennt, weiß, dass es seeehr zeitaufwendig sein kann.
Ich bin seeehr gespannt, wie „HerrschaftsZeiten! Erlebnis Cadolzburg“ ankommen wird. Und ich werde sicher einer der ersten Besucher dort sein.
Vielen Dank, dass ich Teil diese tollen Projektes sein darf! Und besten Dank an Frau Dr. Uta Piereth für die klasse Fotos vom Film-Set.