Ich glaub ich spinne!
Im Februar machte ich mit meiner Mama einen Kurztrip nach Leipzig, den ich ihr zum Geburtstag geschenkt hatte. Beim Stöbern durch den Reiseführer stieß sie zufällig auf die „Baumwollspinnerei„.
Vor über 125 Jahren kaufte die Leipziger Baumwollspinnerei Aktiengesellschaft ein etwa zehn Hektar großes Grundstück im Leipziger Westen im Stadtteil Plagwitz und errichtete darauf bis zum Jahre 1907 die größte Baumwollspinnerei Europas. Der Bedarf an Baumwolle, bzw. Baumwollgarnen war im Zuge der Industrialisierung Ende des 19. Jahrhunderts rasant gestiegen. Es war der ideale Zeitpunkt in diesem Industriezweig zu investieren. Niedrige Löhne und lange Arbeitszeiten begünstigten das. Die Spinnerei hatte eine strategisch perfekte Lage. So verfügte sie über eine Bahntrasse, eigene Wasserversorgung und Telefonanschluss.
Langsam entwickelte sich auch eine eigene Infrastruktur, mit nahgelegenen Arbeiterwohnungen, einer Feuerwehr und einem Kindergarten. Das Areal war im Prinzip eine Stadt in der Stadt.
Bis in die 1910er Jahre stiegen die Umsätze bis in die Millionenhöhe. Der aufkommende Sozialismus und der 1. Weltkrieg wurden der Baumwollspinnerei aber dann zum Verhängnis. Die Produktion wurde zwar noch bis in die 90er weitergeführt. Der große wirtschaftliche Aufschwung kam allerdings nicht mehr.
Diese faszinierende Fabrikstadt ist heute noch komplett erhalten und zum Treffpunkt zahlreicher einheimischer Künstler geworden. Die alten Fabrikhallen wurden zu Ateliers und Galerien umgebaut, in denen heutzutage meistens Kunst ausgestellt ist. Aber nicht nur. Es gibt außerdem beispielsweise eine Schneiderin, die ihre handgemachten, individuellen Kleidungsstücke dort ausstellt und einen Weinhandel.
Es ist schön zu sehen, dass so eine alte Fabrikanlage revitalisiert wurde, um Künstlern eine neue Heimat zu bieten und auf alle Fälle einen Besuch wert.