Frankreich!
Ganz eigenartig. Im Sommer 2015 sind irgendwie alle, die ich kenne, nach Frankreich gefahren. Ich nicht ausgeschlossen.
Meine „Kochfreunde“ hatten mir schon vor zwei Jahren den Floh ins Ohr gesetzt, wie toll es ist, in Frankreich die Weingüter zu besuchen, die wir bei ihnen zum fünf Gänge Menue süffeln. Ich selbst verbinde insbesondere mit Südfrankreich viele gute Erinnerungen – somit freute ich mich sehr, sehr, sehr, als es 2015 also klappen sollte: Zehn Tage leckeres Essen, edle Tropfen und Sonne satt!
Also ging es für mich Anfang September in Begleitung meiner liebsten Schnauze los nach Lyon. Ich hatte ein kleines Hotel mitten in der Innenstadt gefunden. Das Hôtel du Théâtre versteckt sich in einer kleinen Seitenstraße. Der Eingang ist sehr schlicht, da man erst einmal zwei Stockwerke Treppen überwinden muss, bevor man vor der Rezeption steht. Für mich ungewöhnlich, aber perfekt!
Den Nachmittag nutze ich, die Stadt zu erkunden. So lernte ich, dass diese Sonne, die ich schon so oft irgendwo gesehen habe, den Jakobsweg kennzeichnet – und dieser eben auch durch Lyon führt. Zwei Dinge sollte man sich in Lyon auf jeden Fall ansehen: Die Traboules – Gänge, die Häuser oder ganze Blocks miteinander verbinden – und die Kathedrale „Notre-Dame de Fourvière„.
Die Kathedrale „schwebt“ hoch über der Altstadt und bietet eine grandiose Aussicht. Schon von außen ist es ein Prachtbau. Betritt man die Kathedrale ist man erschlagen von der pompösen Ausstattung. Mosaike, die 15 mal 20 Meter groß sind – die Mosaiksteine sind aber nicht größer als 2cm… So wundervoll das ist – wieviele Leben kostete dieser Bau Ende des 17 Jahrhunderts?
Am folgenden Tag stiegen Herr Hund und ich wieder ins Auto und fuhren noch einige Stunden weiter in Richtung Süden, nach Cassis. Dort war unser Treffpunkt mit Stephan und Birgit. Wie es sich für unser Trio – Coco hat es ja nicht so mit dem Alkohol 🙂 – gehört, wurde das Wiedersehen mit einem Glas leckeren Rosés gefeiert. Am Hafen von Cassis sitzend, der Sonne beim untergehen zu sehen, das Leben genießen…
Da ich für eine Zimmerbuchung in Cassis einfach zu spät dran gewesen war – im Gegensatz zu deutschen Hotels, sind Hunde in Frankreich nicht überall willkommen – kuschelten Herr Hund und ich im Zelt. Danke Jan! Immer gut, wenn der beste Freund eine komplette Campingausrüstung besitzt.
In Cassis wurden unsere Pläne leider vom Mistral gestört. Wir wollten in den Calanques – einem wunderschönem Naturschutzgebiet – wandern gehen. Der Zugang wurde gesperrt, denn die Kombination aus dem starken Wind, der vorherschenden Trockenheit und Hitze, sorgten für erhöhte Waldbrandgefahr. Ach ja, dann waren wir eben gezwungen noch ein wenig am Hafen zu sitzen und uns mit den einheimischen Weinen auseinander zu setzen.
Von Aix en Provence waren wir dann alle etwas enttäuscht. Die Stadt wirkt unglaublich grau, wenn man eben aus dem bunten aber vergleichsweise ruhigen Cassis kommt. Zuletzt war im 1998 in Aix. Meine Erinnerungen beinhalten nur noch die Fontaine de la Rotonde, die alte Tourismusinformation und das klitze kleine Hotelzimmer, dass ich damals mit meinem Begleiter bezogen hatte 🙂 Das Hotel von 2015 war allerdings der Hit! Das Hôtel des Augustins befindet sich in den sehr alten Gemäuern der ehemaligen Kapelle eines Augustiner Klosters. Die im 15 Jahrhundert entstanden Räumlichkeiten stehen heute unter Denkmalschutz. Das Hotel fügt wunderbar Historisches und Modernes aneinander. Beim Durchstreifen der Altstadt ist mir ein wirklich witziges Teil über den Weg gelaufen: Ein Sweater aus einer „Star Wars Kollektion“. Ich find´s cool!
Bevor wir Even Bakke auf Clos de Trias besuchten machten Coco und ich noch einen Abstecher nach Saint Remy de Provence. Eine wunderschöne kleine Stadt mit etwas mehr als zehntausend Einwohnern. Die Stadt lädt ein zum bummeln und zum Verweilen in einen der unzähligen kleinen Cafés. Einige Kilometer außerhalb liegt ein Stausee, an dem dann Coco auch die Hitze angemessen genießen konnte.
Le Barroux war dann für mich der Höhepunkt unserer Reise: Wir besuchten neben Even Bakke auch James vom Weingut Ventoux. Ich durfte zum ersten Mal „Traubensaft“ in den verschiedensten Phasen auf dem Weg zum Wein probieren: Saft, der erst zwei Tage vorher gepresst worden ist. Saft, der zwei Wochen „alt“ ist und bereits beginnt auf der Zunge zu bitzeln. Wein, der bereits seit einigen Monaten in verschiedenen Holzfässern gelagert wird. Und das verblüffte mich völlig! Es war in jedem Fass der ursprünglich gleiche Traubensaft. Doch manches Eichenfass war stärker geräucht oder einfach bereits öfter benutzt worden – und genau das schmeckte man dann auch im Wein. Unglaublich!
Das Hotel in Le Barroux kann ich übrigens wärmsten weiterempfehlen. Das „Les Geraniums“ wird von einem ganz herzigen Paar geführt. Die beiden kommen ursprünglich aus England und haben sich vor Jahren in Südfrankreich verliebt und dann entschieden dieses Hotel zu ihrem Altersitz zu machen. Doch an Ruhestand ist bei den beiden noch lange nicht zu denken. Sie gehen sichtbar in ihrer Rolle als Gastgeber auf. Die Küche ist übrigens hervorragend und der Ausblick von der Terrasse des Restaurants himmlich.
Die letzte Station auf unserer Rundreise durch Südfrankreich markierte Dijon. Nach den 700 Seelen in Le Barroux war Dijon nun Großstadt pur. Derweilen hat es mit 150 Tausend Einwohnern nicht sehr viel mehr als Erlangen. Von Dijon blieben mir folgende Dinge im Kopf: Der Platz auf dem das kleine Karussell stand. Die Bar, in der es Wein, Wein und Wein gab – und Schinken 😉 und unser Hotel. Das „Chapeau rouge“ war das eleganteste Hotel unserer Reise. Die Zimmer bieten jeden Luxus, den ich mir in einem Hotel wünsche. Schade, dass wir hier nur eine Nacht gastierten. Was allerdings viel wichtiger ist: Das „Chapeau rouge“ ist gleichzeitig ein Restaurant mit eben mal zwei Michelin Punkten – gaaaanz großes Kino. Unsere Planung erlaubte leider keinen Besuch in selbigen – aber so haben wir einen guten Grund nochmal nach Dijon zu kommen.
In den verwinkelten Gängen des Hotels hingen diese Bilder, die mich sehr zum Schmunzeln brachten:
Am folgenden Tag ging eine wunderbare Reise seinem Ende zu. So schön es war, ich bin jemand, der sich auch jedes Mal wieder auf zu Hause freut. Mein Beifahrer sprang auch schwanzwedelnd in Erlangen aus dem Auto. Frei nach dem Motto: Zu Hause ist es doch am schönsten! Da man aber nach zehn Tagen Schlemmens nicht in einen gähnenden Kühlschrank gucken will oder sich eine Pizza bestellt, rundete ein Besuch bei Zacharias Dengler diesen Urlaub perfekt ab.