Divertissementchen 2018
Ich schaffe es leider nicht jeden Januar nach Köln um mir das „Divertissementchen“ des Kölner Männer-Gesang-Vereins anzusehen.
Ich würde das Divertissementchen als eine komische Oper beschreiben, die sich mit den Zeitgeschehnissen kritisch beschäftigt. Die Texte werden eigens für den KMGV geschrieben – und das in kölscher Mundart. Die Melodien sind sowohl Klassikern der Opernwelt als auch aus der Pop- und Rock-Musik entliehen. So hörte ich am Freitagabend Michael Jacksons „Thriller“ genauso wie Frank Sinatras „New York, New York“. Auch kölsches Liedgut findet sich mit neuem Text wieder.
In Summe erzählt das diesjährige Divertissementchen die Geschichte von einem zukünftigen Köln: Kölnisch Wasser heißt inzwischen Dresdner Deo und damit mehr Touristen am Karneval teilnehmen, feiert man ihn nun im Sommer. Auch wird kein Kölsch mehr zum Karneval gesprochen – das versteht ja nicht einjeder. Kölsch wird im 5-Liter-Humpen ausgeschenkt und auch schon längst nicht mehr von den kleinen Privatbrauereien hergestellt. Nichts ist mehr über von den Dingen, die Köln zu Köln machen – nur der Dom ist geblieben.
Doch der soll nun auch in ein 7-Sterne-Hotel mit Shopping-Mall, Spa-Bereich und sogar Yacht-Anleger umgebaut werden. Den kölner Urgesteinen, deren Herz für ihr geliebtes Colonia schlägt, wird es Angst und Bang um ihre Stadt. Doch wie den Dom und damit Köln retten?
Wie soll es anders sein?
Das Gute siegt und mit ihm die Liebe.
Doch bis dahin gibt es fast drei Stunden Spannung, Humor, mitreißende Melodien, sängerische Leistung und wunderschöne Kostüme zu sehen. „Die Rache von Melaten“ ist eine witzige, mitreißende Show, an der knapp ein hundert Herren mitwirken. Keine einzige Frau. Das heißt natürlich auch, dass alle Frauenrollen von Männern besetzt sind. Allein das ist schon ein Spaß!
Wie ich überhaupt auf das Divertissementchen gekommen bin?Mein Großcousin Georg ist Mitglied des KMGV und hat selbst schon bei drei „Zillchen“, wie die Eingeweihten das Divertissemntchen liebevoll nennen, mitgewirkt. Georg schickt immer brav eine Mail, sobald es Karten gibt und reserviert mir einen Platz. Somit ist das Divertissementchen also nicht nur eine große Freude für sich selbst, sondern auch, weil ich wieder einen guten Grund habe, die Lieblingsverwandschaft in Köln zu besuchen.