Comic-Salon – vier Tage in einer fremden Welt
Wow! Ich habe selten in vier Tagen soviel erlebt als während des internationalen Comic Salons im Mai 2016. Die Comic-Szene zeigte sich mir als dichtverwebtes Netzwerk kreativer, witziger und leidenschaftlicher Menschen.
Comic-Autor, Comic-Zeichner zu werden ist, glaube ich, keine Berufswahl. Es ist eher Bestimmung. Es ist ein bisschen wie bei uns Maßschneidern: Man wird nicht „freiwillig“ Schneiderin. Es ist einfach kein Beruf, mit dem man Geld verdient, wie man das als Anwalt oder IT-Fachman tun kann. Man brennt dafür und dieses Feuer verzehrt einen, wenn man seine Leidenschaft nicht ausleben kann. Ohne dieses Feuer jedoch, hätte man weder die Duchhaltekraft noch den Optimismus, aus der Leidenschaft einen Beruf zu machen.
Diese Leidenschaft zeigt sich in den liebevollen Details, die man an jeder Ecke sehen konnte. Zum Beispiel traf ich auf Jackyl White. Sie war mit Pencilepsy, einem Kollektiv Wiener Comic-Zeichner, vor Ort. Passend zum „Ambulatorium“ stand ich also vor „Dr. Jackyl White“ – was mir bereits das erste Schmunzeln entlockte. Dann bekam ich ihre Katzenleporellos in die Hände. Mit wieviel Liebe ist das denn gemacht?!? Es gab keine Druckerei, die ihr die Leporellos in diesem Format und in dieser Qualität zu einem annehmbaren Preis/Abnahmemenge drucken konnten. Also wurde alles in Handarbeit erstellt. Und das perfekt! Und natürlich bekam ich den Leporello mit einem Stück Mullbinde verpackt:
Ein anderes Comic, andem ich nicht vorbei konnte war die Neuillustrierung des allseits bekannten „Struwwelpeters„. David Füleki – auch Mitglied bei Comic Solidarity – hat sich diesem Werk angenommen. Mit soviel Liebe fürs Detail, so grandios!
Es gab auch an vielen Ständen Postkarten oder sogar kleine Magazine einfach so zum Mitnehmen. Der Humor ist zuweilen dunkler als schwarz 🙂
Und auch bei den Gästen konnte man immer wieder sehen, wie wichtig ihnen diese Szene, ja schon Parallelwelt ist. Da wurde mit geringen Möglichkeiten Gottheiten nachgestellt oder die liebste Comic-Figur dargestellt. Und wie man sehen kann, ist Pumuckl auch hochschwanger noch ein lustiger Geselle.
Egal, mit wem ich in diesen vier Tagen ins Gespräch kam: Es waren humorvolle, enthusiastische Menschen, für die das Comic-Zeichnen viel mehr als ein „Job“ ist.
Ich freue mich schon jetzt auf 2018 – wenn der Comic Salon wieder Erlangen in Alices Wunderland verwandelt…