Blaubart. Beim Anhören einer Tonbandaufnahme von Béla Bartóks Oper „Herzog Blaubarts Burg“.
Ein Mann sitzt auf einem Stuhl und spielt die Oper, von dem ungarischen Komponisten Béla Bartók, Herzog Blaubarts Burg. Immer wieder bricht er ab einem bestimmten Punkt ab und beginnt die Platte wieder von vorne zu spielen. Eine Frau vor ihm niedergekniet beginnt sich immer wieder langsam aufzurichten und an dem Mann hochzuziehen, dieser drückt sie auf den Boden zurück.
Diese Anfangsszene aus dem Tanztheater von der wohl bekanntesten und einflussreichsten Choreographin Pina Bausch mit dem Tanztheater Wuppertal, stellt den Zuschauer von Anfang an auf eine Probe der Geduld, die sich das ganze Ballett über hinweg zieht.
Zunächst einmal muss man von Anfang an anmerken das es sich hier nicht um ein reines Ballett oder eine Tanzaufführung handelt. Pina Bausch schafft in diesem Werk eine Art Tanztheaterkunst wie es unter den Fachleuten betitelt wird. Sie kombiniert Elemente aus Tanz, Oper, Schauspiel, Pantomime und Film. Sie beschreibt in einem Interview, dass sie es für notwendig hielt, Kontrastdramaturgie anzuwenden, folglich aus der Thematik des Werkes: Das Unverständnis zwischen Mann und Frau. Denn wie solle man so ein Thema nur durch Worte darstellen, nur durch Bewegungen, nur durch Bilder. Daher die spartenübergreifende Arbeit.
Im Vordergrund Mann und Frau. Es gibt keine Protagonisten. Nur Männer und Frauen die hoffnungslos miteinander aber aneinander vorbei leben. Das heißt sie zeigt dem Zuschauer was Frau und Mann sich vielleicht wünschen würden, doch die Realität zeigt Verständnislosigkeit durch den Gegensatz der Geschlechter. Diese Ausweglosigkeit wird dem Zuschauer ziemlich deutlich.
Wie ein roter Faden ziehen sich Wiederholungen in allen Bereich durch. Ob Musik oder Bewegungen. Immer und immer wieder probieren sich Mann und Frau anzunähern, doch es führt zu keinem Ziel.
Endlich gleicht die Kulisse einem Irrenhaus, indem Männer und Frauen schreiend gegen Wände rennen, immer und immer wieder. Der Zuschauer bekommt selbst schon ein beklemmendes Gefühl bis man irgendwann selbst die gleiche Haltung einnimmt wie die Tänzer. Man findet sich mit der Situation ab. Zunächst macht es einen schier wahnsinnig ständig dasselbe zu sehen, man wird innerlich immer aufgebrachter, wie die Tänzer. Irgendwann ist man von dem ständigen „Drama“ einfach nur ermüdet und man nimmt es hin.
Pina Bausch schafft es so unglaublich intensive Gefühle in einem zu wecken, dass man am Ende Teil des Stückes wird. Denn genau wie im richtigen Leben haben auch wir ab und zu Zuschauer die sich unser Leben anschauen, doch nicht eingreifen, aber es könnten.
Ein unglaublich tolles und ehrliches Werk was ich jedem nur empfehlen kann.