Aus Zwei mach Eins
Der Zufall kam kurz vor Weihnachten 2013 durch die Tür von Dennis Möbus Fotostudio. Es sind eineiige Zwillinge mit gleicher Kleidung und gleicher Frisur. „Diese Gleichheit hat mich sofort fasziniert“, sagt Möbus. So gelangte er zu dem Entschluss, eineiige Zwillinge zum Thema seiner Diplomarbeit im Fach Kommunikationsdesign an der Hochschule Darmstadt zu machen.
„Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das wäre, wenn es noch jemanden gäbe, der genauso aussieht wie ich“, sagt der damals 28-jährige. Wie einzigartig ist jeder Mensch? Und wie schwierig ist es, seine eigene Identität als eineiiger Zwilling zu entwickeln? Diese Fragen wollte Möbus beantworten.
Eineiige Zwillinge machen derzeit etwa ein Viertel aller in Deutschland geborenen Zwillinge aus, sie kommen mit einer Wahrscheinlichkeit von 1.250 zur Welt. Viele Zwillinge schlafen gemeinsam, trinken gemeinsam, eine besondere Innigkeit entsteht. „Die Babys lernen von Beginn an, dass sie auf Gedeih und Verderb miteinander auskommen müssen“, sagte einst der Entwicklungspsychologe Hartmut Kasten.
Fotograf Möbus wollte mit seiner Diplomarbeit zeigen, wie unterschiedlich, aber auch wie gleich eineiige Zwillinge sein können. Er führte Gespräche mit den Zwillingspaaren, machte Fotos von Gemeinsamkeiten oder Unterschieden und verschmolz jeweils die Gesichtshälften der Zwillinge zu einem Porträt.
Sein Fazit: „Alle befragten Zwillinge konnten ihre eigene Identität gut entwickeln. Sie sehen mehr Vorteile als Nachteile darin, als eineiiger Zwilling aufgewachsen zu sein – vor allem weil jeder von ihnen einen Menschen hat, mit dem ihn etwas Besonderes verbindet.