Auf der Walz
Manchmal sieht man sie, meist Männer, mit einem großen Hut, schwarzer Schlaghose, Cord-Weste und Jackett und ihrem knorrigen Wanderstab – es sind Handwerker, die zünftig Reisen, auf der Walz sind oder der Tippelei, es gibt viele Bezeichnungen für die Wanderjahre eines Gesellen. Es ist eine uralte Tradition die bis heute überlebt hat.
Früher war die Wanderschaft des Gesellen die Voraussetzung, dass er die Prüfung zum Meister antreten darf. Die Gesellen sollten vor allem neue Arbeitspraktiken, fremde Orte, Regionen und Länder kennenlernen, sowie Lebenserfahrung sammeln. Mittlerweile ist die Tippelei nicht mehr verpflichtend und auf freiwilliger Basis, aber dennoch ist sie weiterhin mit strengen Regeln verbunden. So darf sich der Fremdgeschriebene (Handwerker, der sich auf der Walz befindet) drei Jahre und einen Tag (solange dauert die Walz nämlich) seinem Heimatort von 50 Kilometer nicht nähern, keine öffentlichen Verkehrsmittel nutzen und außer seiner Kluft, ein paar Wechselhemdenund Unterwäsche, Werkzeug und Wanderbuch, in dem sie die Städtesiegel von ihren besuchten Orten sammeln, besitzen. Die Farbe der Kluft variiert je nach Berufsgruppe, so haben Holzberufe eine schwarze Kluft, Maurer und Steinmetze sandfarben oder grau, Metallbauer blau und Schneider rot (Ja, auch Schneider können auf die Walz gehen!). Gehören die Gesellen einem Schacht an, tragen sie außerdem die „Ehrbarkeit“, einen Binder in der Farbe ihres Schachts. Es gibt auch Reisende, die in keinem Schacht sind, doch werden sie unter den Fremdgeschriebenen
eher ungern gesehen, da diese sich nicht immer an die Regeln halten und demnach ein schlechtes Licht auf die anderen Reisenden werfen könnten.
Das erste Jahr darf nur der deutschsprachige Raum (Deutschland, Schweiz Österreich) bereist werden, in den zwei weiteren Jahren gibt es keine Grenzen und man kann in ferne Länder reisen.