Was kostet eigentlich ein Killer?
In Kinofilmen erscheint es oft super einfach: man geht in eine Hinterhofbar, findet dort einen Auftragskiller (man könnte meinen, ein sehr häufiges Berufsbild) und gibt ihm einen Koffer voller Geld. Die Gestalten: cool und eiskalt. Britische Kriminalitätsforscher wollten wissen: wie viel ist dran an diesem Mythos: Gibt es den eiskalt mordenden Profi wirklich? Und was ist ein Leben wert in unserer ach so zivilisierten westlichen Welt?
Die Ergebnisse, die David Wilson und seine Co-Autoren nun im „Howard Journal of Criminal Justice“ veröffentlichten, bewegen sich zwischen profan und erschreckend. Die Forschergruppe hatte mit Hilfe elektronischer Pressearchive Auftragsmorde aus den Jahren 1974 bis 2013 erfasst und mit Gerichtsunterlagen abgeglichen, außerdem führten sie Interviews mit überführten Tätern.
Auftragsmorde sind demnach weit seltener, als uns das Kino glauben macht. Gerade einmal 35 Fälle konnten die Forscher in 39 Jahren einwandfrei auf Mordaufträge zurückführen. Begangen wurden diese von 27 männlichen Auftragsmördern und einer Frau. Allerdings gibt es offenbar eine erhebliche Dunkelziffer – und das liegt wenig überraschend vor allem an den echten Profis unter den Killern.
Der Durchschnittspreis für die Auslöschung eines menschlichen Lebens betrug den Erkenntnissen der Forscher zufolge 15.180 Pfund – umgerechnet etwa 18.400 Euro. Mitunter ist der Mord aber auch erschreckend billig: Im Jahr 2010 ermordete ein damals 16-jähriger Killer sein Opfer für gerade einmal 200 Pfund (240 Euro). Spuren hinterließ er keine, aufgeflogen war er nur, weil er vor Freunden damit angab. Die einzige weibliche Täterin kassierte für ihren Auftragsmord immerhin 7000 Pfund (8500 Euro). Das höchste Honorar, das die Forscher finden konnten, lag bei 100.000 Pfund (120.000 Euro).
Die weite Spanne hat eine Menge mit dem jeweiligen Hintergrund der Täter zu tun. Sehr viele kamen aus der Gegend, in der sie ihren Mord dann auch begingen. Auch die Morde selbst waren in der Regel wenig spektakulär: Anders als Filmkiller erschießen echte Auftragsmörder ihre Opfer nicht von Dächern aus mit Hochpräzisionswaffen, sondern aus nächster Nähe beim Einkaufen, beim Spaziergang mit dem Hund oder an der Bushaltestelle.
Wilson und seine Co-Autoren fanden Mörder, die den Auftrag nur annahmen, weil sie finanziell in scheinbar auswegloser Situation waren, und solche, die einen militärischen oder paramilitärischen Hintergrund hatten. Aufgrund dieser Erkenntnisse, ordneten sie die Täter vier Gruppen zu:
Der Novize (ein klassischer Ersttäter), der Dilettant (mordet aus oft aus Not), der Geselle (erfahren, aber nicht gut) und der Meister (meist „gelernte“ Killer).
Als „deprimierend banal“ beschreibt David Wilson die Motive der Auftraggeber, die die Killer anheuerten und bezahlten: „Streit zwischen Lebenspartnern, gescheiterte Geschäfte und junge Bandenmitglieder, die Eindruck schinden wollten“.
Etwas beängstigend, dass es solche Mörder wirklich gibt, aber zum Glück sind es doch weit weniger als in Filmen immer beschrieben…