Spitz Maßdesign in München – Teil II
Während ich also mit dem Wiederfinden von Coco beschäftigt bin, erlebten die Näh-Mäuse ihren ganz eigenen Krimi:
Die bayerischen Meisterschaften finden alle zwei Jahre statt und werden vom Landesinnungsverband der Maßschneider organisiert. Auch dieses Jahr haben Gabriele Albert-Wurst und Ulrike Wenzel mit ihrem Team ganze Arbeit geleistet.
Die bayerischen Meisterschaften sind für alle Auszubildenden und Gesellen zugänglich. Es gibt jeweils zwei Kategorien, in denen die jungen Leute starten können: Der Fachwettbewerb bewertet insbesondere Verarbeitung und Passform und der Avantgard-Wettbewerb, der den Schwerpunkt auf die Idee und Umsetzung des Mottos – dieses Jahr „drunter & drüber“ – legt.
In beiden Wettbewerben können jeweils 50 Punkte erreicht werden. So gibt es im Avantgard-Wettbewerb allein 20 Punkte für die Umsetzung des Mottos. 15 weitere Punkte werden auf die Originalität dieser Idee vergeben und die restlichen 15 Punkte gehen für das Materialbewusstsein und die Verarbeitung drauf.
Im Fachwettbewerb gibt es nur zehn Punkte für die modische Idee, dafür aber 15 Punkte für die handwerkliche, rationelle Verarbeitung und zehn Punkte für die Passform – ein Punkt, der im Avantgardbereicht gar nicht vorkommt. Hier werden die letzten 15 Punkte für den Gesamteindruck und ein typgerechtes Outfit vergeben.
Die Norm ist, dass die Teilnehmer auch selbst die Outfits tragen. Ist aber zum Beispiel ein Mädel Herrenschneiderin wird ein Kumpel als Model verpflichtet. Wobei es sogar einen Damenschneider gab, der mit einem für sich genähten Herrenoutfit ins Rennen ging. Hier sind also alle Möglichkeiten offen.
Bereits ab neun Uhr morgens wurden im 20 Minuten Takt die Wettbewerbs-Outfits angezogen, der Jury gezeigt und dann abgegeben. Das ist eine großartige Neuerung! Bis dato wurden die Outfits hinter den Kulissen auf Kleiderbügeln bewertet, dann musste abends bei der Modenschau noch der Punkt „Passform“ nachgepflegt werden. Was auch nicht ganz einfach ist, als dass sich die Mädels bei der Modenschau bewegen. Nun hat die Jury ausgiebig Zeit sich von der Passform in Ruhe zu überzeugen.
Barbara, Magdalna und Eszter waren ab 14 Uhr eingeplant. Eine nach der anderen trat vor die dreiköpfige Jury und präsentierte ihr Outfit. Man ließ die Mädchen ein bisschen auf und ab schreiten, mal nach links oder rechts drehen und stellte Fragen zu Idee, Umsetzung und Verarbeitung. So bekamen die Mädels auch die Möglichkeit auf besondere Details hinzuweisen, die an ihren Wettbewerbsstücken zu finden sind.
Um den Wettbewerb nicht zu verzerren – Sympathie ist da ganz gefährlich – nahm sich die Jury stark zurück und versuchte die Gespräche möglichst trocken und kurz zu halten.
Zwischen 15 Uhr und 19 Uhr probten alle Teilnhemer dann für die Modenschau und wurden hinter den Kulissen geschminkt und frisiert. In der Zeit gab es dann auch ein sehr herzliches Wiedersehen zwischen Coco und meinen drei Näh-Mäusen.
Um punkt acht Uhr ging es los. Gabriele Albert-Wurst begrüßte die Gäste, erklärte die Regeln des Wettbewerbs und schon lief die erste Teilnehmerin über den Catwalk. Weder das Publikum, noch die Teilnehmer wussten zu diesem Zeitpunkt, wie die Bewertung der Jury ausgefallen war. Die Eltern von Barbara und Magdalena, sowie Magdalenas Freund Tobi, saßen mit mir in einer Reihe. Wir diskutierten wild, ob das Outfit, das gerade über den Laufsteg lief, Konkurrenz sei oder nicht. Aus fünf Meter Entfernung tut man sich allerdings schwer die Verarbeitung zu beurteilen.
Was da zu sehen war, war nicht ohne… Uiuiui! Natürlich gab es auch ein, zwei Ausreißer, bei denen klar war, dass hier für eine Meisterschaft zu wenig geboten wurde. Doch man weiß nie, wie die Jury bewertet…
Nach einer Stunde ging es dann an die Prämierung. Da das Feld von hinten aufgerollt wurde, war das für uns nochmal ein sehr adrenalinreiche Zeit.
Solange will ich Sie, verehrte Leser, aber gar nicht mehr auf die Folter spannen:
Leider, leider war das Siegertreppchen im Fachwettbewerb komplett besetzt – von meinen Mädels!
Eszter wurde dritte, mit 0,76 Punkten mehr erreichte Barbara den zweiten Platz. Magdalena holte einen überragenden ersten Platz und ist somit die aktuelle bayerische Meisterin!
Sie können sich vorstellen, dass wir im Moment alle zehn Zentimeter größer herum laufen 🙂 Ich bin sooo stolz auf meine Mädels. Hip-Hip-Hurra!
…und ja, es wird von jeder einzelnen noch einen Beitrag über ihr Wettbewerbsoutfit geben. So stay tuned…
Lieben Dank an den Landesinnungsverband für die Fotos von der Modenschau!