Mr. & Mrs. Noeth
Als mich Martina in Sachen Hochzeitskleid kontaktierte, wusste ich: Das wird toll! Martina aka Penny Dreadful hat nämlich einen ganz ausgezeichneten Geschmack, der diametral zu 08/15 ist. Also genau das, was wir am allerliebsten machen.
Bei Martina wird alles mit Stil und Liebe zum Detail gestaltet. Ob ihre Wohnung, die Musik, die sie mit Ihrer Band „Banned in Boston“ macht, oder eben die Einladung zur Hochzeit. Da „Banned in Boston“ sich an dem Swing der 20er Jahre orientiert, sollte auch Martina Hochzeitskleid an den Schick dieser Dekade erinnern. Martina fand erfreulicherweise im Netz Bilder, die in Teilen ihrer Vorstellung entsprachen. Also puzzelten wir mal wieder: Die Ärmel vom einen Kleid kombiniert mit dem Rücken vom nächsten und der Linienführung im dritten.
Ich muss zugeben, dass ich mir ewig Zeit ließ, bevor ich mit dem Kleid selbst anfing. Das Kleid bestand aus einer Lage Seiden/Woll-Satin und darüber eine Lage hauchfeiner Spitze. Das Problem bereitete mir die Spitze: 90cm breit.
Mein Rockschnitt war nach unten aber so weit ausgestellt, dass ich mindestens 110cm benötigte. Da der Rock empire, unter der Brust angesetzt war, konnte ich die Spitze auch nicht quer nehmen – das Kleid sollte auf dem Boden aufliegen… Erschwerend kam hinzu, dass ich fünf Meter bestellt hatte und sich diese allgemein als seeehr knapp erwiesen. Irgendwann fanden mich also meine Näh-Mäuse mit fünf Meter Spitze, zugeschnittenem Satin und völlig verrückten Schnitteilen am Ateliersboden.
Irgendwie musste das da doch ordentlich rausgehen!
Meine Oma hat auch immer viel zu wenig Stoff gehabt und mit einer schlafwandlerischen Sicherheit alles zugeschnitten bekommen. So klappte es also auch dieses mal. Leider habe ich keine Nahaufnahmen während des Arbeitens gemacht. Denn wir dürfen auf das Ergebnis wirklich stolz sein!
Es ging sich nicht etwa mit der Spitze so auf, dass ich halt alle Teile zugeschnitten bekommen hätte. Der komplette Rock hat nicht eine sichtbare Naht. Dass bei genauer Betrachtung eine Nahtstelle direkt in der vorderen Mitte ist, wo sicherlich keine Naht sein sollte, war der knapp bemessenen Metrage geschuldet. Dass man weder diese Naht, noch die Naht, die die Spitze auf die richtige Rocklänge erweitert oder die Naht, die dafür sorgt, dass der Rocksaum (rund!) von Spitzenbögen gesäumt ist, nicht sehen kann, geht auf das Konto unseres Know Hows und unserer Geduld.
Spitze so zu verarbeiten bedeutet nämlich: Handarbeit. Man legt die Spitze so übereinander, dass sie vom Muster exakt passt. Dann sticht man die beiden Lagen mit der Hand zusammen und schneidet danach die beiden Lagen bis auf wenige Millimeter Nahtzugabe retour. Arbeitet man sauber, sieht man die Nähte nur, wenn man weiß, wo man suchen muss.
Damit waren die technischen Probleme erst Mal erledigt. Im Rücken bekam Martina eine Knopfreihe von fast 30 Knöpfchen. Der Rücken bestand aber nur aus Spitze. Kein Satin. Wir verstärkten hier die Spitze also mit Organza und konnten so auch die Schlingerl annähen. Dabei musste die Spitze im Rücken etwas auf Zug gearbeitet werden, sonst hätte das Gewicht der Knöpfe den ganzen Rücken in Falten gedrückt.
Martina wäre nicht Martina, wenn sie dann nicht noch einen ganz besonders schönen Wunsch gehabt hätte: Sie hatte auf dem Dachboden von ihrer „Schwieger-Oma“ alte Borten gefunden. Wunderschöne zarte Ware in crème-weiß… Etwas Blaues, Altes und etwas Geliehenes soll die Braut bei der Hochzeit tragen. Manche ergänzen auch noch „etwas Neues“. Das neue war sicher das Brautkleid. Für das „Alte“ sorgten wir, in dem wir im Rücken, unter dem Busen und an den Ärmelabschlüssen Schwieger-Omas Spitzen einarbeiteten.
Ein Kleid, in das über 15 Meter Material geflossen sind, hat normalerweise ein deutliches Gewicht. Martinas Hochzeitskleid ist überraschend leicht. Es hat etwas feenhaftes ohne kitschig zu sein, einen Retrocharakter ohne altbacken zu wirken und passt zu Martinas Persönlichkeit, wie eine zweite Haut.
Noch ein paar Zeilen zur Hochzeit selbst: Aaaahhhh! So möchte ich auch heiraten! Mr. & Mrs. Noeth haben sich für einen relativ kleinen Rahmen entschieden – 50 Gäste. Dafür haben sie es dann aber ganz schön krachen lassen! Sogar die typischen „Hochzeitsspielchen“ waren richtig, richtig gut! Das Essen am Abend war super lecker – leider war ich vom Kuchenbuffet, das nachmittags aufgebaut war, schon so fertig… 🙂 Es wurde bis in die frühen Morgenstunden getanzt und viele schöne Erinnerungsfotos in der eigens aufgestellten Foto-Booth geknippst. Und natürlich war auch hier in jedem Detail Liebe zu finden. So gab es zum Beispiel für jeden Gast eine Musik-CD, die die beiden extra zusammen gestellt hatten. Die wunderbaren Hochzeitsfotos macht übrigens kein geringerer als Thomas Adorff.
Liebe Martina, lieber Robert, lieben Dank, dass wir nicht nur dieses wunderschöne Kleid fertigen durften, sondern dass ich auch noch an diesem so besonderen Tag Euer Gast sein durfte! Ich wünsche Euch alles Liebe & Gute und freue mich auf ein baldiges Wiedersehen.