Montagsgefühle
Für den heutigen Artikel bin ich verdammt spät dran! Montagmorgen 08:23 Uhr. Oft habe ich die Artikel schon Tage im Voraus getippt, und sie warten nur darauf endlich online zu gehen.
Eben habe ich ein wenig durch die „üblichen Verdächtigen“ gesurft. Und ja, da haben mich auch zwei, drei Themen angelacht. Aber heute wird das ein ungewöhnlicher Montagsartikel. Eher ein „Wochenendartikel“…
Einer der Knackpunkte in meinem Leben sind die Themen rund um Gefühle, Emotionen, Bauch… Ich selbst bin ein sehr emotionaler Mensch, habe aber durch meine eigene Geschichte erst lernen müssen mit all diesen Gefühlsstürmen um zu gehen, die da hin und wieder in mir toben. Und es ist noch lange nicht so, dass ich mich zurück lehnen würde und behaupten würde: „Susanne, Du hast das drauf. Du machst alles richtig.“ – Nein, ich stehe oft genug vor dem Spiegel und überlege, was da in mir vorgeht und in wie weit es wichtig und richtig ist, diese Gefühle nach außen zu lassen.
„Worauf will Sie da hinaus?“, mögen Sie sich gerade denken. Ganz ehrlich? Ich weiß es noch nicht so genau. An dieser Thematik hängt für mich die ganze Welt.
Zum Beispiel bin ich gestern über folgenden Tweet gestolpert und habe den angesprochenen Artikel gelesen: „Warum ich Peter Hahne nicht mag: ZDF-Moderator wirbt offensiv für Netzsperren. https://bit.ly/afoMmJ“ – Was das nun mit meinen Gefühlsstürmen zu tun hat???
Nun, verzeihen Sie mir, aber was bitte geht da ab??? (Kindes-)Missbrauch bekommt man nicht aus der Welt, in dem man das Internet „absperrt“. Auch der Vorschlag, dass Eltern Ihren Kindern beibringen sollen Ihre „Geschlechtsteile beim Namen zu nennen“ wird das nicht ändern. Vor allem geht mir bei der Formulierung schon der Hut hoch! Warum, verehrte Frau zu Guttenberg sprechen Sie es dann selbst nicht aus? Was ist mit Mumu, Vagina, Schwanz und Penis? Falsche Sendezeit und falscher Sender???
Wobei die Idee, „an der Basis zu arbeiten“ schon einmal gut ist. Doch dummerweise findet ja gerade Kindesmissbrauch zumeist innerhalb der Familie statt. Was nützt es da also, wenn eventuell gerade der Täter dem Opfer beigebracht hat, sein Schwanz auch Schwanz zu nennen? – ja, vielleicht kickt das den Täter noch zusätzlich???
Was müsste denn tatsächlich geschehen, dass Missbrauch weniger statt findet? Und zwar unabhängig ob sexueller Missbrauch an Kindern, Erwachsenen oder auch „nur“ seelischer Missbrauch?
Und schwupps sind wir bei den Gefühlen, die uns Menschen so umtreiben.
Warum bleiben Frauen, die fortwährend geschlagen werden, bei Ihren Männern? Aus Angst – aus Minderwertigkeitsgefühlen heraus. Warum bekommen Mütter nicht mit, dass der Onkel die Tochter in einer Art berührt, die nicht angemessen ist? Aus Angst, Scham und vielleicht einem Ohnmachtsgefühl.
Wer Missbrauch verhindern will, muss alles daran setzen, dass jeder einzelne von uns sich seines Wertes bewusst wird.
Wir leben in einer Gesellschaft, in der „alles geht, was gefällt“. Die zehn Gebote sind nicht schlecht – wurden aber auch seit je her unterwandert. Was also tun, dass ein Zusammenleben möglich ist, ohne dass manche auf der Strecke bleiben?
Würde jeder auf sein Gewissen hören – ich glaube an ein Gewissen, dass Mutter Natur oder Gott oder wo auch immer herkommend, von Anfang an ein Teil von uns ist – und wäre sich jeder seines Wertes bewusst, hätten wir ziemlich schnell paradiesische Zustände.
Ich habe hier leider keine Lösung für all das. Auf das eigene Gewissen hören, setzt zu weilen eine hohe Rate an Reflektion voraus. Ich kann nur so denken, wie ich denke – doch befürchte ich, dass es Menschen geben mag, die gar nicht soweit denken können, was es wohl für den Dritten und Vierten bedeutet, wenn sie dieses oder jenes tun. Hach, ein weites Feld! – würde Effis Vater sagen…
Vor allem, weil diese Thematik doch schon im ganz Kleinen zu Missverständnissen führt. Gefühle erfahren zwar gerade dank Esoterik, ganzheitlicher Medizin und Psychosendungen einen gewissen Hype. Aber das ist wie mit dem Sex: Überall werden Sex und Emotionen vor uns ausgebreitet – aber bitte niemals zwischen den Menschen, die es etwas angeht!
Natürlich ist es kein Spaziergang, jemanden zu sagen: „ich mag Dich“ – könnte ja gut sein, dass der andere einem direkt einen Korb gibt. Ablehnung? Kein schönes Gefühl. Doch einmal kurz darüber nach gedacht: Ist man denn deswegen weniger wert? Ist es besser, nichts zu sagen und andererseits Gefahr zu laufen, dass es ja auch hätte auf Gegenseitigkeit beruhen können?
Oder warum lästern wir so viel über andere bei Dritten? Warum fällt es uns so schwer, Kritik auch wirklich direkt dem Adressaten
ins Gesicht zu sagen? Das geht! Eine Frage des Tons und der Formulierung, aber es ist möglich. Und öfter als man denkt, wird eine solche Äußerung sogar gerne angenommen, denn somit hat der Adressat die Möglichkeit zu wachsen.
Verstehen Sie, worauf ich hinaus will?
Es fängt im ganz Kleinen an. Wer soviel Angst vor einem Korb hat, wer befürchtet das Gegenüber mit seiner Ablehnung/Kritik zu verletzten, geht den ersten Schritt um Missbrauch möglich zu machen. Wo ist denn dann die Grenze?
Ich traue mich nicht, einem Menschen unter vier Augen zu sagen, was ich fühle… ich greife nicht ein, wenn ich auf der Straße eine Szene beobachte, in der ein Mensch offensichtlich angegriffen wird… ich wehre mich nicht, wenn ich selbst angegriffen werde… ich gucke weg, wenn mein Kind angegriffen wird… ich schließe meine Gefühle weg – höre nicht auf sie – formuliere sie nicht… ich bin tot.
Das ist Angst. Und Angst macht uns zu Zombies – Körperhüllen ohne Inhalt.
Was ist der Mensch? Was macht uns aus?
Himmelhoch jauchzend – zu Tode betrübt
Vor Freude tanzend – aus lauter Wut brüllend
Das ist Leben – das bedeutet es ein „ganzer“ Mensch zu sein.
Es fängt ganz klein beim Einzelnen an. Stellen Sie sich vor den Spiegel, gucken Sie in sich hinein! Haben Sie keine Angst vor der Angst. Angst ist wichtig – aber sie verliert ihren Sinn, wenn Sie vor ihr davon laufen. Gucken Sie sich Ihre Ängste an.
Die Angst hat selbst Angst. Sie verschwindet, wenn sie sich beobachtet fühlt 🙂
Als Belohnung winkt eine Freiheit, die Ihnen sonst niemand schenken kann. Es bedeutet Verantwortung übernehmen – aber eben auch „Täter des eigenen Lebens“ zu sein.
…Sie verzeihen mir meinen Montagmorgendlichen Gefühlsausbruch? Es befreit 😉
Ihnen allen einen guten Start in die Woche!
Genießen Sie Ihr Leben – soweit ich weiß, haben wir alle nur dieses eine 🙂