Ich mach mir meine Welt, wie sie mir gefällt
Es waren einmal ein Mädchen und ein Bub. Die standen bei gigantischem Licht in einem Wald aus Betonpfeilern… Die Umgebung hatte tatsächlich etwas surreales, märchenhaftes und hätte wohl den meisten Menschen ganz andere Themen abverlangt, als die, die wir hatten. Für mich war jedenfalls ein Satz in diesem Gespräch sehr wichtig: „Ich mach mir meine Welt, wie sie mir gefällt.“ Diese Worte legte Astrid Lindgren vor Jahren Pippi Langstrumpf in den Mund. Und das ist ein Satz, der auch auf mich zutrifft.
Was ist Mode?
Mache ich Mode?
Was sind Klamotten für mich?
Mode ist kein bleibender Wert, Mode ist eine Zeiterscheinung, die, wie für Erscheinungen üblich, auch wieder verschwindet.
Ich mache sicher keine Mode im Sinn von „Zeiterscheinung“. Denn meine Klamotten haben wenig mit der Zeit zu tun, in der sie entstehen. Ich fertige Outifts an, die Momente festhalten, Gefühle bannen – oder sogar auch eine Persönlichkeit unterstreichen bis dahin, dass die Persönlichkeit überhaupt erst durch das passende Outfit geboren wird. Ja-ha! Es gab schon Verwandlungen, die weit über die netten Vorher/Nachher-Sendungen hinausgehen. Ich durfte erleben, dass Kundinnen über die eigens angefertigte Garderobe ganz neue Seiten an sich erkannten, Selbstvertrauen fassten, sich endlich selbst so schön sahen, wie sie schon immer waren…
Daher ist Garderobe für mich auch viel mehr als Mode.
Meine Kleidung drückt meist mein aktuelles Ich aus. Wer mich kennt, weiß genau: „Ui, Susanne läuft in Jeans und T-Shirt? – der geht´s nicht gut.“ Im strengen Hosenanzug bin ich eine andere, als im weich schwingenden Sommerkleid oder sexy Seidenrock.
Schwarz trage ich selten. Nicht nur, weil es mich schnell blass macht – schwarz ist die Abwesenheit von Licht und keine Farbe. Farbe bedeutet Mut. Ich weiß noch sehr gut, wie sehr ich mit den Farben kämpfte. Es gab eine Zeit, da trug ich nur schwarz. Später braun, grau und andere Erdtöne. Dann hatte ich eine „pinke Phase“. Das Gegengewicht zum jahrelangen schwarz… Nähe ich heute eine schwarze Bluse, muss da zumindest ein verrückter Ausschnitt sein. Ohne diesen, dürfte die Bluse für mich nicht schwarz sein 🙂
Meine Welt ist bunt. Ich weigere mich standhaft, dem Einheitslook der breiten Masse klein bei zu geben. Ich fühle mich jeden Tag anders und möchte das auch durch mein äußeres Erscheinungsbild ausdrücken. Wie bitte fühlen sich all die Jeans und Sweatshirt-Träger da draußen? Alle gleich???
Warum ist Garderobe nur noch so selten Ausdruck der Persönlichkeit? Warum jagen so viele modischen Spleens nach und haben selbst keinen eigenen Stil? Was geht in diesen Menschen vor?
Und bunt zu sein, bedeutet auch grau zu tragen. Denn grau gehört genauso in den Frabfächer wie grün, gelb und rot.
Ich will nichts ausschließen. Alles ist möglich. So verrückt ich manchmal bin, so spießig kann ich im nächsten Moment sein. Wer mich kennt bedenke, warum ich mich für den Beruf der Schneiderin entschieden habe – gibt es einen graueren, spießigeren Grund?
Jedenfalls ist für mich eines klar geworden: Garderobe hat viel mit Authentizität zu tun.
Darf ich mich vorstellen? Ich bin Pippi L. – ich mach mir meine Welt, wie sie mir gefällt!