Ferndiagnose
Nachdem die letzte Woche frustige Artikel geboren hat, hier eine ganz wunderbare Geschichte.
Ein Leid, dass wir Mädels teilen: Wir haben einfach keine Klamotten! Schon zweimal nicht das passende Kleid zur Hochzeit, auf die wir geladen sind und von der Stange – es gefällt nicht, es passt nicht, es entspricht weder dem Anlass noch der Trägerin.
So ging es auch der lieben Maike aus Hamburg. Nachdem sie tagelang vergeblich nach dem richtigen Kleid gesucht hatte, bekamen wir einen Anruf, dass nun unsere Hilfe gefragt sei.
Wie näht man für eine Person, die man nicht kennt, für die es keinen Schnitt gibt nun ein Kleid?
Zugegebenermaßen gibt es eine sehr „regelmäßige Verbindung“ für Maike nach Franken. Also besagte unser Zeitplan: am folgenden Wochenende gastiert Maike bei ihrem Freund und eine Woche später findet samstags die Hochzeit statt.
Maike und ich telefonierten, schickten Bilder und Links hin und her, was ihr gefällt, was für Schuhe sie parat hätte, welche Ideen ich beisteuern könnte… Und ganz wichtig: Maike schickte uns – mit Hilfe einer kleinen Anleitung – ihre Maße.
Mit Hilfe dieser Maße fertigten wir im Atelier einen „Dummie“ an. Aus einfachem Baumwollstoff wird eine Art Etuikleid gefertigt. Davon ausgehend können wir fast jeden Kleiderschnitt entwickeln. Also wurde Samstagvormittag dieser Dummie probiert und das Modell besprochen, sowie das Material festgelegt. Da die Hochzeit keine „große“ war – es wurde recht leger in einem Café gefeiert – sollte auch das Kleid für Maike nicht „zu groß“ ausfallen. Zudem war es Maike wichtig, ein bequemes Kleid zu haben, dass sie auch noch bei anderen Anlässen gut tragen kann und das nicht so super speziell ist, dass sich jeder daran erinnern kann: „Ach, das hatte Maike beim letzten Event doch auch schon an!“
Maike entschied sich für einen dunkelblauen, schweren Viscosejersey. Herrlich bequem, völlig unkompliziert, knautscht nicht, lässt auch das Verspeisen eines ganzen Wildschweins zu, kann in die Waschmaschine und muss nicht mal gebügelt werden. Damit das Kleid den nötigen Pepp bekam, sollte am tiefen Rückenausschnitt ein Volant aus Seiden-Chiffon angebracht werden, der farblich mit den Schuhen korrespondiert.
Yeah! Den Jersey hatten wir noch auf Lager. Also nutzte ich den Sonntagvormittag und baute das Kleid soweit zusammen, dass wir Sonntagabend noch eine weitere Anprobe einschieben konnten. Hier wurde noch die Saumlänge bestimmt. Für den Volant, der nicht so gern in die Waschmaschine mag, bzw. hinterher dringend gebügelt werden müsste, fanden wir auch noch eine klasse Lösung: Der Volant wurde mit zwei großen Druckknöpfen an der Schulter befestigt. Genau über die Druckknöpfe nähte ich drei Reihen Swarowski-Steinchen „am Band“, so dass Maike das Kleid auch mal ganz schmucklos tragen könnte. Zudem können wir ihr für eventuelle grüne, rote, lila Schuhe in Zukunft „Wechsel-Volants“ nähen.
Der Chiffon wurde Montags bestellt, Dienstags der Volant zusammengenäht und bereits Mittwochnachmittag war das Paket auf dem Weg nach Hamburg.
Das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Maike ist happy, ihrem Freund gefällt sie auch im neuen Kleid und uns war es ein Vergnügen!