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Provokantig – Geschichten aus dem Atelier

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Feine Spitze und beerenfarbenes Leinen

inHerzblut / vonSusanne Spitz
24. November 2017

Die Geschichte zu diesem Outfit – finde ich – ist eine sehr schöne: Walter brachte mir ein Buch ins Atelier, dessen Cover ein Kleid zierte, dass er sich mit seiner Braut als Hochzeitskleid für sie ausgespäht hatten. Sprich, die Zukünftige kannte ich noch nicht, schrieb aber zum mitgebrachten Bild das Angebot.
Einige Tage später kam Walter mit Dagmar ins Atelier und wir wollten über das Hochzeitskleid sprechen. Ich war überrascht, weil ich mir Dagmar gar nicht so recht in diesem Kleid vorstellen konnte. Da der Kunde König ist und die Kundin Kaiserin, wollte ich zu erst einmal heraus finden, ob die beiden zur Rockabilly-Szene Beziehung haben – das hätte dann erklärt, wieso es zu so einer Kleiderwahl kommt und hätte mein Vorstellungsvermögen noch erweitern können.

Nein, da gab es keine Leidenschaften für die wilden 50er Jahre.
Ich insistierte also vorsichtig, dass ich mir Dagmar nicht recht in einem Korsagenkleid vorstellen könne. Ihr Bewegungsmuster war so agil… Mit einer Korsage geht das nicht ganz so gut. Ha! Zum Glück hatte sie selbst auch schon Gedanken gehabt, ob es nicht geschickt wäre, das Oberteil mit Trägern zu arbeiten. Auch damit sie sich sicherer fühlt und nicht Bedenken haben müsste, dass etwas davon rutscht. Doch ich tat mir nicht nur mit der Korsage schwer – ich sah auch diese Mischung aus altrosé und lachs nicht an ihr. Also fragte ich erneut ganz vorsichtig an, ob wir denn mit der Farbgebung verheiratet wären. „Nein.“ – da wäre sie völlig frei. Jetzt „störte mich nur noch“ der Petticoat. Ich hatte einen im Atelier und bat Dagmar mal hinein zu schlüpfen. Puh! Sie sagte selbst gleich, dass sie sich darin nicht sehen würde.

Okay, andere Farbe, anderes Oberteil, anderes Unterteil – komplett anderes Outfit!

Zu diesem Zeitpunkt unterhielten wir uns etwa zwanzig Minuten miteinander. Und in mir formte sich ein Bild von dem Outfit, dass meines Erachtens perfekt zu Dagmar passen könnte.
Ich bot also an, dass wir den Spieß umdrehen: Ich entwerfe ein Outfit – und Dagmar und Walter geben mir Feedback, wie ich damit liege.

Das ist immer sehr spannend, denn nach so kurzer Zeit „kenne“ ich mein Gegenüber noch lange nicht. Reichen also die Infos, die ich durch Worte und Beobachtung zusammentrage, um DAS Outift für eine Person zu kreieren? Treffe ich den Geschmack? Bin ich zu mutig oder zu vorsichtig? Verhaue ich mich gar ganz?

Ich zeichnete eine weite Hose mit je Bein drei eingelegten Falten, deren Bund sehr hoch und wie eine kleine Weste aussah und zusäztlich noch mit Hosenträgern gehalten ist. Darunter eine Hemdbluse mit Puffärmel und feinen Paspolierungen an Kragen und Knopfleiste.
Die Antwort war eindeutig: Ich hätte da quasi ein Doublikat von Dagmars allerliebster Hose gezeichnet. Die ich allerdings nicht kannte.
Ich hatte mir das ganze in blau/weiß vorgestellt – ich persönlich hätte es sehr verführerisch gefunden, die Faltentiefen aus Spitze zu gestalten. Man hätte also lediglich in der Bewegung die Spitze gesehen.
Spitz ja! Aber nicht in der Hose. Das Oberteil sollte lieber aus Spitze werden. Nun, das stellt sicher kein Problem dar…

Dagmar wollte nochmal überlegen, da sie ursprünglich schon an ein Kleid gedacht hatte – Also noch ein Kleiderentwurf. Auch nicht schlecht, wie ich fand – aber mein Herz schlug für die Hose.

Zehn Tage später fiel die Entscheidung: Es sollte die Hose werden!
Bei der Materialwahl stolperten wir über das wunderschöne Leinen von Scabal, das es in einem wahren Regenbogen gibt. Ein satter Himbeerton eroberte Dagmars Herz.

Und drei Wochen später waren Hose und Oberteil fertig.
Die größten Herausforderung lag darin, dass die Falten nicht zu früh aufgehen und nicht alle gleichzeitig aufspringen – wir behalfen uns mit kleine versteckten Fangstichen. Den „Westen-Bund“ verstürzten wir nach innen mit einer Patchwork-Baumwolle. Die ist ein wenig stabiler als normale Hemdenbaumwolle.

Das Oberteil wirkt nur durch die Spitze – ansonsten ist es sehr schlicht gehalten. Damit es nicht komplett durchsichtig ist, haben wir einen dünnen Jersey unter gearbeitet.

Dieses Outfit zu fertigen hat mir besonders viel Spaß bereitet. Mir macht es große Freude, wenn ich so mit einem Menschen arbeiten darf und herauskitzeln kann, was er will und was zu ihm passt.

Tags:Anfertigung, Auftrag, Haute Couture, Hochzeit, Lieblingskunden, Maßanfertigung, Maßarbeit, Referenz, Spitz Maßdesign
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