Ein Sakko, das keines sein soll.
Meine Lieblingsaufgabe!
Immerwieder haben wir insbesondere junge, sportliche Männer in unserem Atelier, die zwar einen Anzug oder ein Sakko brauchen, aber das ganze Getue um die männliche Uniform entsetzlich finden.
Also sind wir gefordert ein Sakko zu designen, das eben nicht diesen Staub von Opas Kombination mit sich bringt.
Sehr gut kommen dabei Stoffe an, die leicht sind und einen „Jeans-Touch“ haben. Dabei verwenden wir hier keine Jeans-Stoffe, da diese zu schwer und zu unflexibel sind. Es sind Woll-/Baumwoll-Mischungen oder auch reine Schurwolle, die aber dementsprechend aufgemacht sind.
Neben dem Material sind Schnitt und Detailarbeiten hier die Schlüssel zum Erfolg.
Genau so ein Kunde ist Zacharias Dengler. Zacharias leitet mit seiner Frau Daniela zusammen das Muskat in Erlangen. Wer hier regelmäßig liest, dürfte das Restaurant kennen und wissen, dass ich ein Fan von Zachs Kochkünsten bin 🙂
Jedenfalls brauchte Zacharias ein Sakko und wollte keines. Zach wollte auch keine zwanzig Fragen zur Ausstattung beantworten, sondern meinte: „Susanne, Du bist die Fachfrau. Mach was g’scheidt’s!“
Den Stoff nickte er mir also gerade noch ab: eine leichte Wolle-/Leinen-Mischung aus dem Hause Scabal, die, wenn sie knittert, den typischen Leinen-Edel-Knitter aufweist. Durch den Wollanteil aber eben deutlich weniger knitteranfällig ist, als ein reiner Leinenstoff.
Was auf diesen Bildern natürlich wieder nicht zu sehen ist: Das Sakko sitzt perfekt an Zachs Oberkörper: Schmal an Schulter und in der Taille, dabei genügend Weite im Brustkorb um sich bewegen zu können.
Damit das Sakko einen sportlichen Aspekt bekommt, haben wir das Revers und die vordere Kante deutlich sichtbar abgesteppt. Hat auch den Vorteil, dass in der Reinigung niemand die Naht „vor“ bügeln kann. Das Revers ist schmal gehalten, das Sakko modern mit zwei Schließknöpfen geschlossen. Was mir immer besonders wichtig ist: die Pattentaschen sind leicht schräg eingesetzt. Das durchbricht die im Sakko vorherrschenden horizontalen und vertikalen Linien.
Innen wurde das Sakko mit einer grau/blauen Paisley-Viskose abgefüttert. Das Blumenknopfloch und den Kragenfilz gestalteten wir – als Hommage an Gattin Daniela, deren Lieblingsfarbe grün ist – in einem leuchtenden Apfelgrün. Das Blumenknopfloch ist natürlich immer sichtbar. Die größere grüne Fläche, der Kragenfilz, trit aber nur dann zum Vorschein, wenn Zacharias den Kragen aufstellt.
Experiment geglückt! Zacharias ist begeistert. Ein Sakko, dass gar nicht sooo doof ist, wie Sakkos das sonst so zu sein scheinen 😉