"Der Nürnberger Opernball" oder "Schicksal"
Am 5. Juli 2013 feierte die Friedrich-Alexander Universität im Erlanger Schlossgarten ihr alljährliches „Schlossgartenfest“. Ein wunderschöner Abend mit phantastischem Wetter und ausgelassener Stimmung.
Ich hatte das Vergnügen mit einer ganzen Reihe lieber Menschen dort zu verweilen und im Nachgang kam die Idee auf, dass wir nun doch auch den Nürnberger Opernball besuchen könnten.
Nando und Janka Dietz, Jan Hagemann und ich wollten uns den hochgelobten Ball einmal selbst ansehen. Für mich bedeutet das vor allem eins: Ich bekomme ein neues Abendkleid. Am besten gleich eine Robe!
Inspiration holte ich mir einmal mehr bei Alexander McQueen. In seiner letzten Kollektion zeigte er ein Abendkleid aus goldenen Federn mit weißem Tüllrock. Wir brachen das ganze etwas herunter. Anstatt Federn verwendeten wir einen Stoff mit kleinen matten türkisen Pailletten. Wir verzichteten auf den langen Arm und entschieden uns stattdessen für einen amerikanischen Armausschnitt.
Magdalena fertigte mir den Unterbau aus doppeltem Baumwollköper und arbeitete mir die Paillette auf. Der Torso war zum größten Teil Handarbeit. Pailletten mit der Maschine nähen – das wird nie sonderlich schön. Erfreulicherweise ließ sich der Paillettenstoff gut einbügeln, so dass wir das Kleid tatsächlich wie eine Chaneljacke arbeiten konnten: Der Stoff wurde auf das Korsagen-Innenleben pikiert. Die Weiten verbügelt.
Damit die Pailletten unter den Armen und im Ausschnitt wenigstens auf der Körper zugewandten Seite nicht kratzten, fassten wir das Futter mit Schrägband ein und staffierten es von innen gegen. Ohne das stabile Schrägband wäre zu erwarten, dass die Pailletten das Futter schnell aufreiben und dann als nächstes meine eigene Haut dran wäre. So bleiben Futter und meine Wenigkeit unversehrt.
Der Rock besteht aus weißem Tüll. Da nur noch 12 Meter im Atelier waren, mussten die reichen. Drei Rüschen in der kompletten Rocklänge mit je drei Stoffbreiten und eine Rüsche mit einer Höhe von 25 Zentimeter, die auf eine der langen Rüschen aufgesetzt wurde und aus 18 Streifen besteht. Sprich: Die kurze Rüsche wurde so eingezogen, dass jeweils sechs aneinander gesetzte Bahnen auf eine der längeren Bahnen passte. Somit drückt der Rock im unteren Teil stärker auseinander und nicht bereits am Ansatz.
Das McQueen’sche Original zeigt einen bestickten Tüll. Woher sollte ich aber einen weißen Tüll bekommen, der rein zufällig passend türkis bestickt ist? Also drehte ich aus Organza Blüten und fertigte aus Organza und Leder Blätter. Blüten und Blätter wurden zu Blumen zusammengesetzt und gleichmäßig auf dem Tüll verteilt. Fertig war das Abendkleid.
Wo jetzt das Bild mit mir und dem Kleid ist? Nun ja… ich hatte es einmal zur Anprobe an, als es fertig war. Und dann kam die Geschichte. Da war´s dann nix mit Kleid und Opernball. Nun hängt es seither an meiner Schlafzimmertür und ist traurig, weil ich nicht mit ihm ausgehe. Und dann beschließen die auch noch, den Opernball nicht mehr zu veranstalten. Armes, armes Abendkleid…