Darf ich mich vorstellen?
„Ach, Sie sind also dann der Freund von Felix?“- Nein.
Um weiteren Missverständnissen, wie hier mit einer Stammkundin, vorzubeugen, wird es Zeit das neue Gesicht hinter der Nähmaschine vorzustellen. Ich heiße Dominik Blöchl, 20, bin in Erlangen geboren und in Erlangen-Höchstadt/Eckental, aufgewachsen. Im Sommer 2016 machte ich am Christian-Ernst-Gymnasium mein Abitur und ab September war ich Schüler auf der Modeschule in Nürnberg. Mein Ziel: Das Schneidern erlernen.
Doch wie kommt ich eigentlich darauf…
Anders wie bei Vielen in diesem Beruf war ich nicht schon immer handwerklich interessiert. Gebastelt wurde auch nur aus Gruppenzwang auf Grundschulgeburtstagen und zuhause bei Bauprojekten zu helfen ging sowieso gar nicht!
Modeinteressiert war ich hingegen schon seit jungen Jahren. Wobei, eigentlich muss man sagen Modedesinteresiert! Die Monotonie der Schaufenster in der Innenstadt, die fehlende Kreativität deutscher Modemarken, alles gleicht allem. Lange war ich frustriert von dem erhältlichen Angebot! Jeder Shoppingausflug endete in einem Wutausbruch darüber, nicht mal annähernd etwas zu finden, dass einem gefällt! Es scheinte fast so, als ob die Menschen sich keine Gedanken darüber machen wollen, wie sie sich einkleiden…
Glücklicherweise durfte ich die Erfahrung machen in der Nähe von Mailand in einer Kleinstadt ein Teil meiner Schulzeit zu verbringen. Dort zu leben, die Leute kennen zu lernen und ihre Mentalität zu verstehen war für mich eine wegweisende Erfahrung! Das Verständnis von Mode ist dort auf einem komplett anderen Level. Sei es die alleinerziehende Mutter von vier, der Mathelehrer oder der Gärtner, der die Zypressen bändigt. Das Erscheinungsbild ist immer Priorität! Selten kommt es vor jemanden zu erwischen, der bei dem morgendlichen Griff in den Kleiderschrank noch beide Augen zu hatte. Und selbst dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass dieser Mensch auf den Straßen Erlangens als höchst modisch geachtet wird.
Wenn ich an diese Zeit zurück denke, fiel ich deutlich aus diesem Schema heraus. Allerdings beeindruckte mich das Verhältnis der Menschen zur Mode so sehr, dass ich mir wünschte auch so zu werden.
Wieder in Deutschland angekommen war die Enttäuschung natürlich groß. Doch der Gedanke vom kreieren eigener Mode ließ mich seitdem nichtmehr los. In der Lage zu sein, sich vollkommen unabhängig und flexibel einkleiden zu können, nach seinen eigenen Vorstellungen und nicht mit dem vorgelegten Angebot!
Daher kommt mein Wunsch das Schneidern zu erlernen! Bis es dazu kam verging allerdings noch allerhand Zeit. Vor der Nähmaschine meiner Mutter hatte ich zu viel Respekt und die Idee Stoffe zuzuschneiden machte mir auch etwas Angst. „Einfach drauf los“ war noch nie meine Art, wenn ich etwas will, dann auch richtig! Ich hätte nicht mal gewusst wo man denn bei so einer vielfältigen Tätigkeit anfangen sollte…Also beschloss ich auf das Ende meiner Schulzeit zu warten und dann auf Nummer sicher zu gehen und eine Schneiderlehre zu beginnen.
Leichter gesagt als getan. Mit keinerlei Vorwissen und Hintergrund erhielt ich Absage nach Absage. Die geringe Anzahl an noch übrigen Ausbildungsbetrieben machte das Ganze nicht leichter. Also beschloss ich schweren Herzens die Ausbildung an der Berufsfachschule in Nürnberg zu absolvieren, ohne Betrieb, als Vollzeitschule. Im September 2016 saß ich also zum ersten Mal an einer Nähmaschine und fand daran großen Spaß. Schnell enttäuscht von dem Niveau der Schule wurde mir klar, dass ich so nicht weiter komme. Von den konfektionellen Arbeitstechniken bis zum anspruchslosen Lehrplan, ich wusste, ich musste dort raus! Also begab ich mich erneut auf die Suche…
Als ich dann Susannes Betrieb gefunden hatte, das Probearbeiten hinter mich brachte und den Ausbildungsvertrag sicher in den Händen hielt, war die Erleichterung groß!
Seit dem 1. September bin ich nun auch ein Teil von Susannes Atelier und aus vier helfenden Händen werden hoffentlich bald sechs.