Aus dem privaten Fotoalbum
Wenn man zehn bis fünfzehn Artikel pro Monat im Internet veröffentlicht, kommt man nicht umhin, dass das Geschriebene das Bild beeinflusst, was das Umfeld von einem hat. Gerade Menschen, die mich schon gar nicht persönlich kennen oder nur wenig, puzzeln sich aus den Inhalten dieses Blogs „Ihre Susanne“ zusammen. Ich weiß, dass eine erhebliche Anzahl von Lesern der Meinung sind, ich würde jede Veranstaltung besuchen, über die ich hier schreibe.
Ich darf die einen beruhigen und die anderen muss ich enttäuschen: Man findet mich entschieden öfter im heimischen Wohnzimmer, als man sich vorstellen kann. Doch Ende Januar – genauer gesagt am Freitag, den 27. Januar 2012 – ergab es sich, dass ich mein Wohnzimmer gegen das Parkett des bayerischen Hofs München tauschte.
Was vielleicht nicht jeder über mich weiß: Ich war sechs Jahre im Münchner Faschingsverein „Narrhalla“ Gardetänzerin. Die Narrhalla eröffnet in München mit ihrer „Soirée“ immer die Ballsaison nach Heilig Drei König. Mit dem 27. Januar in diesem Jahr erheblich später als gewohnt, traf es sich aber ausgezeichnet, dass ich aus diversen Gründen eh nach München musste.
Ein wenig Kultur für diejenigen, die mit Fasching allerlei maskierte Tollerei verbinden: Zuerst sei angemerkt, es ist kein Zufall, dass man im Nord-westlichen Teil Deutschlands von Karneval spricht – in Bayern vom Fasching. Speziell der Münchner Fasching ist fast schon konträr zum rheinischen Karneval. Wo der Rheinländer an lang aufgereihten Biertischgarnituren schunkelt und kölsches Liedgut grölt, findet man in München zumeist einen Schwarz/Weiß-Ball vor. Was dem Kölner seine Karnevalssitzung ist dem Münchner sein Faschingsball. In dieser Wortwahl findet sich dann auch eher der Charakter. In München sind es tatsächlich häufig richtige Ballabende, mit Abendkleid, Robe, Smoking und Frack.
Auch das Auftreten der Garden ist völlig unterschiedlich: Wie sagten die Düsseldorfer Kollegen so nett, als wir Münchner ihrer Einladung folgten? „Jetzt kommen wieder unsere aaarmen Kollegen aus dem Süden. Die haben so wenig Geld, dass jedes Mädchen nur den Stoff einer Krawatte umbekommt!“
Die Münchner Garde erinnert an die Tänzerinnen des Moulin Rouge. Mit hochhackigen Schuhen, knappen Kostüm und ausgefallenem Kopfputz werden weitaus „tänzerischere“ Choreographien gezeigt. Die klassische Garde trägt die typische preußische Uniform-Persiflage und zeichnet sich durch extrem akrobatische Choreographien aus. Da fliegen die Mädels nur so durch die Luft!
Sind nun die Süddeutschen lustiger, weil Sie ohne Verkleidung in Abendrobe feiern können? Oder sind es die Karnevalesen, deren Spaßverständnis so feinfühlig ist, dass dort ein unglaublicher Aufwand um das orginellste Kostüm betrieben wird?
Ein besonderes Highlight der Soirée ist jeweils die Verleihung des Karl-Valentin-Ordens. Dieses Jahr ging dieser an die Brüder Klitschko. Vladimir Klitschko war persönlich anwesend und nahm den Orden entgegen.
Ich war sehr überrascht, was für ein sympatisches Auftreten dieser „überragende“ Mann hat. Ich kann nicht einschätzen, ob es für Vladimir Klitschko ein „notwendiges Übel“ war auf der Narrhalla Soirée diesen Orden zu empfangen, oder ob es ihm tatsächlich ein Vergnügen war. Im ersten Fall ist er ein hoch professioneller Mensch, der auch das Schauspiel versteht – im zweiten Fall würde ich mich für alle beteiligten sehr freuen.
Für mich war es ein durchwegs schöner Abend, als dass ich auch das Vergnügen hatte diesen mit Norbert Schmid zu verbringen. Wir kennen uns noch aus unserer beider aktiven Gardezeit bei der Narrhalla. Norbert hat an diesem Abend den Conferencier gegeben – wodurch wir dann auch Kleidungsmäßig perfekt zusammen passten 🙂