„Young Tailors“ – ein vielversprechender Anfang
Unter dem Titel „Young Tailors“ lud Scabal 23 Maßschneider aus der Republik, Wien und Warschau nach Düsseldorf zu einem Treffen ein.
Los ging es am Sonntagabend mit einem Empfang samt lecker Abendessen im Hotel Mutterhaus. Dort war auch ein Großteil von uns untergebracht. Matthias Rollmann begrüßte die Runde mit ein paar Worten und eröffnete dann das Buffet – Rede kurz, damit man Dich liebt!
Die Stimmung war von Anfang an neugierig, offen und sympathisch. Mein erster Gesprächspartner war Guido Willsch – ein echte kölsche Jung. Guido hat erst Mal Bankkaufmann gelernt, bevor er seiner Leidenschaft nachging und die Ausbildung zum Maßschneider machte. Heute blickt er auf 20 Jahre „Modemacherei“ zurück. Mit seinem Label „Guido Willsch Modemacher“ bringt er zwei Mal im Jahr eine Kollektion auf den Laufsteg, die er seiner Kundschaft präsentiert.
Ich habe höchsten Respekt davor, regelmäßig alle sechs Monate so eine Leistung zu erbringen. 32 Outfits schafft Guido für jede neue Saison! Oft verkauft er die Stücke direkt vom Laufsteg: Die Kundin bekommt das Outfit dann auf ihre Maße gefertigt binnen weniger Tage zur Anprobe gestellt.
Zu Tisch durfte ich dann die Bekanntschaft mit Oliver Rauschmeyer machen. Mein Tischherr hat eine ähnliche Geschichte wie Guido Willsch. Auch Oliver lernte erst etwas „g’scheidts“, wollte aber nach seiner Zeit hinter dem Schalter Modedesign studieren. Dazu bedarf es oft eines längeren Praktikums in einem Atelier. Oliver verschlug es ins Theater. Und da „blieb er dann hängen“. Anstelle des Modedesignstudiums absolvierte er also eine Lehre zum Herrenschneider und machte in Folge auch seinen Meister.
Und jetzt kommt eine ganz süße Anekdote, die einmal mehr zeigt, wie klein die Welt ist: Oliver nahm 1999 am „Schneiderpreis“ teil, der von Regent ausgeschrieben wurde. Ich auch.
Ich erinnere mich nicht mehr an Oliver, aber an sein Stück. Er war nämlich verdienter Sieger des Wettbewerbes. Der Sieg brachte Oliver auch das Angebot ein, bei Breuninger in der Maßabteilung einzusteigen. Seit zwei Jahren leitet Oliver nun die Maßabteilung im Düsseldorfer Haus.
Am runden Tisch hat man immer das Glück, zwei Sitznachbarn zu haben. So fand sich zu meiner Linken Ruth Sprenger. Die passionierte Kollegin aus Wien wirkte im ersten Moment sehr still auf mich. Derweilen hat Ruth unglaublich viel zu erzählen. Genug um damit ein ganzes Buch über die Herrenschneiderei zu füllen. Ja, tatsächlich, Ruth Sprenger hat ein Buch über die Herrenschneiderei geschrieben – und ich habe es mir natürlich direkt bestellt.
Ähnlich den oben genannten Herren ist Ruth nicht nur Maßschneiderin, sondern hat auch noch einiges studiert: Germanistik, Literatur und Theologie. Kein Wunder also, dass Ruth nicht zu den Menschen gehört, die „plappern“, sondern fein beobachtet und mit spitzer Zunge kommentiert. Eine Wahnsinnsfrau, wenn ich das mal so sagen darf.
Während manche bis morgens um vier zusammen saßen, habe ich mich gegen elf Uhr abgeseilt. Mein Wochenende war in Summe zu ermüdend gewesen – und ich wollte am Montag fit sein. Denn dann sollten sich alle vorstellen und ich wollte nichts verpassen.