Wie steigert man das Ansehens der Maßschneiderzunft?
Wir treffen immer wieder auf das gleiche Problem: Man weiß nicht, dass es uns gibt. Uns, die Maßschneider. Warum? Weil wir mit der Änderungsschneiderin am nächsten Eck in einen Hut geworfen werden, weil es leider Kollegen gibt, die auf Grund des Preiskampfes so billig anbieten, dass die Qualität lang nicht mehr die ist, die es sein sollte.
Wie bekommt man nun in den Kopf der Leute, dass es die Maßschneiderei noch gibt? Und wie macht man sich einen Namen? So freuen wir uns immer wieder, wenn Kunden von uns in Illustrierten abgelichtet werden. Das bedeutet allerdings weder, dass die Kunden unseren Namen nennen, noch, dass die Zeitung den genannten Namen druckt.
Auch haben wir es schon damit versucht, dass wir Kunden Outfits leihweise zur Verfügung gestellt haben. Jedoch ist es beachtlich, was für Ansprüche an den Tag gelegt werden, wenn man sich von uns etwas leiht.
1.) Das Outfit sollte am besten ungetragen sein.
2.) Das Outfit muss auf die Trägerin angepasst werden.
3.) Die Anpassung ist im Preis mit inbegriffen.
4.) Der „Preis“ umfasst eben die Reinigungskosten für das Outfit.
5.) Trägt die Leihende das Kleid aus irgendeinem Grunde nicht, ist das halt so, es kostet dann also auch nichts, denn es wird ja nur die Reinigung bezahlt.
6.) Das Outfit wird oft nicht nach dem Outfit-Wert behandelt, sondern nach dem Reinigungs-Wert. 🙁
Wir mussten leider feststellen, dass die Damen, die auf diese Weise in geliehenem Federkleid Applaus einheimsen, häufig ein schlichtweg unverschämtes Schnorrer-Verhalten aufweisen:
So durfte ich einmal folgendes Gespräch führen. Eine Interessentin hatte von Ihrem Gatten Stoff aus China mitgebracht bekommen und wollte daraus ein Abendkleid gefertigt haben. Nachdem wir besprochen und ich gezeichnet hatte, fragt sie: „Was wird das in etwa kosten?“ – „Oberstoff ist da, wir werden etwa 45 Stunden benötigen, dazu noch Zutaten… so etwa € 2.000,00“ – „Oh! Ich wollte eigentlich nicht mehr als € 1.000,00 ausgeben.“ – „Kein Problem! Ich lasse mir etwas einfallen, verändere das Modell etwas, damit wir es konfektionärer arbeiten können.“ – „Ich mache auch Werbung für Sie!“ – „Danke.“ – „Ich kenne sehr viele gutsituierte Leute, die werden sicher bei Ihnen kaufen.“ – „Ah! Jetzt verstehe ich! Natürlich werden Ihre Bemühungen honoriert! Wir legen Ihnen ein fiktives Konto an und beim nächsten Auftrag bekommen Sie dementsprechend Rabatt.“ – „Ich dachte, den Rabatt könnte man im Vorfeld einräumen!“ – „Ach, das wäre mir unangenehm, dann stünden Sie ja unter Druck, auch Kundinnen vermitteln zu müssen.“ – „Damit habe ich kein Problem.“ – „Dann bin ich nun ebenso direkt: Ich habe damit ein Problem. So arbeiten wird nicht.“ – „Lassen Sie sich das nochmal durch den Kopf gehen.“ sprach Sie und entschwand.
Die Dame habe ich nie wieder gesehen. Es gab noch ein hässliches Telefonat und ein peinliches Treffen mit dem Gatten, der den liegengelassenen Stoff abholen musste.
So etwas haben wir zum Glück nicht nötig.
Bleibt die Frage, welche Wege es noch gibt.
Selbstredend ist maßgeschneiderte Garderobe nicht über den Kostenfaktor mit der Stange konkurrenzfähig. Und natürlich wird somit nicht jeder Mensch ein potentieller Kunde sein. Aber ich weiß, dass es „da draußen“ sehr viele Menschen gibt, die Wert auf Qualität legen, die sich freuen, wenn „Ihre Garderobe zu Ihnen kommt“ anstatt stundenlanger, ermüdender Gänge durch überfüllte Innenstädte, die das sichere Gefühl von passender Kleidung schätzen.
Wie erfahren diese Menschen nun also, dass es uns gibt? Ideen? Vorschläge?
Oder leiten Sie doch bitte diesen Artikel sowie unsere Kontaktdaten einfach an mögliche Kandidaten weiter! 🙂