Weil Heiraten Herzenssache ist
Carolin ist eine überaus sympathische junge Frau. Groß gewachsen, sehr natürlich und mit beiden Beinen auf dem Boden. Sie wirkt etwas schüchtern. Ihre Stimme ist überraschend sanft und ihr Lachen reißt einen mit.
Carolin hat eine ganz genaue Vorstellung von ihrem Hochzeitskleid. Kurz soll es sein, luftig und léger. Ihr Hochzeitstag soll ihr „schönster Tag im Leben“ sein und nicht der Tag, an dem sie für andere die schönste Fassade abgibt 🙂
Carolin hatte ein Kleidchen dabei, welches die meisten der gewünschten Attribute aufwies. Das gesuchte Material war allerdings nicht im Haus, jedoch der Lieferant dafür bekannt: Ich brauchte eine Batiststickerei. Sobald die Stoffmuster im Haus waren, schickte ich sie samt unserem Angebot an Carolin weiter. So konnte sie sich in aller Ruhe zu Hause ihr Lieblingsmaterial aussuchen.
Wenn man sich das Angebot ansieht, kann man schön verfolgen, wie sich Ideen ergeben. Erst stand im Raum, dass das Kleid nur vorne und hinten den Batist mit Muster bekommt. Die Seitenteile wären ohne Stickerei gewesen. Doch in meiner Vorstellung wollte das nicht zu Carolin passen. Carolin hatte beim ersten Gespräch auch das Hemd dabei, das ihr Bräutigam tragen würde: ein Lachsrosa, in dem sie gerne den Gürtel des Kleides haben wollte.
Für so einen Bindegürtel ist immer ein Material gut, das ein bisschen Stand hat. Und die Wildseiden-Farbkarte ist wunderbar groß! Da war schnell das passende Rosa gefunden.
Bereits bei der ersten Anprobe wurden die Aufschläge an den Ärmelchen verworfen. Unnötig, zu viel.
Carolin entschied sich übrigens auch gar nicht für eine Baumwollstickerei, sondern für einen Scherli. Ein Stoff, bei dem an manchen Stellen ein Muster eingewebt ist und die hierfür benötigten zusätzlichen Fäden auf der Rückseite einfach „abgeschert“ werden.
Am Ende entstand ein Kleid, dass genauso ist wie Carolin: Natürlich, zurückhaltend, bodenständig und zart. Ein Kleid, dass kein großes Aufsehen erregt, jedoch leicht in der Pflege ist – Waschmaschinen tauglich! – und der Trägerin nicht nur an diesem einen Tag viel Freude machen wird.
Weil es eben nicht darum geht die größtmögliche Show zu bieten, sondern dem Herzen zu folgen. Da dürfen es eben auch kurze Shorts und ein Lieblings-Sommer-Kleidchen sein.
Und wenn wir dann nach einiger Zeit noch so liebe Zeilen per Mail erhalten, sind wir ganz gerührt und glücklich:
Liebe Frau Spitz,
Ich habe mich sehr sehr wohl gefühlt in meinem Kleid und wir hatten gemeinsam mit unserer Familie einen wunderbaren Tag bei allerschönsten Sonnenschein. Einen schönen Tag noch und herzlichen Dank nochmal an Sie für alles. Liebe Grüße |