Ski-Outfit
Auf Nachfrage einer Leserin, gibt´s jetzt noch für Textilbegeisterte, Fashonistas und Wissbegierige Details zu meinem Ski-Outfit. Im Artikel „Der richtige Stoff für grandiosen Schnee“ berichtete ich bereits, dass mein Outfit selbst einen ordentlichen Sturz unbeschadet überlebt hat.
Doch was für Stoff habe ich denn da verwendet? Und wie wurde das Ensemble verarbeitet, dass es tatsächlich der Funktionkleidung großer Sportmarken in nichts nachsteht?
Ich hatte mich für zwei Stoffe für die Außenhaut entschieden: ein blauer Polyesterstoff, der von innen mit Polyurethan gummiert ist – diese aufgetragene Schicht fühlt sich an wie Latex. Oder wie ein Knetradiergummi. Es ist ein wenig „pappig“ – sprich es lässt sich ohne Gleitgel überhaupt nicht mit der Maschine nähen. Es pappt einfach am Füßchen und wird nicht sauber transportiert. Aber zum Glück haben wir einen Sex-Shop ums Eck, der uns immer mit gut versorgt – klingt komisch, ist aber so.
Überhaupt der Tipp für alle, die auch gerne Lack verarbeiten: Gleitgel lässt den Stoff gut unter der Maschine durchflutschen, hinterlässt aber auch keinerlei Flecken oder Schlieren, wie das viele Fette tun.
Mein zweiter Stoff ist genau andersherum aufgebaut: Hier ist die äußere Schicht, das silber aus Polyurethan und innen sieht man leicht goldschimmernd ein Polyestergewebe.
Mancher Skifahrer hat fett „Bogner“ oder „Oakley“ auf dem Rücken prangen. Wenn ich mir schon meine Skibekleidung selbst nähe, wollte ich dort natürlich mein eigenes Logo sehen!
Leute, die Idee habe ich zwischendurch mehrfach bereut!
1.) Buchstaben und Nadel auf den blauen Stoff übertragen.
2.) Buchstaben und Nadel aus dem blauen Stoff ausschneiden.
3.) Buchstaben und Nadel „schmal Kante“ – also ganz am Rand der Formen – aufsteppen. Rundherum versteht sich und natürlich auch innen. Wie zum Beispiel beim „A“. Da steppt man auch da kleine Dreieck, dass sich im oberen Teil ergibt nochmal fein ab.
Gefühlt dauerte das etwa genauso lange, wie die beiden Teile in Summe zu nähen.
Nächster ganz wichtiger Punkt: Wasser- und Winddichte!
Durch die „Latex-Schicht“ die beide Stoffe haben, ist der Stoff per se natürlich wasser- und winddicht. Nur zerstört jeder Nadelstich diese Eigenschaft. Ich erinnere mich feucht an meine Regenjacke. Im Stadtgebrauch prima – beim Wandern, wenn man mal richtig im Regen steht, ein Desaster. An jeder Naht rinnt einem tröpfchenweise das Wasser nach innen…
Dank Karen haben wir im Atelier inzwischen ein transparentes Band, dass man von innen auf die Nähte bügelt. Dieses Band ist selbst aus Poly-irgendwas (am Ende also Plastik) und macht die Naht wieder komplett dicht.
Die Bereiche von Rücken und „Racing-Streifen“ habe ich mit dem silbernen Stoff doubliert. Sonst hätte ich diese Teile zu 70% mit den „Abdicht-Streifen“ überkleben müssen und hätte somit auch einen völlig steifen Rücken bekommen.
Für Innen wollte ich etwas witziges. Der Comic-Patchwork-Stoff „Disfunctional Family“ erschien mir da doch sehr geeignet 🙂 Die Baumwolle ist angenehm auf der Haut, man schwitzt nicht und wenn doch, transportiert die Baumwolle die Feuchtigkeit gut ab.
Zwischen meinen farbig fröhlichen Innenstoff und der blau/silbernen Außenhaut habe ich noch Volumenflies gepackt: Ein Kunststoff-Vlies mit viel Lufteinschluss, das herrlich warm hält.
Wichtig waren auch die „Übergänge“: An den Ärmeln, am Jackensaum und auch am Hosensaum sind jeweils Innenbündchen eingearbeitet, die dafür sorgen, dass mir hier der Wind nicht reinpfeifft oder auch der Schnee nicht ungehindert von unten nach oben-innen wandern kann.
Der Rest ist nette Detailarbeit: Die Taschen an der Jacke sind innen auch mit dem Comic-Stoff gearbeitet und die Kapuze kann ich im Kragen verschwinden lassen. Grundsätzlich habe ich mich für einen „old-school“-Schnitt entschieden. Eine Latzhose mit ganz klassischen Verschlüssen, die typische Tasche im Latz…
Für mich das perfekte Ski-Outfit. Und ich kann es gar nicht erwarten, mich wieder auf die Bretter zu stellen! 🙂
Ach ja: Auf die Bilder geklickt – und man sieht sie größer!