Sarah W. – Facharbeit mit Bestnote!!!
Wir bekommen recht regelmäßig Anfragen nach Praktikumsplätzen. Auch aktuell haben wir wieder eine junge interessierte Dame in unseren Räumen zu Gast, die in die Schneiderei hineinschnuppern möchte. Im Oktober 2009 hatten wir aber eine etwas andere Anfrage. Sarah wollte bei uns nicht nur in den Beruf hineinschnuppern, sondern sich im Rahmen Ihrer Kunstfacharbeit ein Abendkleid nähen.
Das stellt schon eine gewisse Herausforderung dar. Nicht nur für Sarah, ein Abendkleid zu nähen, sondern auch für uns – denn wer weiß schon im Vorfeld, ob wir da eine Person vor uns haben, die überhaupt das handwerkliche Geschick und die nötige Geduld mitbringt, damit am Ende auch ein Abendkleid dabei heraus kommen kann?
Es gab Tage, da zog sich Sarahs Arbeit wie Kaugummi… da fragte ich mich, was Sarah eigentlich die ganzen Stunden über gemacht hatte… Es gab aber auch Tage, da war Sarah so konzentriert bei der Sache, dass wir kaum damit nach kamen ihr die nächsten Schritte zu erklären. Am Ende wurde es dann zeitlich noch ein wenig knapp, so dass wir ein wenig Unterstützung lieferten…
Dafür, dass das Kleid von einer völlig Fachfremden Person genäht wurde, ist es sehr gut geworden. Was auch die Leiterin des Kunst LKs mit 15 Punkten honorierte. Dass für uns so ein Kleid nicht verkaufbar wäre, liegt in den Details, die jahrelange Übung bedürfen.
Es war auch von der psychologischen Warte aus heraus höchst spannend! Sarah hatte eine sehr genaue Vorstellung von ihrem Kleid. Für meinen Geschmack steuerte sie damit aber auf „Denver Clan“ zu – und empfinde ich für eine junge Frau von 20 Jahren schlichtweg zu alt. Und 20 jährige Frauen können ganz schön stur sein 🙂
Wir hatten uns eigentlich auf ein sehr schönes Design verständigt. Doch in letzter Instanz ist es Sarahs Kleid – und das nutze sie auch und brachte in den letzten Stunden vor der Facharbeitsabgabe noch zusätzliche Steinchen auf den Lederapplikationen des Kleides an. Leider nähte und klebte sie die Lederapplikationen auch noch so fest an das Kleid, dass der ursprüngliche Gedanke, der Auflockerung und des 3-D-Effekts, weitgehend verloren gegangen ist.
Somit spiegelt das Kleid sehr schön wieder, wie sich Sarah selbst sieht, bzw. wie Sarah gesehen werden möchte. Einen Effekt, den ich selbst aus frühen Jahren kenne. Würde Sarah tatsächlich die Schneiderei erlernen, würde das Abendkleid, dass sie sich in fünf Jahren näht ohne zusätzliche Steinchen auskommen und weniger plan erscheinen…
Garderobe ist und bleibt einfach der Ausdruck der eigenen Persönlichkeit, ganz besonders, wenn man an deren Erstellung maßgeblich beteiligt ist.