Plus-Seize???
Um meinen Lesern hier immer neue Stories auftischen zu können, stöbere ich hin und wieder im Internet. Was gibt´s neues aus der Modewelt? Was machen die „Großen“???
Nun stoße ich heute zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit auf einen Beitrag, dass nun auch die Herren Designer endlich für „Plus-Seizes“ designen würden. So zum Beispiel Roberto Cavalli. Und zur Ankündigung seiner Kollektion für die etwas fülligere Frau gibt es dann dieses Bild dazu:
Ähm… ist das jetzt Ihr Ernst Herr Cavalli? Oder anders gefragt: was verstehen Sie unter „Plus-Seize“?
Wenn Herr Cavalli darunter eine Größe 40 versteht. Gut. Dann beglückwünsche ich ihn doch gleich herzlich zu seinen immer leichten Designs. Kein anderer Designer arbeitet so stark mit Chiffon und Georgette wie Cavalli. Cavalli ist immer wunderbar bunt und sommerlich. Seine Kleider leben von assymetrischen Schnitten, Rüschen und Mehrfach-Lagen.
Aber jetzt mal im Ernst. Sind wir mit Größe 40 schon eine „Plus-Seize“?
Oder wollen Sie, Herr Cavalli, diese drei „Fähnchen“ an Frauen mit Größe 48 und mehr sehen???
Das ist doch Unsinn! Eine Frau, die tatsächlich füllig ist, Bauch hat oder auch nur insgesamt breit gebaut ist, sieht doch in diesen leichten Chiffon-Wickel-Kleidern total verkleidet aus!
Ich hoffe, sehr, dass sich keine Leserin gerade angegriffen fühlt, das ist mit Nichten meine Absicht – aber Butter bei die Fische: Das ist keine Kollektion für größere Größen, sondern die normale Kollektion in größeren Größen angefertigt! Entwirft ein Label aber für einen Markt in Größe 34/36, sieht das an einer Frau in Größe 46/48 einfach ganz anders aus.
Chanel müsste keine „Plus-Seize“-Kollektion machen. Klassische Kostüme kleiden jede Figur! Ein Pencil-Skirt sieht an einer Größe 46 klasse aus! (An einer Größe 34 hingegen schon mal „verhungert“ ;-))
Am Ende des Tages liegt der Trick in der Passform. Passform ist etwas, das mit Konfektion unvereinbar ist. In großen Größen kommt das umsomehr zum Tragen! Betrachten wir einmal eine einzelne Jacke in Größe 40. Bei einer Größe 40 werden 92cm Brustumfang zu Grunde gelegt. Aber sind diese 92cm Brustumfang hauptsächlich im Brustkorb zu finden? Hat die Dame vielleicht einen BH von 80 B? Oder verhält es sich viel mehr so, dass die Dame einen ganz schmalen Brustkorb hat, aber mit viel Brust gesegnet wurde – zum Beispiel eine 70 D? Oh ja! Ich habe schon beide Verhältnisse messen können!!!
Sicher können Sie sich vorstellen, dass der Schnitt einer Jacke für viel Busen anders aussieht, als der für die Dame mit dem größeren Brustkorb. Aber dazu gibt es in der Konfektion keine Unterscheidung.
Also behilft man sich: Anstelle einen Hohlraum für die Brust einzuarbeiten, macht man einfach die vordere Kante der Jacke etwas länger, tut aber so, als wüsste man, dass die Dame einen BH in Größe 80B trägt. Trägt sie nun tatsächlich einen solchen, werden die Kanten der Jacke, wenn sie offen ist, zum Saum hin auseinander triften. Die Länge ist ja überflüssig!
Hat die Kundin aber eine große Oberweite, zieht sie die zugegebene Länge in der vorderen Kante mit Ihrer Brust hoch. Dann finden sich allerdings von der Brustspitze von der Seitennaht Falten. Denn es gibt ja keinen Hohlraum für die Brust – sondern nur eine zusätzliche Länge…
Es ist also völlig egal ob man nun eine 80 B oder eine 70 D ist. Es wird nicht passen. Umso „mehr“ eine Frau ist, umso eklatanter werden die Abweichungen. Spielen Sie einmal im Kopf durch, welche Möglichkeiten es bei einer Oberweite von 102cm gibt…
Ich bezweifle, dass die „neuen Plus-Seizes“ der Designer mehr sind, als ein Werbe-Gag…
Wir werden sehen…