Photographen und Fotofritzen
In den letzten beiden Jahren haben wir immer mehr Kontakt zu diversen Photographen bekommen. Und eines scheint sich immer mehr heraus zu kristallisieren: Mode-Photographie ist mit die anspruchvollste Form der Photographie.
Wird Kleidung mit der Intension photographiert, diese anzupreisen, nützt weder ein tolles Imagephoto mit genialem Flair, noch eine kühle Produktphotographie. Man braucht tatsächlich beides zusammen!
Da Kleidung – vor allem die Kleidung, die wir erstellen – enorm emotional ist, kann ein Provoqué Outfit kaum verkauft werden, wenn man es auf der Puppe, oder auch an einem Modell vor einer weißen Wand photographiert. Dazu gehört schon etwas mehr! Im besten Fall hat der Betrachter neben dem offensichtlich Abgebildeten gleich eine Geschichte im Kopf. Die „Geschichte“ darf aber genauso wenig das Übergewicht bekommen und das Outfit in den Hintergrund drängen.
Doch die „Probleme“ fangen schon viel früher an!
Zuerst einmal: Das GANZE Outfit muss zu sehen sein. Ja, in der Vouge sieht man zum Teil Photographieen, unter denen dann steht, das Kleid sei von xy und stünde nicht unter dem Bild, dass es ein Kleid darstellt, hätte man es nicht als solches erkannt. Witziger Weise verkaufen die Labels aber auch nicht „über“ die Vouge. Das gilt nur dem Prestige und der Präsenz.
Auch glaube ich nicht daran, mit „modisch verrenkten Modells“ ein Outfit gut verkaufen zu können – wer von uns macht mit zu Berge stehenden Haaren Hampelmänner im Abendkleid???
Wie so oft, gilt auch bei Photos: weniger ist mehr! Oft meinen die Herrschaften Photographen, dass mit vielen Accessoires und Requisiten ein Bild „toller“ wird. Defacto wird es „voller“ – und das Auge des Betrachters sieht allerlei, aber nicht die Kleidung, um die es doch geht.
Verrückt ist auch, wie häufig wir von Fotofritzen (sorry, aber das triffts einfach ;-)) Photomaterial bekommen, das schlicht weg unscharf ist. Unschärfe ist KEIN Stilmittel!
Auch wenn mir Photographen erzählen, das Bild würde schwarz/weiß „besser“ wirken: Natürlich wirken sehr, sehr viele Bilder schwarz/weiß besser. Aber schon einmal überlegt warum? Weil eine schlechte Bildkomposition dadurch weniger stark auffällt! Selbstredend ist es schwieriger ein Farbphoto zu machen – doch das unterscheidet den Photographen vom Fotofritzen – der Photograph kann mit Farbe umgehen.
Mancher Photograph werkelt mit vier, fünf und mehr Blitzen und Lampen rum. Am besten noch drei Aufheller!
Die Könner arbeiten meist mit kleiner Ausstattung. Selbst ein Uwe Nölke, hat bei unserem großen Shooting 2008 mit maximal drei Lampen/Blitzen gearbeitet. Thomas Adorff ist berühmt für seine fixen Aufbauten mit zwei Blitzen und Robin Preston photographiert gar am liebsten ganz ohne „Lichtverstärkung“!
Und zu guter Letzt: Die Nachbearbeitung! Inzwischen bin ich an einem Punkt, mir ernsthaft zu überlegen, ob ich mich nicht selbst mit Bildbearbeitung auseinander setzen sollte. Liebe Photographen, bitte, bitte!!! Wenn ich von einem Photographen fünf Bilder bekomme, hätte ich gerne EINEN Hautfarbton. Nicht fünf verschiedene!
Im Moment ist es modern, die Haut etwas „schwitzig“ erscheinen zu lassen. Man zieht den Hautton eher etwas heller und grauer. Orangene, blaue, grüne oder rote Haut geht gar nicht!