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Latzhose und „Schlaf-Sakko“

What?!?
Ja, das trifft es einfach am Besten 🙂

Felix kam im vergangenen Winter auf mich zu, dass er gerne ein Outfit hätte, das gewisse Details eines Anzugs mit der absoluten Bequemlichkeit vereint. Nun ist „bequem“ für jeden Menschen etwas anderes. Ich persönlich finde Kleider im Alltag am bequemsten, denn ich trage nur ein Teil, muss nichts kombinieren und nichts rutscht an der Taille auseinander.
Für Felix ist eine Latzhose das Bequemste, was es im Hosen-Bereich gibt: Auch wenn er sich nach vorne bückt, liegt der Rücken nicht frei. Der Bund muss nicht einschneidend eng sein, weil die Hose auf den Schultern hängt. Außerdem bietet eine Latzhose die Möglichkeit in ihrem Latz Dinge zu transportieren. Yeah!
Damit es aber nicht heißt, er liefe in einer Latzhose rum, musste das die edelste Latzhose von Welt werden. Also kein Denim, keine Baumwolle, nein, wir entschieden uns für einen hochwertigen, wundervoll weichen Flanell aus dem Hause Loro Piana. Hier trifft also ein sehr traditioneller Anzugstoff auf einen „Arbeiterschnitt“.

Die Absteppungen und Knopflöcher haben wir bewusst in einem crèmeweiß gemacht. Das peppt das Ganze auf und unterbricht die großen Flächen, die eine Latzhose bildet. Bei den Knöpfen fiel die Wahl auf einen metallenen Anzugknopf: Wenn man so möchte ein Cross-over aus beiden Welten. Auch Jeansknöpfe sind aus Metall gefertigt, allerdings vernietet. Wir haben hier einen Knopf mit Öse zum Annähen.

Felix ist ein Mensch, der sich viel bewegt. Ich meine damit nicht, die Häufigkeit, mit der er Sport betreibt. Beobachtet mal: Es gibt Menschen, die sind sehr statisch. Die laufen auf der Straße und man hat das Gefühl, da bewegen sich gerade nur die Beine, damit sie von A nach B kommen. Andere kommen auch von A nach B, aber da ist der ganze Körper in Bewegung. Es wird durch die Gegend geguckt, die Arme baumeln im Lauftakt mit, Oberkörper und Hüfte führen sachte Gegenbewegungen zu den Schritten der Beine aus… Das sind auch oft Menschen, die „mal schnell“ irgendwo zupacken und nicht lang überlegen.
So ein Mensch ist Felix. Immer in Bewegung.
Mit diesem Typus Mensch ist das Thema Sakko-Rückenbreite immer wieder eine Diskussion. Natürlich sieht eine schmale Rückenbreite toll aus. Dann ist die Bewegung halt auch futsch. Gibt man all die Rückenbreite hinein, die zum Beispiel das Greifen nach dem Lenkrad erfordert, wird das Sakko zum Sack. Also sucht man den rechten Weg durch die Mitte oder man nimmt ein anderes Material.

Da Felix „Feuer hat“ – frieren ist für ihn ein Fremdwort – haben wir auf möglichst viel verzichtet: Lediglich eine italienische Abfütterung, kaum Einlagen. Vom Schnitt her ist es ein ganz klassisches Sakko mit Seitenschlitzen, einem Revers, einer Brustleistentasche und zwei Paspeltaschen. Auch der Ärmelschlitz ist „echte“. Und trotzdem ist das irgendwie dann doch kein Sakko. Es trägt sich wie ein Pulli. Anschmiegsam, weich, elastisch… Es knittert genau gar nicht. Damit kann man getrost auf der Couch einschlafen und sieht am nächsten Morgen immer noch ordentlich aus. Ein „Schlaf-Sakko“ halt 🙂

Wie man sehen kann haben wir für Sakko und Hose die gleiche Baumwolle für die Taschenbeutel und die restliche Innenausstattung genommen. Das verbindet die beiden Teile mit einander. Eine Kollegin hat den Spruch geprägt: „Ein Kleidungsstück muss Dich auch von innen anlachen.“ Hat geklappt, würde ich behaupten.

Tags: Anfertigung, Auftrag, Auftragsarbeit, Kunden, Latzhose, Maßanfertigung, Maßarbeit, Outfit, Sakko