Karl Lagerfeld – einer, der sich selbst erfand…
Wer ist dieser Kerl, der immer mit hohem, ja höchstem Kragen, Sonnenbrille und Handschuhe durch die Medien geistert?
Dieser Frage ging Paul Sahner mit der Bibliografie „Karl“ auf den Grund.
Am 10. September 1933 in Hamburg, als Sohn des wohlhabenden „Glücksklee“-Dosenmilchfabrikanten, zur Welt gekommen, wanderte Karl Otto Lagerfelt 1953 mit seiner Mutter nach Paris aus. Mit einem Wollmantel gewann er 1955 einen Preis, der ihm zu einer Stelle bei Pierre Balmain verhalf. Bereits Mitte der 70er Jahre wechselte Karl Lagerfeld – nachdem er bereits für Valentino, Krizia und Chloé gearbeitet hatte, schließlich zu CHANEL. Dort hält er seit Jahren das Zepter des Chefdesigners fest in Händen.
Karl Lagerfeld kam oft in die Kritik, nicht zuletzt, wegen seiner Einstellung zum Gewicht. Nachdem 2006 in Paris zwei Models an Magersucht gestorben waren, erörterte er, dass in Frankreich über 15 Prozent der 15 bis 25 jährigen Mädchen zu dick seien. Anorexie hingegen beträge nicht einmal ein Prozent. Man müsse also zuerst über die Dicken sprechen, damit die schlank würden.
Mit giftigen Sprüchen geizt Karl Lagerfeld sicher nicht! „Auch ein schlechter Ruf verpflichtet:“ stellt er trocken fest. Andererseits ist er auch sehr hart zu sich selbst. „Selbstverständlich tausche ich jeden tag mein blütenweißes Nachthemd aus, da man ja nie weiß, was über Nacht alles passieren kann, und ich mich nie gehen lassen mag wie eine alte Schlampe.“ – was hier „hingerotzt“ klingt, lässt viel von der Disziplin eines Karl Lagerfelds erkennen, ohne die er nie dort angelangt wäre, wo er jetzt ist.
Karl Lagerfeld arbeitet vier Tage die Woche vom Morgengrauen bis tief in die Nacht. Sein Tagesablauf ist strikt geregelt. Und er weiß, dass er ohne sein Team bei Chanel aufgeschmissen wäre. Denn es braucht immer die „fleißigen Bienchen“, die aus der Skizze des Genies heraus erkennen, was es in Stoff werden soll.
Schön, dass ein so großer Mann dieses Wissen so verinnerlicht hat! doch vielleicht wäre er sonst nie der geworden, der er eben ist: ein Meister der Erfindung, der selbst die Figur „Karl Lagerfeld“ immer wieder mit Virtuosität gestaltet.