Ich muss nach Hamburg!
Ich bin Maßschneiderin und verstehe mich zu 100% als Handwerkerin. Ich verstehe mich nicht als „Künstlerin“, dafür ein wenig als „Psychologin“ sicherlich gar nicht als „Designerin“. Mit der „Mode“ stehe ich eher auf Kriegsfuß, habe meist gar keine Beziehung zu ihr – flüchtige Ideen, die vorüberziehen.
Somit schaffen es auch nur wenige Designer, sich überhaupt auf meinem Radar zu bewegen. Über die meisten gucke ich schlicht hin weg – da darf man mich dann auch gerne arrogant schimpfen 🙂
Einige gibt es allerdings. Einige Namen verbinde ich nicht nur mit genialen Modellen, sondern gehe innerlich vor diesen Schöpfergeistern auf die Knie – vielleicht würde es in Realitas auch geschehen, sollten mir mal Karl Lagerfeld oder Jean Paul Gaultier begegnen. Wer mir in diesem Leben nicht mehr begegnen kann ist Alexander McQueen. Man sollte ihn noch post mortem standrechtlich erschießen für die Schnapsidee Selbstmord zu begehen.
2011 wurde Alexander McQueens Lebenswerk in New York gezeigt. Noch bis zum 2. September 2012 habe ich nun die Möglichkeit 30 Original-Alexander-McQueens im Museum für Kunst und Gewerbe – in Hamburg – live und in Farbe zu betrachten.
Keine Frage! Das muss ich mir ansehen! Ich habe an dieser Stelle schon das ein oder andere Stück von Alexander McQueen vorgestellt. Und sowohl eine Jacke als auch ein Kleid von ihm wurden in unserem Atelier nach gearbeitet. McQueen schaffte es wie kein zweiter Outifts zu kreieren, die so weiblich und gleichzeitig so schlicht sind. Seine Opulenz liegt mehr im Material selbst als in ewig ausladenden Roben, obwohl es natürlich auch Roben aus seiner Feder gibt. Für mich baut kein anderer Modeschöpfer ein solch großes Spannungsfeld in seine Entwürfe: gerade, schlichte, ja strenge Linien treffen auf verspielte, intelligente und völlig überraschende Details. Das Frauenbild, was Alexander McQueen in seinen Entwürfen transportiert ist wunderschön: Eine starke Frau, die um ihre Weiblichkeit weiß, damit aber weder buhlen muss, noch diese verstecken müsste. Es ist also nicht die Frage OB ich wieder ein McQueen-Modell nacharbeite, sondern WANN.