Hühner und Block-Streifen in Sonogno
Das ist vorerst der letzte Artikel zur Tessiner Foto-Woche 2016. Christian Ruosch stand hinter der Kamera, Jacky sorgte für das perfekte Styling, Maria war für die gute Figur verantwortlich und ich hatte mein neuestes Sommerkleid eingepackt.
Hier erinnere ich mich noch sehr gut an den Stoffkauf. Ein Lieferant war mit seiner Kollektion bei uns im Atelier. Wir versuchen uns beim Einkauf immer zurück zu halten, denn selbst wenn wir uns bemühen „wenig“ zu kaufen, sind schnell mal € 1.000,00 investiert.
Jaja, Stoff geht nicht kaputt, braucht nicht viel Lagerfläche und frisst nichts. Weder Futter noch Strom für Kühlung oder ausreichend Wärme. Stoff ist sehr genügsam. Dennoch findet meine Bank, dass Stoff keine geeigenete Anlageform darstellt. Also gut, wir nehmen nur die wirklich „dringenden“ Stoffe.
Diese Blockstreifen fand ich auf den ersten Blick klasse. Und der Griff! Das Material ist eine ganz seidige Viskose. Wunderbar fließend und obwohl der Stoff nicht dick ist, hat er genügend Gewicht, damit er schön fällt. Aber welcher Kundin verkaufe ich einen so ausdrucksstarken Stoff? Es ist schon immer witzig, dass die Menschen zu uns kommen um etwas besonders zu bekommen und sich dann aber lieber an klassische Stoffe trauen. Also sagte ich nein, den Stoff nehmen wir nicht. Mit € 12,00 netto pro Meter war der Stoff nicht teuer… aber nein.
Irgendwas war an dem Tag. Ich musste hinüber ins Bellaventi, noch bevor der Lieferant zusammengepackt hatte lief ich los.
Ich war noch nicht im Bellaventi angekommen, da rief ich nochmal im Atelier an und ließ den Stoff doch noch zu unserer Bestellung hinzu fügen. Verliebt!
Im Nachgang bin ich sehr glücklich über meine Entscheidung.
Auf der Haut ist der Stoff extrem angenehm und durch den langen üppigen Rock ist das Kleid äußerst bequem, weil nicht einengend. Die Rocklänge bedingt auch, dass das Kleid warm hält. Nicht im Sinne von Wolle und Winter, aber wenn der Sommerabend langsam kühl wird, ist da genügend Stoff, dass frau nicht friert. Okay, oben herum brauche ich dann schon ein Jackerl.
Beim Oberteil habe ich mich etwas doof angestellt. Ich neige dazu die Modelle mathematisch zu verstehen, bevor ich mit dem Zuschnitt anfange. Am Ende hatte mein über Stunden entwickelter Schnitt nicht mehr viel mit dem zu tun, was ich dann vor mit hatte. Drapierungen und Faltenlegungen sind meist besser hin zu bekommen, wenn man es einfach mal macht und nicht lange rechnet 🙂
Unsere Foto-Crew fand im hintersten Sonogno einen Hühnerstall – und irgendwie passte das Federvieh zu den Blockstreifen.