Haute Couture – was ist das eigentlich?
Wer bei uns seine Garderobe fertigen lässt, bekommt diese in traditioneller handwerklicher Haute Couture gefertigt. Nur, was bedeutet das eigentlich?
„Haute Couture“ – ganz wörtlich übersetzt, die hohe Mode. Die hohe Kunst der Mode… Doch was versteht man nun darunter? Immerhin wird dieser Begriff in Deutschland schier inflationär benutzt. „Haute Couture“ sieht man nicht bewusst, und selbst die Trägerin wird es weniger sehen, als viel mehr spüren.
Es ist nicht schwer eine Jacke zu nähen. Es ist nichtmal sonderlich schwer, eine Jacke zu nähen, die die richtigen Weiten und Längen hat – was die in Zentimetern zu erfassenden Maße angeht. Aber es erfordert einiges an Können und Wissen, eine Jacke zu fertigen, die zu alle dem bequem wie eine zweite Haut ist.
Ha! Da werden jetzt einige Leser denken: wenn die Jacke weit genug ist, soll das kein Problem sein. Aber mal ehrlich: für eine super-size Jacke braucht man nicht zum Schneider zu gehen 😉 Ich spreche hier von den schmal sitzenden Kostümjacken. Wir möchten doch alle möglichst knackig aussehen in unseren Business Zweiteilern.
Und genau hier beginnt Haute Couture: Nachdem der Schnitt erstellt worden ist und die erste Anprobe erfolgt ist, nehmen wir im Atelier die Jacke nochmals ganz aus einander. Die Nadeln, die während der Anprobe gesteckt werden verraten uns, was wir an der Jacke verändern müssen, damit sie im Anschluss wie eine zweite Haut passt. Jetzt spielt das Bügeln eine sehr große Rolle! Zum Beispiel ist es ratsam die Brust nicht nur über einen Abnäher einzufangen, sondern noch einen guten Zentimeter durch sogenanntes Dressieren in die Jacke zu bügeln.
Ein Abnäher ist fix, hart und daher wenig lebendig. Über die Dressur (eine Nahtseite wird kurz gebügelt, die andere eventuell gestreckt) erreiche ich aber eine sehr lebendige Form. Ich habe da plötzlich eine Weite, die man nicht sehen, aber wohl fühlen kann.
Gerade diese Arbeitschritte machen die Jacke hinterher zu dem Lieblingsstück, dass sie sein sollte. Natürlich steckt auch hier die meiste Zeit drin. Eine Jacke verschlingt ohne große Extras 40 Arbeitsstunden.
Oft sind Damen, die das erste Mal bei uns kaufen, überrascht, dass das Armloch „so klein“ ist. Doch wer ein wenig physikalisches Vorstellungsvermögen hat, dem wird schnell klar: umso größer – und somit zwingend tiefer! – das Armloch, desto geringer meine Bewegungsfreiheit. Nicht umsonst ist unser Schultergelenk relativ „punktuell“ und nicht bis zum Ellebogen reichend 😉
Das sind nur zwei winzige Teilaspekte, die bei uns beachtet werden – um Ihnen einen kleinen Einblick in unsere Arbeit zu geben.
Manche unserer Kunden wissen darüber inzwischen bereits eine ganze Menge mehr!
Sollte Ihnen also wieder einmal jemand mit „Haute Couture“ Verarbeitung kommen, machen Sie die Probe aufs Exempel und fragen doch mal nach, ob und wie er dressiert. Wer die Frage nicht beantworten kann, hätte in Frankreich – wo dieser Begriff noch geschützt ist – einen fünf stelligen Betrag zu zahlen.