Fortbildung für wissbegierige Schneiderinnen :-)
Hach! Das ist einmal mehr so eine Geschichte, wie ich sie liebe!
Unser hochgeschätzter Rechtsanwalt Dirk Goldenstein, der unglaublich rührig ist, wenn es ums Netzwerken geht, verpflichtet mich immer wieder, zum Besuchertag des BNI zu kommen. Dieses Jahr hatte ich als Sitznachbarin Frau Annette Pfeiffer.
Der Schwiegervater von Annette Pfeiffer führte in Erlangen ein Einzelhandels-geschäft für Taschen, Schals, Lederwaren, Schmuck und vor allem Handschuhe, dessen Geschäftsführung inzwischen in den Händen von Annette Pfeiffer liegt. Herr Pfeiffer ist einer der letzten Handschuhmacher Deutschlands.
Annette Pfeiffer und ich hatten ein interessantes Gespräch über das Handwerk im allgemeinen und dass die Situation bei den Handschuhmachern und Maßschneidern nicht so verschieden ist: Was wir heute unseren Lehrlingen nicht beibringen ist unwiederruflich verloren. Es gibt keine gute Literatur über unsere Berufe, in den Berufsbildenen Schulen wird bereits jetzt nur noch gut die Hälfte dessen gelehrt, was es eigentlich an Know How gibt. Das Niveau fällt und fällt, einfach weil Wissen verloren geht.
Unser Gespräch endete mit der Zusage von Annette Pfeiffer, dass ich Frau Haas – die Handschuhnäherin von Herrn Pfeiffer – einmal beim Nähen zu sehen dürfe.
Diese Chance ergab sich zwei Wochen später und so ließ mich Frau Haas also morgens um acht in die Pfeiffrische Werkstatt ein. Frau Haas hat vor nun mehr 56 Jahren bei Herrn Pfeiffer die Lehre begonnen und ist ihm bis zum heutigen Tage treu geblieben. Leider werden heute nicht mehr soviele Handschuhe als Maßstücke hergestellt, was Frau Haas auch entgegenkommt – das Alter und ein acht Stunden Tag sind inzwischen nicht mehr vereinbar.
Ich durfte also eine Stunde lang zu sehen, Fragen stellen und jede der vier Spezialmaschinen ausprobieren.
Meine Herren! Das sind tolle Maschinen! Kein Wunder, dass wir uns so schwer tun einen Handschuh zusammen zusetzen, da wir immer auf dem Tisch arbeiten müssen. Die Maschinen würden hervorragend in den nächsten Steampunk-Film passen! Nostalgisch und doch irgendwie futuristisch anmutend laufen die guten Stücke seit Jahrzehnten einwandfrei – das kenne ich von unseren Nähmaschinen, keine ist jünger als 25 Jahre.
Ich weiß nun was Schichtel sind, habe etwas über Handschuhschnitte erfahren, weiß was eine Lasch-Maschine ist und in wiefern sie sich von der Überwendlich- und der (Handschuh-)Stepp-Maschine unterscheidet und habe gesehen, wie die Ziernähte auf den Handschuhrücken aufgebracht werden.
Beim nächsten Mal wird mir Herr Pfeiffer zeigen, wie er das Leder für die Handschuhe vorbereitet und mit den Kalibern stanzt. Uuuund: ich darf demnächst in der Pfeiffrischen Werkstatt eigene Handschuhe zusammen nähen. Da wir gerade wieder einen „tierischen Auftrag“ haben – es entsteht eine Katze – freue ich mich ganz besonders, dass ich unseren Kunden in diesem Punkt nun also noch mehr bieten kann.
Zusammenfassend kann ich sagen: die Handschuhmacherei ist eine spannende Handwerkskunst mit hochspezialisiertem Werkzeug – ich bin fasziniert und werde mich garantiert noch ausführlicher mit diesem Thema beschäftigen 🙂