Es muss nicht immer Samt und Seide sein
Nein! Es darf auch mal Cordura sein. Cordura ist eine Nylonfaser die sehr stabil und somit auch extrem abriebfest ist. Mit der richtigen Ausrüstung wird Cordura dann auch noch wasserabweisend und winddicht.
So, was machen wir Maßschneider aus einem solchen Material?
Eine Skihose.
Matthias hatte ganz genau Vorstellungen von seiner Skihose. Das Wichtigste und Grundlegendste war ihm einerseits eine ausreichende Beinläge und andererseits eine „sexy“ Silhouette. Eine Skihose schmal zu schneiden – wenn Sie nicht aus diesen weichen, elastischen Materialien ist, die man gerne an den Skihaserln sieht – ist nicht ganz so einfach. Denn die Hose muss ja trotzdem jede Bewegung mit machen. Und so ein Oberschenkelmuskel verändert eben doch den Durchmesser je nach Benutzung.
Dann hatte Matthias noch diverse Ideen, wo welche Art Tasche angebracht sein sollte.
Zu bedenken ist bei einer Skihose: Jedes Mal, wenn die Nadel meiner Nähmaschine durch den Stoff sticht, wird er hier undicht. Also wird auf jede Naht von links ein Band aufgebügelt, was diese Naht erneut verschweißt. Jetzt muss ich also noch mehr als sonst den Ablauf der einzelnen Arbeitsschritte planen. Denn nicht, dass die eine Naht noch nicht genäht ist und mir mein eben aufgebügeltes Band erneut perforiert oder mich daran hindert eine andere Naht abzudichten, weil ich nun nicht mehr ran komme.
Sehr, sehr lustig sind alle Taschen: Da gibt es soviele Kreuzungspunkte von Nähten, dass es schon eine rechte Puzzelei ist, hier in der richtigen Reihenfolge zu steppen und zu verkleben.
Zum Schluss hatte die Hose sechs Taschen: Zwei davon finden sich am Po in der Sattelnaht. Ich habe den Sattel gleich so geschnitten, dass er eine zwei Zentimeter breite Lippe über die Reißverschlüsse bildet, die die Taschen sichern. Zwei Taschen sind ebenfalls mit Reißverschluss geschlossen vorne zu finden. Ähnlich angebracht wie die Taschen einer Jeans. Und zwei weitere sind als Blasebalgtaschen, mit Klappe und Druckknopf gesichert auf den Oberschenkeln zu finden.
Die Hose bekam außerdem Hosenträger, am Innenbein eine extra Verstärkung, damit sie sich nicht gegenseitig aufreibt und im inneren ein wohlig warmes Steppfutter. Da habe ich, wie bei meiner eigenen Skihose, Patchwork-Baumwolle genommen, mit Flies unterlegt und abgesteppt. Da man beim Skifahren meist in den Knien ist, habe ich den Schnitt auch gleich so gestaltet, dass an der hinter Hose eine Naht auf Kniehöhe liegt und ich hier Länge rausnehmen konnte, während an der Vorderhose durch Abnäher an den Längsnähten das Knie regelrecht in die Hose geformt wurde.
Wenn mich dann per whatsapp direkt aus dem Schnee solche Bilder geschickt bekommt, darf man von einem zufriedenen und glücklichen Kunden ausgehen:
Nach Abschluss der Skisaison gab´s dann auch noch ein Dankeschön in flüssiger Form. Mundete hervorragend! Und es war ein ganz wunderbares Projekt, diese Skihose.