Ein „Harlekin-Poncho“
Unsere liebe Gerlind gehört nicht nur zu unseren Lieblingskunden, weil wir sie so sympathisch finden. Wir schätzen sie auch, weil sie mutiger, farbiger und ausgefallener ist, als viele andere. Gerlind mag es glitzernd und farbintensiv. Und sie hat immer wieder richtig coole Einfälle.
Thomas Vergosen ist da genau der richtige Lieferant für Gerlinds Stoffgeschmack. Gute Qualitäten und mit Vorliebe ausgefallene Muster wie strahlende Farben.
Gerlind verliebte sich also Hals über Kopf in einen Wollcrèpe, der mit „bunten Kirchenfenstern“ bedruckt ist. Für Gerlind sind es aber Schuppen. Wir haben tatsächlich für eine weitere Kundin aus diesem Stoff ein Kleid gefertigt – hier zeigten die „Kirchenfenster“ nach oben. Sieht man Schuppen, müssen diese natürlich nach unten zeigen.
Gerlind liebt Ponchos. Und vor ihrem inneren Auge sah sie schon gleich, wie das gute Stück auszusehen hätte: Ich sollte die Anordnung der Schuppen nutzen und so die äußere Begrenzung arbeiten.
Den Kragen schätzt Gerlind weich und natürlich. Ich nahm einen breiten Streifen Stoff und heftete ihn zur Anprobe einfach mal aufs Halsloch. Keine Form, einfach ein gerade Streifen, der gegen den Fadenlauf geschnitten war. Die Drehung des Fadenlaufs war aber dem Muster geschuldet und hat keinen technischen Hintergrund.
Gar nicht so schlecht!
Gerlinds Rücken ist im oberen Bereich etwas länger, da gebeugt. Da das auch die Halswirbelsäule betrifft, dürfen Stehkrägen hinten gerne relativ hoch und „nach innen klappend“ sein. Umgekehrt darf der Kragen vorne am Hals bloß nicht zu hoch gehen. Auch ist es hier nun besser, wenn sich der Kragen in der Tendenz nach vorne neigt.
Ich konnte den Kragen also wie geplant arbeiten, habe den Stoffstreifen lediglich im vorderen Bereich schmäler angelegt.
Damit Gerlind mit dem Kopf durch das schmale Halsloch kommt, befindet sich auf der linken Schulter in der Naht versteckt ein Reißverschluss. Der Kragen musste hier auch zu öffnen sein – sonst wäre der Reißverschluss absurd geworden. Auch hier hielten wir es einfach: ein großer Drücker, den Felix dekorativ annähte. Das Ende des Kragen lief in einer Spitze aus. Ein bisschen schmeichelnder, als ein Rechteck, dass dann nur irgendwo doof raus schaut.
Als Gerlind das Schmuckstück abholte, strahlte sie, lachte dann und meinte, sie fühle sich wie ein Harlekin. Schön zu sehen, wenn wir jemanden mit unserer Arbeit so glücklich machen können.