Das andere Ende
In den vergangenen Wochen konnte ich an dieser Stelle zweimal von Scabal berichten, die für mein Empfinden einen sehr schönen Umgang mit ihrem Wert, ihrem Image und dem Stellenwert, dem sie das ganz zuweisen, haben. Wie schön ist es doch, wenn sich ein so großes Unternehmen über einen Zeitungsartikel freut und den nicht als selbstverständlich hinnimmt. Wie wunderbar, wenn der Wert des eigentlichen Produkts – für uns die Stoffe – und des „Außenrum“ auf einer Linie liegen.
Es geht auch anders. Leider.
Tja und nun muss ich quasi „Werbung“ für ein Unternehmen machen, dass diese gar nicht verdient hat: Deffashion.
Unter www.deffashion.com kann sich der gewillte Kunde seinen „Maßanzug“ selbst konfigurieren. Tolle Sache?
Gleich der erste Punkt ist für mich bereits ein Unding: Stoffwahl treffen, ohne den Stoff angreifen zu können. Super.
Die Futterauswahl ist… nun ja… okay, das ist aber grundsätzlich ein Ausstattungsdetail, dass man übers Netz bestimmen kann. Genauso die Anzahl der Knöpfe, Schlitzform und einiges mehr.
Doch dann kommt der geneigte Kunde zu dem Punkt, an dem er seine Maße angeben muss.
Argh!!! So was Bescheuertes habe ich ja noch nie gesehen! Man soll die ABWEICHUNG VON DEN KONFEKTIONSMASSEN angeben. Was für ein Blödsinn ist das denn??? Und logisch, Maß nehmen kann jeder für alles und überhaupt…
Nebenbei erwähnt ist die Handhabung der Seite eine reine Katastrophe.
Würden die Anzüge nun drei, vier oder fünfhundert Euro kosten – ich würde mich schmunzelnd abwenden und mir meinen Teil denken. Nur rufen die eben mal rund € 1.500,00 für einen Anzug auf.
Da frage ich mich natürlich schon: Wie bescheuert bin ich eigentlich, dass meine Kunden für einen Anzug € 1.500,00 zahlen, allerdings die Beratung der Fachfrau (meiner einer :-)) vor Ort im eigenen Büro oder Wohnzimmer hatten und ich somit auch „Schuld bin“, wenn der Anzug nicht passen würde?
Allein aus der Existenz einer solchen Seite ergibt sich nur eine Schlussfolgerung: a) die sind in sechs Monaten wieder weg vom Markt oder b) Anzüge von Spitz Maßdesign müssen ab sofort € 2.500 kosten.
DAS sind die Unternehmen, die eine angeblich hochwertige Leistung über breit angelegte Werbekampagnen verkaufen wollen. Genau das sind die häßlichen Auswüchse einer „Plastik-Gesellschaft“, in der der Schein mehr wert ist, als das Sein.
Belehrt mich eines Besseren! Ich bitte darum.