B & B: Blog-Pause und Badehose :)
Wow! Das gab es auf unserem Blog noch nie!
Im Juli wurden lediglich zwei Artikel von uns veröffentlicht. Sowas.
Wie kam es dazu: So genau kann ich es gar nicht sagen. Auch im Juni war ich schon „schreibfauler“ als sonst. Ich habe gerade in meinem Google-Kalender die Wochen zurück geblättert. Okay… da kommt mir schon eine Idee, wieso ich keine Blog-Beiträge geschrieben habe. Über mehrere Wochen hinweg kein Abend frei – immer Termine bis 21 oder auch 23 Uhr. Und auch wenn der ein oder andere „Termin“ ein Abendessen mti einem Kumpel ist, die wollen ja auch „gepflegt“ sein, und die Zeit ist damit weg. Tagsüber teilweise regelrechte Termin-Marathons. Das dumme in der Schneiderei ist, mit dem Termin ist es ja nicht getan. Hier „ensteht“ ja überhaupt erst die Arbeit.
Aber – ich will hier nicht jammern. Ich will nur zum Ausdruck bringen: Es liegt nicht daran, dass mir unser Blog keine Freude mehr machen würde – ich brauche allerdings ein bisschen Muse und die Muse möchte Zeit.
Bevor ich hier also irgendwas hinrotze, fand ich es passender, einfach nichts zu schreiben.
Dank der alljährlichen Sommerpause in der Textilbranche wird es nun eh etwas ruhiger und schon brennt es mir wieder unter den Nägeln, in die Tasten zu hauen.
Es gibt auch sooo viel zu berichten!
Ich hatte ja nicht soviele Termine, weil wir untätig gewesen wären. Wir haben in den letzten Monaten wie die Wilden genäht und unser Felix hat immer brav mit fotografiert.
Haben wir so treue Leser, dass sich jemand noch an dieses Foto erinnern kann?
Bereits 2010 haben wir für Patrick seine allerliebste Badehose nach gearbeitet. Sieben Jahre später ist die Badehose einfach ein bisschen mitgenommen. Sie ist zwar noch einsatzfähig, aber der Stoff ist dann doche etwas ausgebleicht und das Material der Innenhose nicht mehr so ansehenlich. Daher durften wir nochmal los legen:
Ad hoc ist Patrick also mit einer nigel-nagel-neuen Badebuxe im Urlaub und lässt es sich verdientermaßen gut gehen 🙂
Auf dem mittleren Bild sieht man auch die Detailarbeiten: Die aufgesetzte Hosentasche hat eine kleine Öse in die untere Ecke geschlagen. Warum? Damit das Wasser, dass sich in der Tasche fangen kann leichter abfließt.
Leider war nach solanger Zeit der Schnitt nicht mehr bei uns hinterlegt. Schnitte, die älter als drei Jahre sind, werden aussortiert. Es passiert einfach zu selten, dass Kunden nach so langer Zeit nochmal auf einen alten Schnitt zugreifen und sich körperlich nicht verändert haben. Aber wir hatten ja die Badehose aus 2010 um den Schnitt erneut abzunehmen. Patrick wollte wieder eine blaue Badehose, sie durfte aber einen Tacken heller sein. Gesagt, getan. Passenden Stoff gekauft – eine schnelltrocknende Microfaser – und zugeschnitten.
Die Badehose besteht aus insgesamt 12 Einzelteilen. Drei entfallen auf die Innenhose, vier Teile ergeben die Badehose selbst. Dazu kommt noch die Tasche und die vier Seitenstreifen. Außerdem nicht den Gummi und die Kordel vergessen, die oben in den Bund kommen.
Die Innenhose wird aus einem „Mesh“ gearbeitet – so hochtrabend bezeichnet es die Industrie. Für uns ist das einfach ein weißer Charmeuse. Ein Gewebe, dass gerade in den 70ern und 80ern sehr gerne als Futter für alles genutzt wurde.
Wenn man konzentriert arbeitet, schafft man es den Schnitt binnen 45 Minuten abzunehmen und in ähnlicher Zeit zu zu schneiden. Die Innenhose haben wir mit Kappnähten zusammen gesetzt, denn hier sollte nichts kitzeln oder kratzen. Die Kanten haben wir doppelt eingeschlagen. Die Innenhose bekommt man also in 30 Minuten genäht. Die äußere Hose braucht etwas länger: Alleine das Täschchen mit Öse und Klettverschluss braucht schon mal 15 Minuten. Auch müssen bei diesem Stoff nun alle Stoffkanten versäubert werden.
Ist die Tasche auf der rechten Pobacke platziert, werden die Seitennähte geschlossen. Noch bevor die Schrittnaht gesteppt wird, kommen die vier Zierstreifen auf die Hose. Nicht vergessen die Schlitzchen in der Seitennaht zu sichern!
Wie man sehen kann, haben wir auch hier die Schrittnaht als doppelte Kappnaht genäht. So liegt einfach alles schön flach und die Reißfestigkeit der Naht ist nochmal höher.
Bis hier hin sind nochmal 45 bis 60 Minuten Zeit vergangen.
Bevor man nun Innen- und Außenhose zusammensetzt, braucht es noch zweier Schnurlöcher in der vorderen Mitte – hier kommt später die Kordel zum enger stellen der Hose raus. Nun bückt man oben die äußere Hose so um, dass der Tunnel für den Gummi und die Kordel entsteht und schiebt die Innenhose unter diesen Umschlag. Beim feststeppen des Tunnels wird also auch die Innenhose fixiert.
Nachdem der Gummi in den Tunnel eingezogen ist, wird noch zweimal der Tunnel durchgesteppt. Das sieht einerseits schmuck aus, andererseits hat das technische Gründe: Ohne das Durchsteppen, würde sich der Gummi im Tunnel drehen können. Auch kann ein unfixierter Gummi dafür sorgen, dass die Hose an einer Seite ganz glatt liegt, auf der anderen dafür doppelt stark zusammen gezogen wird. Beides nichts was bequem oder schön wäre. Nachdem Absteppen des Tunnels wird die Kordel eingezogen und feddisch ist die Badebuxe.
3,5 bis 4 Stunden haben wir also benötigt.
Klingt vielleicht viel im Ohr des ein oder anderen. Da empfehle ich dann: Rann an den Stoff und mal selber machen 🙂 Dann merkt man schnell, wie kurz die Zeit doch ist.