Aus dem Nähkästchen geplaudert
Am Dienstag, den 22. August hatten wir erneut ins Atelier eingeladen. Bei unserem Scabal-Abend im Februar und dem Format im Mai – über das ich hier gar nicht berichtet habe?!? – hatten wir so viel positives Feedback erhalten, dass wir uns entschlossen haben, das zur Regel werden zu lassen. Warum nicht Freunde, Kunden und Interessierte alle vierteljahr zu uns einladen und ein Ateliersluft schnuppern lassen.
Thomas Vergosen besuchte uns an diesem Tag. Er gehört zu unseren liebsten Stofflieferanten, denn er bringt nicht nur kleine Muster in Postkartengröße mit, sondern gleich ganze Metragen. Also kann ich den Stoff, in den ich mich verliebt habe auch gleich behalten.
Das allein reicht uns natürlich nicht aus. Die Stoffe von Thomas Vergosen sind auch qualitativ großartig. Woran machen wir das fest? Sein Seiden-Satin zum Beispiel kann ohne große Nachwehen in die Waschmaschine gegeben werden. Natürlich hat so eine Qualität ihren Preis. Doch mit € 98,00 der Meter ist das noch gut unter den Preisen, die Taroni oder Chromatismi aufrufen. Und die verlieren leider, wenn man sie wäscht. Ebenso in der Verarbeitung macht dieses Material sehr viel Freude. Wer schon mal Seiden-Satin verarbeitet hat, weiß wie „flutschig“ der sein kann. Der Seiden-Satin von Thomas Vergosen ist in der Tendenz „wolliger“. Er ist in sich weich und hat im Vergleich mehr „Volumen“. Als wären die Garne marginal gecrèppt – sind sie wohl kaum, der Satin hat einen wunderschönen Glanz! Zu guter letzt überzeugen uns die Designs. Die Farben sind immer hochbrillant. Seine Stoffe oft sehr farbenfroh! Und er sucht für seine Kollektion immer wieder sehr witzige Designs aus.
Im Frühjahr musste ich mir unbedingt 1,5 Meter von seinem „Nudel-Stoff“ kaufen. Ich bin also jetzt stolze Besitzerin eines „Nudelkleides“ 🙂 Passend zu unserer kleinen Veranstaltung, habe ich den Stoff nämlich noch fix verarbeitet und dann das neue Stück natürlich stolz getragen.
Da Thomas Vergosen große Stücke mitbringt und überzeugter Bahnfahrer ist, bringt er nicht so viele Muster mit, wie manch anderer Vertreter. Firmen wie Armbrüster bringen uns 3.000 Muster zur Ansicht mit. Ja, dreitausend.
Bei Thomas Vergosen ist es halt ein Prozent davon. Dreißig Stoffe.
Wenn die Lieferanten mit den Musterkoffern kommen ist es zwar auch schön für uns diese Muster anzusehen. Wir stolpern oft genug auch hier über tolle Materialien und Designs. Aber es ist dann auch Arbeit. So ein Lieferant hat einen Zeitplan und normalerweise zwei Stunden Zeit. Das macht 25 Stoffmuster pro Minute oder 2,4 Sekunden pro Muster.
Thomas Vergosen kommt auch mit zwei Stunden Zeit. Da wird dann ein Käffchen getrunken, der neuste Tratsch der Branche ausgetauscht und über das italienische Lebensgefühl gefachsimpelt. Als unsere Kunden mit dabei waren, hat sich Herr Vergosen noch etwas mehr Zeit genommen und noch eifrig Materialkunde unterrichtet. Wir haben dann „Stilberatung“ betrieben und auch gleich die Modelle zu den Stoffen entworfen.
Das Böse an einer solchen Veranstaltung ist: Auch ich habe mir wieder Stoff gekauft. Nicht, dass ich keinen besitzen würde. Ich habe eine Schublade an Stoffen, die nur mir gehören, die ich keinem Kunden und auch nicht Magdalena weiter geben würde. Und diese Schublade ist eigentlich ganz gut gefüllt. Dennoch. Wieder schrie so ein kleines Stöffchen ganz laut „Mama“, als ich es in Händen hielt.
Was will man da nur machen? 🙂