Auf zur Bayerischen Meisterschaft
Gleich nach meinem ersten Wettbewerb beim Bundeskongress in Kiel im September 2016, fragte ich bei den Verantwortlichen nach, ob es im nächsten Jahr wieder die Möglichkeit gäbe, an einem Wettbewerb teilzunehmen. Die Möglichkeit gab es, diesmal allerdings auf Landes- und nicht auf Bundesebene. So dauerte es natürlich nicht lange, bis Susanne meine Anmeldung für die Bayerische Meisterschaft wegschickte. Zunächst stand die ganze Aktion wegen einer zu geringen Teilnehmerzahl etwas auf der Kippe, aber dank des großartigen Engagements von Ulrike Wenzel fand der Wettbewerb schließlich doch in den Räumen des Landesinnungsverbands in München statt. Dieses Jahr konnten die Auszubildenden und Gesellen an einem Fach- und an einem Avantgardewettbewerb teilnehmen. Da Avantgarde nicht so mein Fall ist, war klar, dass ich mich für den Fachwettbewerb anmelde. In diesem bist du völlig frei, kannst also nähen, was du willst. Dein Outfit wird dann von einer Jury auf Verarbeitung, modische Idee, Passform und Gesamteindruck bewertet.
Ich grübelte lange über das perfekte Teil und wusste auch erst richtig drei Wochen vor dem Wettbewerb, was ich schneidern möchte. Ich entschied mich für ein Outfit, das perfekt zur Übergangszeit zwischen Frühling und Sommer, passt. Die Basis bildete ein luftiges Sommerkleid mit Blumenmuster, das an den wärmeren Tagen ohne Probleme getragen werden kann. Um es auch an kälteren Tagen ausgehtauglich zu machen, fehlte nur noch ein Mantel oder eine Jacke. Nun kann man die Jacke nicht neu erfinden, aber zwei Jacken- oder Mäntelformen miteinander mixen. So entstand das „Trenchcape“. Das Trenchcape ist eine Mischung aus Trenchcoat und Cape und ist in Kombination mit dem Kleid ein echter Hingucker. Komplettiert wurde das Outfit mit einem Regenschirm, auf den passend zum Kleid Blumen aus Organza aufgenäht sind.
Das Trenchcape, das ich aus einem dunkelblauen Köper (100% Baumwolle, Pure Cotton, Scabal) genäht habe, ist vom Grundschnitt erst einmal ein Cape. Durch einen unter dem Revers liegenden Abnäher wird Form in das Vorderteil gebracht. Für eine gewisse Armfreiheit sorgen Armschlitze, die zwischen Vorderteil und Ärmelteil zu finden sind. Den Halsabschluss bildet eine Kapuze. Vorne wird das Cape mit zwei Knöpfen geschlossen. Der Rücken hingegen besticht mit den typischen Trenchcoat-Elementen. Im oberen Bereich ist die typische Passe zu finden, an deren Spitze eine Kellerfalte eingelegt ist, die zum Saum hin ausläuft. Zudem wurden Schulterklappen angebracht, die mit einem Knopf gehalten werden. Abgefüttert ist das Trenchcape mit einer reinen, pinken Seide. Besondere Merkmale im Cape sind zum einen die handgestochenen Knopflöcher und zum anderen die Leistentaschen, die im Vorderteil angebracht wurden. Außerdem wurden alle Nähte mit dickem Garn nach außen hin sichtbar abgesteppt.
Das Kleid, das aus einem cremefarbenen Baumwollstoff mit Blumenmuster genäht wurde, wird ebenfalls mit Abnähern im Ober- und Rockteil auf Figur gebracht. Das Highlight ist der freie Rücken, der lediglich durch zwei sich überkreuzende Träger bedeckt ist. Im angesetzten Rock wurde auf einer Seite im Vorderteil anstatt eines Abnähers wie im Cape eine Kellerfalte eingelegt, hier jedoch eine doppelte. Geschlossen wird das Kleid in der hinteren Mitte mit einem nahtverdeckten Reißverschluss, der hier in einen Abnäher eingesetzt wurde.
Zur Bewertung musste zuerst das jeweilige Modell durch ein Model, in meinem Fall die beste Kollegin der Welt Magdalena, vorgeführt werden. Der Jury wird hier das Outfit erklärt, damit sie die Aussage dahinter versteht und gegebenenfalls Fragen stellen kann. Anschließend bekommt die Jury die Teile nochmal, um besonders auf die Verarbeitung zu schauen. Jedes Jurymitglied gibt in den vier Bewertungsbereichen, die ich oben schon aufgeführt habe, Punkte. Maximal kann man 50 Punkte erreichen und ich bekam… 49!!! 🙂
Ich hatte nicht mit diesem Ergebnis gerechnet und war überglücklich, gleich im ersten Lehrjahr mit der Punktzahl eine Goldmedaille zu gewinnen! Es war einfach hammer!!
Mit der Leistung habe ich die Messlatte für zukünftige Wettbewerbe ziemlich hochgehängt, also mal schauen, wie ich dann dort abschneide. Ich freue mich auf alle Fälle jetzt schon wieder auf die nächste Meisterschaft und finde es toll, dass uns diese Möglichkeit, unser Können unter Beweis zu stellen, geboten wird!!
Für weitere Infos und Bilder schaut mal hier vorbei.